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THE CRÜXSHADOWS – FICTIONAL

Ort: Bielefeld - Forum

Datum: 11.12.2003

Fast genau 1.5 Jahre nach dem letzten Besuch der CRÜXSHADOWS im Bielefelder Forum sollten die verrückten Amis wieder in Ostwestfalen aufschlagen, dieses mal war es aber deutlich kälter. Leider hatte ich mir die Anfangszeit nicht genau gemerkt, so dass ich über eine Stunde im kalten Auto verbringen musste, immerhin in netter Gesellschaft. Um 20 30 öffnete der kleine Laden seine Pforten und es war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass eine stattliche Anzahl schwarzer Gestalten heiss auf Rogue und Co. waren, am Ende waren es sicher über 300 Leute. Doch zunächst wartete die Vorgruppe FICTIONAL auf die Meute.

FICTIONAL ist ein Nebenprojekt von FUNKER VOGT bzw. deren Mastermind Gerrit Thomas, der sich mit dem englischen Sänger Jason Bainbridge verstärkt hat. Das Zweitwerk „Fiction“ erschien dieses Jahr, konnte aber bei mir nicht gerade Begeisterungsstürme ernten. Zu langatmig und gleichförmig fallen die Synthie Pop-Kompositionen aus, ein wenig bange war mir also schon, wie die Jungs beim Publikum ankommen würden. Das elektronische Duo betrat vollkommen in weiß gewandet die Bühne, zudem hatte man sich mit vampirmäßigen Kontaktlinsen geschmückt. Ansonsten gab es als Gimmick noch 2 rote Leuchtstäbe, das war es dann aber auch an Aufregung. Man spielte sich eine halbe Stunde lang durch Songs der beiden Alben wie z.B. „Dorian Gray“, die leidlich unterhaltsam waren. FICTIONAL sind immer dann am besten, wenn sie die Handbremse loslassen und ein wenig flotter agieren, das ist eher bei den alten Sachen so. Ansonsten hört sich das Ganze wie FUNKER VOGT in der Slo Mo-Version an und auch die beiden Musiker waren nicht wirklich agil bei der Sache. Zumindest erzielten sie einen Achtungserfolg und die meisten Leute blieben vor der Bühne stehen.

Dann erfolgte eine etwa 30minütige „Umbaupause“, wobei das meiste eigentlich schon auf der Bühne stand. Links und rechts hingen 2 Plakate mit den Konterfeits der Göttinnen Iris und Osiris passend zum entsprechenden Intro auf der „Mystery of the Whisper“-CD. Und dann ging es los: 2 Tänzerinnen, Rachel, Stacey und Keyboarder Chris bevölkerten die Bühne. Rogue kam natürlich wie immer von hinten durchs Publikum, es sollte nicht das letzte mal gewesen sein, dass er sich dort aufhält… Man startete mit „Into the Ether“, dem Intro der neuen Scheibe „Ethernaut“, danach folgte dann wie auf CD das energische „Cassandra“. Und schon jetzt war klar, dass der Abend zu einem riesigen Erfolg der angesagten Kapelle werden würde. Es war aber auch für jeden was dabei: Die Mädels hatten „ihren“ agilen und sehr theatralischen Rogue, der immer wieder durchs Publikum turnte und die Zuschauer anfeuerte, Headset sei Dank! Für die Jungs posierten die sehr grazilen und beweglichen Tänzerinnen, von denen die rechte bereits beim letzten Mal dabei war, damals allerdings auf der linken Bühnenseite (das sind doch mal fundierte Informationen…). Nachdem man im ersten Teil des Sets ein paar neuere Stücke zum besten gab (z.B. natürlich die Erfolgssingle „Winterborn“), entwickelte sich das Konzert schließlich zu einer Art Best of, mittlerweile hat man auch genügend Hits zusammen. Von der „Wishfire“-CD gab es „Tears“, „Go away“ und „Return (Coming Home)“ auf die Ohren, übrigens haben FICTIONAL mal einen Mix von „Tears“ auf der gleichnamigen MCD abgeliefert, daher wahrscheinlich der Kontakt. Besonders erwähnenswert der eruptive Übergang vom langsamen „Go away“ hin zu „Deception“, was Rachel mit ihrer Violine in unnachamlicher Manier meisterte, manch Gruftimädel standen die Tränen in den Augen! Rogue griff übrigens auch einmal zur Geige. Desweiteren erwähnenswert: Der Sänger holte sich einen Schemel und stellte sich darauf, um wie ein Fels in der Brandung auf seine Jünger herab zu sehen. Es gab auch eine kleine Deutschstunde mit einem Wörterbuch, das hat Mr. Appetitlich aber eigentlich gar nicht nötig, so dass es einem „Fishing for compliments“ gleichkam.

Der Abend war schon weit fortgeschritten, aber es sollte noch lange nicht vorbei sein. Ganze 3 Zugaben gaben die „Crüxies“, man wollte sie praktisch gar nicht mehr von der Bühne lassen! Es kam sogar eher andersherum, denn wie beim letzten Auftritt 2002 holte die Band ahnungslose aber feierwillige Ostwestfalen auf die Bühne, die sich auch nicht lange bitten ließen. Jetzt wurden praktisch nur noch alte Klassiker gespielt: „Marilyn, my bitterness“ (mit 2 Hupfdohlen aus dem Publikum, eine sollte definitiv mehr essen!) , „Eurydice“, bei dem das Auditorium lautstark „Don’t follow me“ mitbrüllte und als Schwanengesang schließlich das vielumjubelte „Monsters“, da war es immerhin schon nach Mitternacht!

Über 2 Stunden dauerte das Spektakel und es untermauerte die momentane Ausnahmestellung der Amerikaner im Gruftzirkus. Wer mit so einer Bühnenshow und so einem Frontmann geschlagen ist, kann nur gewinnen und die Songs kommen live um einiges druckvoller und lebendiger. Ich werde auch beim nächsten mal wieder meine Aufwartung machen!
TK

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