Ort: Soest - Sonic Club
Datum: 10.05.2005
Eine öffentliche Probe – So stand es in den reichlich verteilten Newslettern, die in den letzten Wochen von Endless Records bzw. Promotion unters Volk gebracht wurden. 5 Bands aus dem eigenen Stall, die allesamt auch auf dem WGT auftreten werden und in der kleinen Stadt Soest ihre Livefähigkeiten unter Beweis stellen wollten. Dienstagabend, Club Sonic, Beginn 18 30 Uhr, Eintritt faire 5 Euro. Es sollte wieder ein typischer Terrorabend werden! Zunächst verspäteten wir uns aufgrund privater Vorkommnisse um über 75 Minuten und sinnierten bereits darüber, dass wir die halbe Veranstaltung wohl schon verpasst hätten, und dann war gegen 19 45 die erste Formation noch mitten im Gange. Während aber MYSTIGMA ihren Gothic Rock zelebrierten (vor gähnend leerem Haus), widmeten wir uns zunächst der kulinarischen Szene des Gastgeberorts.
Um 20 30 Uhr kehrten wir dann wieder zurück, nur um festzustellen, dass die Umbauarbeiten zum nächsten Act im vollen Gange waren. Und die zoooooogen sich, was wir mit ein paar netten Gesprächen überbrücken konnten. So entpuppten sich Label-Tina und PSYCHE-Darrin als sympathische Zeitgenossen, letzterer war für die Beschallung des Ladens zuständig und zudem alkoholtechnisch gut unterwegs, was seiner Laune keinen Abbruch tat – im Gegenteil! Auf der Bühne mühte sich derweil der „Synthesist“ (bürgerlich Chris Ianuzzi), das Gewirr aus Kabeln und Steckern zu entschlüsseln, um seine Ein-Mann-Vision von Electro unters Volk zu bringen. Der New Yorker war das erste Mal gigtechnisch in Germoney unterwegs und hatte augenscheinlich Probleme mit den unterschiedlichen Anschlussnormen. Auch ein Beamer wollte zunächst nicht so, wie man sich das vorgestellt hatte. Die Bemühungen vor uns waren durchaus putzig und wurden zudem von der Sonic Technik Crew und dem nimmermüden Darrin augenzwinkernd kommentiert („Habe den Gesang nicht drauf“, „Das Y geht nicht“, „Du musst den Beamer auch anschalten“). Irgendwann war es dann soweit und der New Yorker legte mit seiner Darbietung los.
DAVID BOWIE-Aussehen gepaart mit GARY NUMAN-Gesang und experimentellen aber nicht untanzbaren Klängen, so lautet das Fazit nach den 6, 7 Songs, die er den staunenden Besuchern präsentierte. Zwar machte die Performance noch keinen 100 prozentig professionellen Eindruck, aber es handelte sich hier ja auch um eine Probe. Die Songs stammten wohl im Wesentlichen von der „Avalanche“-VÖ und wurden von netten Beamer-Spielereien unterstützt. Wie der gute Mann wohl auf dem WGT ankommen wird? Man weiß es nicht, man weiß es nicht:-)
Myk Jung, der schon bei seinem Vorgänger Spalier stand, hatte es sich nun augenscheinlich als Ziel gesetzt, keine Zeit zu verlieren. Und so enterten er und die 5 Kollegen augenblicklich die Bühne, stöpselten die Geräte ein und legten mit der Bemerkung „Es ist doch nur ein Soundcheck“ sofort los. Das ist halt 20 jährige Musikerfahrung, die sich auch in der Performance bemerkbar machte. THE INVINCIBLE SEX ist eine Art Kunstprodukt, eine Kombination auf den deutschen Szene-Urgesteinen THE FAIR SEX und THE INVINCIBLE SPIRIT, die ehedem auch eine gemeinsame EP auf den Markt gebracht haben. So befanden sich mit Myk und dem an den Schauspieler Ralph Herford erinnernden Thomas Lüdke gleich 2 Shouter auf der Bühne, dazu ein Keyboarder, Bassistin Lydia und 2 Gitarristen. Lawrence könnte mit seinem Aussehen übrigens sofort in einer finnischen Gruft-Schmacht-Kapelle einsteigen. Alle Saitenkünstler mit Zigarette und dafür Myk mit Textblatt. Er kokettierte nämlich den ganzen Abend über damit, dass er die Prosa noch nicht so gut beherrsche. Überhaupt ein sehr launiger Auftritt mit wilden Posen der beiden Frontmänner und einer eindrucksvollen musikalischen Performance, welche sogar einige der Zuschauer zum Tanzen einlud. Und es war ja nur eine Probe! Die Mischung aus Elektrobeats und harten Rockklängen war aber auch sehr angenehm und wird sicher vor großem Publikum in Leipzig einiges hermachen. Mit Songs wie „Cyberbite“ und „Alphasex“ war man schon gut dabei, aber die beiden abschließenden Klassiker setzten noch mal das Sahnehäubchen oben drauf. „The House of Unkinds“ und natürlich „Push“ sind jedem erfahrenen Schwarzkittel ein Begriff und live dementsprechend eine Bank.
Da war es dann schon 23 30 Uhr und mit den Australiern ANGEL THEORY und eben PSYCHE standen noch 2 Acts in den Startlöchern. Darrin erzählte, dass er heuer mit dem „Synthesisten“ als Keyboarder auftreten wolle, wenn überhaupt, da es doch eigentlich gar nicht nötig sei und… ob der stimmliche Faktor nach dem Genuss mehrerer Liter Warsteiner Gold noch so einwandfrei funktionieren würde? Wir haben es nicht erfahren, denn wir machten uns wieder auf den Heimweg, mit neuen interessanten Erfahrungen im Gepäck. Ein sehr witziger Abend mit Künstlern zum Anfassen, guter Musik und witzigen Randnotizen hatte sein Ende gefunden, so einen Charme wird eine Massenveranstaltung niemals bieten können. Es war ja „nur“ eine öffentliche Probe…
Setlist THE INVINCIBLE SEX
Deeper
The Naked and the Dead
Red Glow Horizon
Drop of Blood
Alphasex
Your God in me
Cyberbite
Devil Dance
The House of Unkinds
Push
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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