Ort: Osnabrück - Bastard Club
Datum: 21.10.2010
Im letzten Jahr gelang den PICTUREBOOKS mit ihrem Debüt „List of People To Kill“ ein hoch gelobter Überraschungscoup, dem keine zwölf Monate später der gelungene Nachfolger „Artifical Tears“ hinterher eilte. Natürlich gehört ein derartiger Mix aus krachendem Noise, stampfendem Stoner, dreckigem Blues und ganz viel Herzblut-Rock’N’Roll zwingend auf die Bühne und so sind die Gütersloher seit einigen Tagen wieder on the road. An diesem Donnerstagabend war der Dreier, der offensichtlich zumindest on stage zum Vierer angewachsen ist, nicht weit von zuhause entfernt und konnten in heimischen Betten schlafen, denn die Herrschaften gaben sich im neuen Bastard Club an der Buerschen Straße in Osnabrück die Ehre. Bevor die Ostwestfalen loslegten, durften jedoch zunächst vier junge Menschen aus Melle ihr Glück versuchen.
Was als Vorband für die PICTUREBOOKS näher gelegen als eine Kapelle namens POLAROIDS? Nach dem Motto Sofortbild trifft auf Bilderbuch starteten die drei Jungs in der klassischen Besetzung Gitarre – Bass- Drums gemeinsam mit ihrer blonden Fronterin Hannah Fiebig um 20.35 Uhr, um die Anwesenden schon mal ein wenig in Stimmung zu bringen. Schlagzeuger Clemens Doersam setzte dabei auch auf optische Reize und präsentierte seinen blanken Oberkörper, zeigte sich ansonsten jedoch eher unnahbar cool, während die Langaxtfraktion munter an den Saiten riss und Fräulein Fiebig auf dem Bühnenboden einen imaginären Songtext abzulesen schien. Ihr Blick wanderte nur selten Richtung Publikum – hier muss wohl noch ein wenig an der Bühnenpräsenz gearbeitet werden. Ansonsten wurde der abwechslungsreiche Alternative-Indie-Rock durchaus wohlwollend vom Auditorium aufgenommen und blutjung wie das Quartett nun mal war und entsprechend vermutlich noch nicht viel Live-Erfahrung hat, war es durchaus ein passabler Auftritt, der mit freundlichem Applaus belohnt wurde.
Nun hieß es zügig die PICTUREBOOKS-Gitarren ans Stomnetz angeschlossen, rasch noch mal die Langäxte gestimmt und schon konnte es keine 15 Minuten später mit den Ostwestfalen weitergehen. Ist doch ganz praktisch, wenn sich Support und Hauptact ein Drumkit teilen. Die bewegungsfreudigen Musiker ließen sich nicht lang bitten und hauten mit „The Phone Won’t Ring For You Tonight“ gleich einmal einen eingängigen Song raus, mit dem doch auch schon ordentlich Krach gemacht wurde. Dank „List of People To Kill” und „Machine” ging’s nahtlos mit zwei Nummern des Erstlings weiter, bevor „Kiss Me Goodbye“ mit hypnotischen Garagen-Styles und fetten Gitarren ins Hirn kroch, ehe sich das rhythmusbetonte „Sensitive Feelings All Electric“ im Hirn festbiss. Beim T-REX-Cover „20th Century Boy“ juckte es den Ersten dann auch in den Beinen und das Kopfnicken und Fußwippen nahm deutlich zu und spätestens mit dem treibenden „Twisted Truth/Mislead Youth“ kam auch vor der Stage spürbar Bewegung auf. Getoppt wurde die hochenergetische Entladung der OWLer durch das Highspeed-Geschrammel von „Finders/Keepers“, bevor sich mit „Prince Traffic Light“ ein echtes Schmankerl der ersten Platte anschloss, bei dem insbesondere die Sechssaiter gefielen. Der Bassmann, dessen schwarze Wuschelmähne schon länger klatschnass am Kopf klebte, sank bei diesem Track vorm Verstärker auf den Boden und spielte wenig später auf dem Rücken liegend weiter, während der Sänger und Gitarrist eine Box erklomm und Bekanntschaft mit den niedrigen Decken im Bastard machte. Auch beim scheppernden „Simple Solutions“ krachte es gewaltig im Gebälk, ehe „I’m Drawing Hearts On Your Jeans“ den Sound nach vorn peitschte und „Running Out Of Problems (You Can Have Some of Mine)“ endgültig in die Vollen ging. Mit „On To Go“ hatten sich die PICTUREBOOKS so richtig schön in Fahrt gespielt und auch das Publikum, das sicherheitshalber zunächst deutlich Abstand hielt, war offensichtlich von der Mucke gewaltig angefixt. Doch statt den Kessel jetzt so richtig anzuheizen, verabschiedeten sich die Herren von den Anwesenden, verschwanden kurz im hinteren Bereich der Kneipe und kehrten dann noch mal für zwei Zugaben zurück. „You Cannot Make It Right“ ließ es dabei zunächst etwas ruhiger angehen, mit „Hustler“ gab’s jedoch noch einmal richtig einen auf die Mütze, doch das war’s dann auch schon. Auf der Setlist war zwar noch „Take It!“ vermerkt, aber irgendwie hatten THE PICTUREBOOKS wohl keine Lust mehr.
Keine Ahnung, woran das lag. Dass die Konzertbesucher zunächst etwas zurückhaltender waren, sollten die Ostwestfalen doch aus ihrer Heimat kennen. Wie auch immer, es war eine knackige Stunde, in der alle Register gezogen wurden und amtlich gerockt wurde. Dass relativ viel geraucht wurde, war für mich ein klitzekleiner Wermutstropfen – ich weiß die inzwischen überwiegend rauchfreien Konzerte nämlich sehr zu schätzen – auch wenn’s vielleicht uncool ist, aber für die 90 Minuten war’s auch kein Problem.
Setlist THE PICTUREBOOKS
The Phone Won’t Ring For You Tonight
List of People To Kill
Machine
Kiss Me Goodbye
Sensitive Feelings All Electric
20th Century Boy
Twisted Trut/Mislead Youth
Finders/Keepers
Prince Traffic Light
Simple Solutions
I’m Drawing Hearts On Your Jeans
Running Out of Problems (You Can Have Some of Mine)
On To Go
You Cannot Make It Right
Hustler
Copyright Fotos: Ulrike Meyer-Potthoff
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