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TON STEINE SCHERBEN FAMILY

Ort: Hamburg - Fabrik

Datum: 17.11.2005

Schon im August letzten Jahres, als TON STEINE SCHERBEN sich neu formatierten und fortan TON STEINE SCHERBEN FAMILY hießen, hatte ich es verpasst bei einem der zwei Konzerte dabei zu sein. Diesmal sollte das nicht passieren. Auf Grund der Wetterverhältnisse sind wir recht früh losgefahren und kurz vor acht an der Fabrik angekommen. Es sollte mein erster Abend dort in den legendären Mauern sein. Die Fabrik war noch zu, es hatten sich allerdings schon die ersten Fans eingefunden, die trotz der barbarischen Kälte ausharrten. Mit etwas Verspätung öffneten sich dann die Türen. Kurz nach neun betrat dann Sven Panne die Bühne. Ein Künstler aus Hamburg, der mit seiner Ausstrahlung und seiner unheimlich ausdrucksstarken Stimme, sofort das Publikum begeistern konnte. Alleine hinter seinem Keyboard spielte er fünf Songs, die sofort ins Ohr gingen.

Die Fabrik war mittlerweile gerammelt voll, und als dann mit „Wir müssen hier raus“ das Konzert der Scherbenfamily eröffnet wurde, gab es beim Publikum und auch bei mir kein Halten mehr. Man hatte das Gefühl in eine Zeitschleife geraten und direkt in die 70/ 80er Jahre katapultiert worden zu sein. Natürlich fehlt der große Meister des deutschen Politrocks. Das Mikrofon, das in der Mitte der Bühne stand, und von den Bandmitgliedern abwechselnd genutzt wurde, stand teilweise leer und erinnerte stark an die Lücke, die der Tod Rio Reisers hinterlassen hat. Erinnert wurde mehrfach an ihn und als Jörg Schlotterer die Bandgeschichte erzählte und wie es dazu kam, dass sie sich als Band wiederfanden, wurden bei dem einem oder anderen Bandmitglied die Emotionen sehr deutlich sichtbar. Ihnen fehlt er wohl allen…

Das sehr gemischte Publikum – vom 68er bis zum 16 jährigen Punk war alles dabei – konnte jede Textzeile mitsingen und applaudierte bei den politischen Statements, so dass man das Gefühl bekam, dass Musik doch noch etwas bewegen kann, wenn man sie denn lässt. Die Texte haben auch zwanzig Jahre nach der Auflösung der Band nichts an Aktualität verloren und das ist wohl auch der Grund, warum die Musik der Scherben auch heute noch durch alle Altersschichten hindurch gehört wird. Bei „Halt Dich an Deiner Liebe fest“ kam dann Jan Plewka auf die Bühne, um die Band gesanglich zu unterstützen. Der ehemalige SELIG Sänger konnte speziell in Hamburg im Schauspielhaus große Erfolge mit „Jan Plewka singt Rio Reiser“ feiern und wenn man die Augen zugemacht hat, hatte man fast das Gefühl, dass Rio doch dabei ist.

Die Spielfreude von Kai Sichtermann (Bass), Funky K. Götzner (Schlagzeug), Nikel Pallat (Gesang/ Saxophon), Jörg Schlotterer (Chor/ Flöte), Angie Olbrich (Gesang/ Percussion), Martin Paul (Keyboard), Marius del Mestre (Gesang/ Gitarre), Dirk Schlömer (Gitarre/ Gesang) war beeindruckend und, von „Mein Name ist Mensch“ bis „Keine Macht für niemand“ und „der Turm stürzt ein“ war alles dabei. Bei ihrem letzten Lied „Übers Meer“ wurde noch einmal die Bandkollegen und Freunde erinnert, die nicht mehr dabei sein können.

Nach knapp drei Stunden voller Musik, Lebensfreude, Emotionen und Politik nahmen die Scherben ihren Hut, aber nicht ohne zu versprechen, dass man sie bald wieder zu sehen bekommen wird. Ein für viele sicherlich unvergesslicher Abend.

Setlist:
Wir müssen hier raus
Hau ab
Mein Name ist Mensch
Wo sind wir jetzt
Wenn die Nacht am tiefsten
Warum geht es mir so dreckig
Da!
Halt Dich an Deiner Liebe fest
Komm schlaf bei mir
Guten Morgen
Ich hab nix
Land in Sicht
Der Traum ist aus
Sumpf Schlock
Alles verändert sich
Jenseits von Eden
Keine Mach für niemand
Alleine machen sie Dich ein

Junimond
Irrenanstalt
Der Turm stürzt ein

Feierabend
Ich geh weg

Übers Meer

Copyright Fotos: Juliane Duda

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