Ort: Osnabrück - Maiwoche 2004
Datum: 08.05.2004
Eigentlich sind Stadtfeste nicht mein bevorzugtes Terrain. Zu viele Leute, zu viele Leute, die ich nicht kenne und zu viele Leute, die ich nicht kennen will. Dennoch machte ich mich an diesem Samstag Abend mit charmanter Begleitung auf den Weg zur Osnabrücker Maiwoche. Anlass hierfür: Der Auftritt der Berlinerin TONI KATER, die ich leider beim Eins Live-Festival knapp verpasst hatte. Nachdem die Parkplatzsuche erfolgreich abgeschlossen war, ging die Suche nach Bühne 9, auch Elektrolurch-Bühne genannt, in ihre kritische Phase. Ein Stadtplan wäre hier hilfreich gewesen, so landeten wir zunächst bei einer Psychabilly Light-Kapelle und danach bei irgendeinem irrelevanten Comedy Duo. Die Nervosität stieg etwas, denn eigentlich hätte die Toni schon 15 Minuten auf den Brettern stehen müssen, aber Glück gehabt! Denn als wir den leicht abseitigen Auftrittsort erreichten, war man gerade im Soundcheck.
Leider nützte der nicht allzu viel, denn man hatte bei den ersten Songs mit massiven Soundproblemen zu kämpfen. Die äußerst schmächtige Toni entschuldigte sich mehrfach für Rückkopplungen, Ausfälle der von ihr bedienten Keyboards und Lautstärkenprobleme. Insgesamt war es schon ziemlich laut, so dass sich in aller erster Reihe kaum Zuschauer befanden. Die Leute waren aber dennoch neugierig interessiert, wenngleich natürlich mit den meisten Songs nicht vertraut. Denn man hat bisher nur die Single „Wo bist du“ draußen, die im Radio schon für Furore gesorgt hat. Dieses Stück wurde eher gegen Ende gespielt, kam dann auch beim Publikum am besten an. „Gegen die Zeit“ und „Wenn sie liebt“, beide eher gefühlig, litten leider noch unter der mangelnden instrumentalen Abstimmung. Toni selbst schien ihre Krankheit überwunden zu haben, die leider zum Ausfall einiger Gigs geführt hatte. Aber auch wenn ich nicht ihre Mutter bin: Sie sollte wirklich mehr essen, so zierlich wirkte das 26jährige Mädel mit Wuschelkopf in olivgrünen Tarnklamotten. Die übrigen Bandmember bestanden aus einem Bremer Gitarristen, der seine Vorliebe für den neuen deutschen Fußballmeister offen zur Schau trug und einem recht regungslosen Bassisten. Beim Drummer fiel mir auf, dass er ein teilweise elektronisches Drumkit bediente. Von den meistenteils atmosphärischen Stücken gefielen besonders „Berlin“, ein Song über die Heimatstadt, „Tobi“, die Ode an ihre Zitat „weibliche Freundin“ und das von einer wunderschönen Melodie getragene „Opium“. Auch „Die Nacht ist blau“ – von einem kleinen Scherz eingeleitet – konnte zum Abschluss überzeugen.
Mittlerweile fühlte sich die Band auf der Bühne sichtbar wohler und die Reaktionen des Auditoriums fielen auch deutlich enthusiastischer aus. Besonders die Vielfältigkeit des Songmaterials ließ aufhorchen, von Balladen über 80er Einflüsse bin hin zu Rock war alles vertreten, das alles veredelt von der sanft-sehnsüchtigen Stimme der kleinen Frontfrau. Mittlerweile war es dunkel geworden, aber für das Album „Gegen die Zeit“, welches Ende Juni erscheinen wird, braucht man nicht schwarz zu sehen, ganz im Gegenteil!
TK
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