Ort: Herford - Club X
Datum: 30.04.2007
Einen besseren „Tanz in den Mai“ kann man sich eigentlich nicht wünschen: Bombenwetter, langes Wochenende und eine fette Ladung Metal, bei der für jede Metal-Generation mehr als nur Schonkost geboten werden sollte. So konnten sich DIE Durchstarter der letzten 2 Jahre TRIVIUM die Metal-Legende Jeff Waters aka ANNIHILATOR als Support an Bord holen und eröffnen wollten die Newcomer SANCTITY, denen TRIVIUM-Chef Matt Heafy höchstselbst einen Label-Deal verschafft hat, was diese mit einem Knaller-Album gedankt haben.
Und mit diesem Selbstbewussteins-Schub gingen SANCTITY auch gleich in die vollen. Etwas überraschend auch gleich die noch zahlenmäßig etwas kleinere Menge vor der Bühne. Kennt man von den jüngeren TRIVIUM-Fans eher, dass sie sich voll auf ihre Band einschießen, gingen sie doch gleich von Beginn an gut mit. Allerdings auch kein wirkliches Wunder, lassen einem doch Kracher wie „Road to Bloodshed“, „Beloved Killer“ und auch der Band-Hit „Zeppo“ kaum eine andere Wahl, als im Pit mit abzugehen. Angetan von dieser Reaktion gab auch die Band selbst alles und besonders Sänger/ Gitarrist Jared ging ab wie ein Zäpfchen. Der Rotschopf poste, bangte, schnitt Grimassen, feuerte die Menge an und überzeugte ganz nebenbei noch mit seiner fetten Rock-Röhre. Dazu zockte Zeff noch ein Killer-Riff nach dem nächsten und brillierte mit tollen Soli, während Basser Derek und Drummer Jeremy für die solide Grundlage sorgten. Gleich zu Beginn ein mächtiger Dampfhammer, welcher dazu führte, dass vor allem Jared den gesamten Abend von Fans belagert wurde, um mit ihnen Poser-Pics zu machen, wobei der diesen Wünschen mehr als gut gelaunt nach kam.
Bei dem Auftritt von ANNIHILATOR durfte man mehr als gespannt sein. Einmal, wie sich das ständig wechselnde Line Up um Gitarren-Legende Jeff Waters dieses Mal präsentieren würde und zudem, wie die meist recht jungen Fans die Veteranen des Heavy Metals aufnehmen würden. Beide Sorgen verpufften schon gleich mit „Operation Annihilation“ vom neuen „Metal“-Album, sowohl die Band als auch die mittlerweile gute gefüllte Halle waren sofort on Fire. Bei einer doch recht kurzen Spielzeit und dieser Menge an Alben ist es natürlich schwer eine gute Setlist zu finden, doch ob nun „The Fun Palace“, „King of the Kill“ (mit Gast-Auftritt von TRIVIUMs Corey) oder „Set the World on Fire“, ANNIHILATOR packten alte und neue Fans und ließen sie nicht mehr los. Dabei fiel gar nicht weiter auf, dass Jeff sich vor kurzem am Knöchel verletzt hatte und daher in Angus Young-Manier über die Bühen hoppelte. Wie auch auf dem neuen Album teilt er sich mittlerweile hier nicht nur die Vocals mit Dave Padden, sondern auch die zweite Gitarre wird von dem gut 10 Jahre jüngeren Kurzhaar übernommen, der sowohl mit seinen Riffs als auch mit seinen Vocals eine mehr als gute Figur machte und damit den an der Lead-Gitarre brillierenden Jeff Waters mehr als optimal ergänzte. Highlight einer jeder ANNIHILATOR-Show damals wie heute ist natürlich „Alison Hell“ bei dem zum Ende des Sets alt und jung nochmal ordentlich abgingen und auch ein junger rothaariger Metaller namens Jared MacEachern nicht mehr zu halten war und moshend auf die Bühne rannte, um mit seinen Kollegen/ Vorbildern mächtig steil zu gehen. Auch wenn viele alte Fans diese ANNIHILATOR durch die Line up-Wechsel nicht als die echten anerkennen möchten, müssen auch die Kritiker nach dieser Show deutlich eingestehen, dass diese Band viel mehr als 40 Min im Vorprogramm verdient hat!
Die Halle voll, die Ärmel hochgekrempelt und die Stimmbänder geölt. Die Fans waren mehr als bereit, als Matt Heafy und TRIVIUM die Bühne enterten und mit „Entrance the Conflegration“ deftig loslegten. Kaum eine andere Band hat in den letzten gut 2 Jahren einen solchen Aufstieg geschafft. Vor einigen Monaten noch als Support vor Arch Enemy vor 300 – 500 Leuten unterwegs, füllen sie mittlerweile selbst locker 1000er Hallen. Da ist es kein Wunder, dass vor allem Leader Matt K. Heafy vor Selbstbewußtsein nur so strotzt. Und das zu Recht, macht seiner Band doch spielerisch und auch songwriterisch schon in jungen Jahren keiner mehr was vor. So knallen neue Thrash-Granaten wie „Detonation“, „Unrepentant“ oder auch das umjubelte „To the Rats“ auch live ohne Ende! Kein Wunder also, dass es im Pit mächtig im Circle umherging und man ohne Ende fliegende Matten sah. Headliner-Tour = längere-Spielzeit und so fanden auch mit „Ember to Inferno“ und „Requiem“ gleich zwei Songs vom Debüt den Weg in die Setlist und wurden genauso abgefeiert wie die Granaten vom aktuellen „The Crusade“ oder dem Durchbruch-Album „Ascendancy“. Von diesem durften natürlich u.a. die Mitsing-Hits „Like Light to the Flies“ und der Übersong „Dying in your Arms“ nicht fehlen. Live übernimmt erfreulicherweise Gitarrist Corey mehr und mehr die aggressiven Shout-Parts, passt der klassische Thrash-Gesang von Matt nicht so wirklich zu den älteren Titeln. Dafür überzeugte das Ausnahme-Talent durch gelungene cleane Refrains und zusammen mit seinem Axt-Kollegen für reihenweise Duelle an der Lead-Front und pushte ganz nebenbei noch die Fans an den Stimmungs-Höhpunkt, welcher bei der Hymne „Anthem (We are on fire)“ erreicht wurde. Bei den obligatorischen Zugaben in Form der Überkiller „A Gunshot to the Head of Trepidation“ und „Pull Harder on the Strings of Your Martyr“ brachen dann nochmal alle Dämme. Nach 75 schweisstreibenden Minuten wurde die gerockte Menge mit dem Final Fantasy VII-Soundtrack „One Winged Angel“ in erfrischend kühle Abend-Luft entlassen.
Aufgeputscht von solch einer Show und dem Gerstensaft nicht abgeneigt sah man anschließend noch Musiker und Crew-Leute von allen Bands zusammen mit einem Terrorverleger und den Fans bis spät in die Nacht zu METALLICAs „Enter Sandman“, PRONGs „Snap your Finger…“ oder SLAYERs „Raining Blood“ die Tanzfläche des Club X unsicher machen! Metal! Lediglich die Merchpreise mit 30 Euro pro Shirt waren schon mehr als grenzwertig.
Setlist ANNIHILATOR
Operation Annihilation
Clown Parade
King Of The Kill
Like Father, Like Gun
Set The World On Fire
The Fun Palace
Alison Hell
Setlist TRIVIUM
Intro „Divinity I“ (Final Fantasy VII, Advent Children)
Entrance the Conflegration
Detonation
Ember to Inferno
Like Light to the Flies
Rain
To the Rats
Unrepentant
Requiem
Tread the Floods
Dying in your Arms
Drowned and torn Asunder
Suffocating Sight / Ascendancy
Ignition
Anthem (We are on Fire)
A Gunshot to the Head of Trepidation
Pull Harder on the Strings of your Martyr
Copyright Fotos: Dirk Ruchay
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