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ULTIMA RATIO 2006

Ort: Krefeld - Kulturfabrik

Datum: 06.05.2006

Stau! Dieses Wort würde sich an diesem sehr sonnigen Frühlings-Samstag wie ein rotes Band durch den gesamten Tag ziehen. Zu nachtschlafender Zeit (11:00h vormittags) machen sich also zwei Terrorverleger auf in den Ruhrpott, um sich eine ganze Reihe Viking/ Pagan/ Black Bands anzuschauen. Und das Billing las sich echt lecker. So waren als Headliner die belgische Metal-Legende ANCIENT RITES und die Humppaa-Finnen ENSIFERUM gebucht, und mit RIGER, MENHIR und auch EQULIBRIUM würde die Speerspitze der deutschen Viking/ Pagan-Szene am Start sein.

Doch erstmal hieß es ankommen, und das war gar nicht so einfach. Zuerst ist es dem Kutscher völligst entgangen, dass an diesem Samstag die eh schon von Baustellen verseuchte A2 bei Dortmund bis in die Nacht komplett gesperrt sein würde. Die ausgeschilderte Umleitung brachte uns dann direkt in einen dicken STAU, durch den wir zusammen mit dem Auto fast eine Stunde in der Mittagssonne gebraten wurden, was weder dem Vehikel noch den Insassen so wirklich gut tat (Sonnenallergie kann so fies sein…). Nach einigen Umwegen und immerhin fast 3 Stunden Fahrtzeit in Krefeld angekommen (und das Beförderungsmittel auf einem noch überraschend guten Platz abgestellt) gab der Anblick auf den Einlass auch nicht wirklich Grund zu Freude. Denn dort wartete eine lange Schlange darauf, noch größer zu werden. Also weitere fast 45 Minuten in der Sonne ausharren… Endlich in der Halle waren gerade THRUDVANGAR mit ihrem Set durch, dem zu Folge dann die gesamten Metaller aus der Halle nach draußen strömten, wodurch wir im Durchgang wieder einmal im Stau standen…

Gut, dann war es endlich geschafft, und die erste Band für uns war lt. Running Order ODROERIR, doch die standen im… na? Stau! Daher wurden kurzfristig AASKEREIA auf die Bühne geschickt. Auch wenn der Drummer mein Namens-Vetter in Sachen Pseudonym ist, waren mir die Black Metaller aus dem Schwarzwald bislang vollends unbekannt. Shame on me, denn was die mit Corpse Paint geschmückten fünf Jungs + die Dame an der Akustik-Gitarre da boten, war richtig ordentlich. Brutaler und kalter Black Metal mit deutschen Texten, einigen Pagan-Einflüssen in Form von Akustik-Passagen und Viking-Gesang. Auch wenn es vor und auch während des Gigs zu vereinzelten technischen Schwierigkeiten kam und der Sound generell recht mies war, wurden AASKEREIA zurecht ordentlich bejubelt und Unmutsbekunden wurden laut, als Sänger Grim schon nach wenigen Songs bekannt gab, dass man nur noch max. 2 Tracks würde spielen dürfen. Auf jeden Fall haben AASKEREIA deutlich aufhorchen lassen und ich habe mir vorgenommen, mich in Zukunft mal mit den Kollegen genauer auseinander zu setzen…

Nun hatten es dann auch ODROERIR nach Krefeld geschafft und betraten als nächste die Bühne. Nach dem Vollbrett von AASKEREIA bekamen die Fans nun melodischere Töne zu hören. So begannen die in altertümlichen Gewändern gekleideten Midgard-Metaller mit getragenen Songs, Folk, Violinen-Melodien und schönen altertümlichen Gesängen von Stickel und einer neuen Dame am Mikro namens Natalie. Nach den ersten gut 3 Songs erhob sich dann Fix von seinem Hocker, legte die Akustik-Klampfe beiseite und holte seine E-Axt hervor. Ab jetzt ging es ne Ecke härter zu Sache und wurden zuvor noch die Trinkhörner in die Höhe gereckt, war es nun an der Zeit die Mähnen fliegen zu lassen, was auf der Bühne vor allem Natalie in Vollendung zeigte und vor der Bühne etliche gut angeheiterte Viking-Fans ihr nachtaten. Nach dem wirklich guten Set, welches alleine durch den ein weiteres Mal schwachen Sound getrübt wurde, fragten sich nicht nur weniger, wann diese Band endlich ihren verdienten Platz weiter hinten im Billing bekommen würde.

Die erste Band, die mir im Vorfeld richtig ein Begriff war, hieß BLACK MESSIAH. Die Lokal-Matadoren nutzen ihren Heimvorteil und räumten schon recht ordentlich ab. Dabei kamen an diesem Abend natürlich die groovigen Party-Songs mit den obligatorischen Keys-Melodien am besten an. Da wurden die Hörner gereckt und mit der Band zusammen die Texte gesungen. Diese Reaktion freute die Truppe sichtlich, und so gab es erstmal eine Runde Frei-Met für die ersten Reihen! Als Leckerchen hatte man auch neue Songs am Start, darunter natürlich das Titelstück des bald erscheinenden Albums „of Myths and Legends“. Die neuen Tracks passen sich optimal ins Band-Programm ein und motivieren sofort zum mitgehen. Deutlich zu spüren ist auch, dass die Band in ihrem mittlerweile hoffentlich stabilen Line Up auch live um einiges tighter spielt. Da freue ich mich schon auf das neue Album!

Und da war es wieder: Stau! Denn dieser hinderte die bayrischen Durchstarter EQULIBRIUM pünktlich zu ihrem Gig in der Kulte einzutreffen. So schickte man kurzfristig die Nordlichter STORMWARRIOR auf die Bühne. Schon im Vorfeld war ich etwas verwundert, warum man diese Band eingeladen hatte, passt ihr Sound doch nicht so wirklich in solch ein Festival. Dies bemerkte man dann auch schnell an der ordentlich schwindenden Fülle in der Halle. Doch STORMWARRIOR machten das Beste daraus und zockten tight und mit Spaß ihren 80er-lastigen Metal und brachten damit immerhin die verbliebenen Mähnen zum fliegen. Erstaunt war ich allerdings über den Sound. War er doch bislang recht dürftig und vor allem sehr drum-lastig, kam er nun doch recht ordentlich aus den Boxen geschallt. Da konnte man nur hoffen, dass dies nun den restlichen Abend Bestand haben dürfte.

Da mir das STORMWARRIOR-Set doch recht langatmig vorkam und mich auch die Stripperin nicht so wirklich begeistern konnte, wurde erstmal eine Pause zur Nahrungsaufnahme eingelegt. Und obwohl man doch einige Minuten fort war, hatte man überraschenderweise nichts verpasst. So waren EQULIBRIUM immer noch nicht da und der Zeitplan mittlerweile schon gut eine Stunde hinterher. Daher schickte man nun also XIV DARK CENTURIES auf die Bretter. Deren letzte EP „Jul“ hatte mir schon außerordentlich gut gefallen, und so war ich gespannt, was die Thüringer live bieten würden. Standardgemäß betrat man in Mittelalter-Gewandung die Stage und legte mit einem lauten „Wotan“-Schrei los. Auch live knallen die Songs der Viking Metaller ziemlich fett, wenngleich der Sound nun plötzlich wieder schlechter wurde. Songs wie z.B. „Teutonentanz“ sind natürlich eine Macht, und so gaben Band und Fans alles, moshten, sangen und grölten, dass es eine wahre Freude war. Auch ein neuer Song wurde dargeboten und der lässt darauf schließen, dass XIV CENTURIES in Zukunft noch einiges werden reißen können!

Nun hatten sie es geschafft. Mit richtig Tempo rasten die Bayern EQUILIBRIUM auf das Gelände und stürmten fast direkt auf die Bühne, vor der es nun richtig voll wurde. Keine Frage, die Black Metaller haben sich in den letzten Monaten dick nach oben gearbeitet und sich schon eine ansehnliche Fangemeinde erspielt. Stücke der Marke „Unter der Eiche“ oder „Der Sturm“ sind einfach klasse und machen auch live tierisch Spaß. Mit Armin Dörfler an den Keys und einem neuen Mann hinter der Schießbude ballerten sich die Süddeutschen sämtlichen Stau-Frust von der Seele. Vor allem Shouter Helge wirbelte unablässig über die Bühne, interagierte mit dem Publikum (bekam sogar ein Plüschtier geschenkt) und überzeugte zudem noch durch eine gute Gesangsleistung. Diese teilte er sich des öfteren mit dem Publikum, welches fast die gesamten Texte lauthals mitsang. Sollten die Münchner mit ihrem nächsten Album diese Leistung noch weiter ausbauen, kommt da ohne Frage etwas ganz großes auf uns zu. Und ich glaube so ziemlicher jeder würde es den sympathischen Musikern gönnen! Auch wenn es durch eigentlich unglückliche Umstände passierte, waren EQUILIBRIUM an der absolut angemessen Position im Billing aufgetreten.

Nämlich genau vor der Headliner-Riege. Diese wurde von den deutschen Viking-Veteranen MENHIR eingeleitet. Seit über 10 Jahren sind diese Jungens nun aktiv, und sowohl durch ihre klasse Alben als auch durch ihre Live-Show wissen sie zu überzeugen. Leider ließ man heute den Folk-Faktor fast völlig außen vor und konzentrierte sich mehr auf den Mosh-Faktor. Einerseits eine völlig richtige Entscheidung, ging die Meute doch bei neueren und auch alten Songs richtig gut mit. Dennoch vermisste ich die Folk-Einlagen und auch die Show-Deko (Schilde etc.) etwas, machen diese Dinge eine MENHIR-Show doch noch interessanter und abwechslungsreicher. Aber zu Recht wurde die Band von den Fans ordentlich abgefeiert, und auch wenn so einige schon recht angeschlagen umher wankten, reichte es noch immer die Hörner in die Luft zu recken und Gesänge anzustimmen. Etwas unglücklich dann das Ende des Gigs. Denn eigentlich war die Band gerade voll in Fahrt, als man ihnen regelrecht den Saft abdrehte. So hat wohl der Manager von ANCIENT RITES im Hintergrund aufgrund der zeitlichen Verzögerungen ordentlich Alarm gemacht, dass sich die Veranstalter gezwungen sahen, MENHIR recht unsanft von der Bühne zu bitten. Dies sorgte für berechtigte Schimpf-Kanonaden von den Fans. Schade, schade… Aber seit einiger Zeit wird ja bereits ein neues Album in Aussicht gestellt, was zwar diesen Fauxpas nicht wieder ausgleicht, aber auf weitere Konzerte in naher Zukunft hoffen lässt.

Die Hessen RIGER sind eine weitere dieser mächtigen Bands der deutschen Szene. „Gjallar“ konnte wieder gut überzeugen und „Des Blutes Stimme“ ist und bleibt eines der besten Alben der Pagan Szene. Bei Übersongs wie z.B. „Auf die Ahnen“ ließ sich auch niemand lange bieten, und so wurde abgefeiert, gemosht, getanzt und gesungen, dass es eine wahre Freude war. Auch für die Band selbst, so lieferten die Musiker wieder eine Top-Leistung ab und festigten ihren Status mehr als deutlich. Vor allem der langmähnige Sänger Ingo bot mal wieder einen imposanten Anblick, während er die Texte ins Mic growlte, kreischte, sang und nebenbei einem Fan des öfteren mal das Trinkhorn klaute, welches dann auch bald geleert war. Doch auch die Gitarren-Fraktion zockte motiviert und routiniert ihr Set runter, so dass sowohl Band und auch Fans am Ende zufrieden sein durften. Fast! Denn auch hier wurde das Set wieder etwas gekürzt, was weitere lautstarke Unmutsbekundungen zur Folge hatte. Zudem war der Sound wieder einmal recht breiig und vor allem die Drums zu laut. Komischerweise aber mittlerweile nur in der ersten Hälfte der Halle, also direkt vor der Bühne. Weiter hinten wo auch das Pult platziert war, kam der Sound recht ordentlich an, was wohl der Grund dafür war, dass der Mischer nicht wirklich etwas änderte…

An den getragenen Shirts war schon den ganzen Tag deutlich zu erkennen, welche Bands die Favoriten an diesem Tag sein würden. Neben EQULIBRIUM und den noch anstehenden Headliner ANCIENT RITES waren dies natürlich die Humppaa-Finnen ENSIFERUM. Es war dann auch schon nach Mitternacht, als die Durchstarter der letzten Jahre los legen konnten. Und dies taten die Nordmannen sehr souverän und routiniert. Für meinen Geschmack zu routiniert im Vergleich zu ihren furiosen Auftritten in der Vergangenheit. So zockten Petri und seine Kollegen zwar natürlich einwandfrei, aber es wirkte alles nicht mehr so frisch und unbekümmert, wie man es von ihnen eigentlich gewohnt ist und was auch viel zu der Stimmung beiträgt. Doch genau diese brachte den Umschwung. Denn klasse Songs, wie „The Tale of Revenge“ und „Lai Lai Hei“, wurden vom vollen Haus abgefeiert und auch die neueren Tracks der „Dragonheads“ EP (Titelstück und „Warriors Quest“) wurden begeistert aufgenommen. Durch diese Resonanz wurden auch ENSIFERUM langsam wach und zeigten sich auch im Umgang mit den Fans weniger distanziert. Doch gerade voll in Fahrt kam wieder der Zeit-Faktor ins Spiel. So wollte Keyboarderin Meiju gerade die Zugabe anstimmen, da bemerkte die Band, dass die Gitarren nicht mehr funzten. Denn während des Jubels hatten eifrige Roadies schon mit dem Umbau begonnen, was Band und natürlich vor allem den Fans mächtig missfiel… Doch musste man sich damit abfinden, denn nun sollte alles für die belgischen Veteranen ANCIENT RITES vorbereitet werden.

Was schon während des Gigs von ENSIFERUM zu beobachten war, schlug nun deutlich durch. So waren nach EQUILIBRIUM und den folgenden Bands immer ein paar Leutchens verschwunden. Entweder, weil man seine persönlichen Faves schon gesehen hatte, auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen oder ganz einfach übermüdet und besoffen irgendwo eingepennt war. Nach einer längeren Pause (technische Probs) waren es dann nur noch recht wenige Nasen, die sich um 2 00 Uhr noch in der Kulte aufhielten, um dem Auftritt von ANCIENT RITES beizuwohnen. Nachdem dann alles eingestellt war, erklang „Crusade“ als Intro und der mittlerweile mit Glatze und ohne Bass agierende Fronter Gunther gesellte sich zu seinen Bandkollegen. Der Mann war ja schon immer ein imposanter Fronter, doch mit etwas aufgemöbelter Statur, Glatze und diesem irren Blick, wirkt der Belgier noch ne Ecke eindrucksvoller. Gleich zu Beginn knallte man den noch Anwesenden einen neuen Song vom kommenden Album „Rubicon“ an den Latz. Sehr fett und typisch ANCIENT RITES. Erik an der Gitarre hat nichts von seinem Können eingebüßt, und vor allem Gunther scheint 2006 entschlossener zu sein als je zuvor (und evtl. war er auch noch mächtig angepisst wegen der dicken Verzögerung). Mit „Götterdämmerung“ und „Mother Europe“ gab es dann noch zwei echte Klassiker auf die Ohren, um dann mit „Invictus“ einen weiteren neuen Song zu präsentiert, welcher großes in Aussicht stellt. So knallt der Track eingängig und düster ins Ohr und der sich immer wiederholende Titel, gräbt sich für ewig in die Gehirnwindungen des Hörers. Die Setlist versprach u.a. mit „Fatherland“, „North Sea“, In Longing for the Ancient Kingdom“ und natürlich „Evil prevails“ einige wahre Knaller. Doch da es mittlerweile schon auf 3 00 Uhr zuging, entschied sich die Terror-Fraktion nach über 13 Stunden Vollbedienung den Heimweg in Richtung OWL anzutreten. Beim Eintreffen in der Heimat würde man immerhin einen Trip von gut 18 Std. hinter sich haben.

Doch dieser hat sich absolut gewohnt. Ein tolles Festival mit einer Menge guter Bands und das alles für einen mehr als humanen Preis. Zudem waren die verhältnismäßig günstigen Getränkepreise und das super Wetter ein weiterer Faktor für die durchweg tolle Stimmung in der mit über 1000 Leuten dick ausverkauften Kulturfabrik. Sicherlich gibt es einige Punkte, an denen man für die Zukunft wird arbeiten müssen, wie z.B. der zu lang dauernde Einlass, der schnell ausverkaufte Fress-Stand und vor allem der zeitliche Ablauf. Da hilft es nix, wenn man massenweise richtig gute Bands bucht, wenn es durch verschiedene Auslöser doch etwas sehr aus den Fugen gerät. So sollte man evtl. überlegen, vielleicht doch die ein oder andere Band weniger zu holen, um den ganzen Ablauf und vor allem die Dauer des Festivals im Rahmen zu halten und für die sicherlich wieder eintretenden unvorhersehbaren Probleme vorbereitet zu sein. Denn ein Festival von fast 15 Std. haut irgendwann auch den abgehärtesten Metaller aus den Latschen, und damit hat man an diesem Tag weder den (teilweise von weit her angereisten) Fans noch den Bands einen Gefallen getan.

So bleibt aber unterm Strich dennoch ein voller Erfolg für die Ruhrmetal-Leute zu verbuchen. Mit der zweiten Ausgabe des Ultima Ratio-Festivals ist man bereits zu einem festen jährlichen Termin im Metal-Kalender unseres Landes geworden, und schon jetzt wird eifrig an dem Billing für das nächste Jahr gearbeitet. Und dann wird man sicherlich wieder dazu gelernt haben und ein noch besseres Festival auf die Beine stellen!

Copyright Fotos: Sebastian Schulz

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