Ort: Oberhausen - Turbinenhalle
Datum: 03.11.2007
Beim dritten Ultima Ratio scheinen die Veranstalter mit der Turbinenhalle Oberhausen nun endlich die perfekte Location für dieses Festival gefunden zu haben. Neben der guten Anbindung and den öffentlichen Nahverkehr und den ausreichenden Parkplatzkapazitäten, überzeugten die Organisatoren auch durch die perfekte Aufteilung der Räumlichkeiten in Merchandise-Meile, Konzertarena und einer Art „Chill Out Area“, wo es leider erst dann etwas Essbares gab, als das Festival schon zum Hälfte rum war… Die Preise für Essen und Getränke, von der Turbinenhalle gemacht oder beim örtlichen Pizza Bäcker geordert, hingegen waren schlicht und einfach unverschämt (3,- für ein 0,3 Wasser – geht’s noch?). So zog es so mach einer von uns vor, sich lieber selbst zu verpflegen und die Pausen zwischen den Bands zu nutzen, zum Auto zu tingeln und sich dort mit dem nötigsten zu versorgen – auch der MC Donalds um die Ecke tat sein bestes, um die Metaller Meute bei Laune zu halten.
(Fallen Angel)
Dank Chaos am Einlass, genauer gesagt, weil sich da eben gar nichts tat, wohl wegen nicht anwesender Sanis, ohne die man offenbar keine Türe öffnen durfte, stand besagte Meute für eine geraume Weile vor der Tür. Macht nix, Metaller haben ja Geduld und die Stimmung war bestens, allerdings führte das letztendlich dazu, dass meiner einer, ebenso wie knapp die Hälfte der Festivalbesucher den Gig von WOLFCHANT verpassten – auch wenn diese schon gut 20 Minuten später begannen.
Sei’s drum, zu den letzten drei Songs von MINAS MORGUL hatte ich dann endlich meinen Weg in die Halle gefunden. Ab in den Fotograben (den ich zu meinem Erstaunen dann noch ohne Weiteres betreten durfte… und dass das für den Rest der Veranstaltung weiterhin so herrlich locker bleiben würde, sollte ich später merken) und wenigstens noch ein paar Bilder gemacht. Für die frühe Stunde, war die Stimmung auch schon recht ordentlich und MINAS MORGUL schienen die Menge ohne große Mühe schon für sich begeistern zu können.
Zeit für einen meiner persönlichen Favoriten, WAYLANDER aus Irland enterten die Bühne mit allerlei traditionellen Instrumenten, von denen die irische Rahmentrommel Bodhrán wohl optisch eindeutig am meisten hermachte. Auffällig war auch die blaue „Kriegsbemalung“ der irischen Recken. Genug von Optik und Co, musikalisch wussten WAYLANDER ebenso auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Musik lud einfach zum headbangen und tanzen ein. Besonders beschwingt kam ein auf Metal getrimmtes traditionelles irisches Lied namens „King Of The Fairies“ daher, ganz großes Kino! Bleibt nur zu hoffen, dass die Jungs sich recht bald wieder auf deutschen Bühnen blicken lassen.
Die Niederländer von THRONAR dürften wohl den schwersten Stand (na ja vielleicht abgesehen von KIVIMETSÄN DRUIDI) gehabt haben. Einige wussten gar nichts von ihrem Auftritt, da die Jungs erst wenige Tage vor dem Festival als Ersatz für EQUILIBRIUM eingesprungen waren. Während manch einer aus diesem Grund vielleicht noch schmollend vor der Bühne stand oder sich gar aus der Halle verzogen hatte, zogen THRONAR eine sehr überzeugende und mitreißende Bühnenshow ab. Ich für meinen Teil kann wohl getrost sagen, dass ich EQUILIBRIUM nicht wirklich vermisst habe, Daumen hoch!
Der Sänger von THRONAR durfte kurz darauf auch schon direkt wieder auf die Bühne, dieses Mal hatte er sich die Gitarre umgehängt und spielte nun bei der zweiten niederländischen Band des Tages HEIDEVOLK eine ebenso energiegeladene Show. Waren die bisherigen Formationen alle schon recht überzeugend, HEIDEVOLK setzen einfach noch einen drauf. Alle in bester Laune, teils mit Schwert und Schild bewaffnet oder zur Abwechslung auch mal mit einem Horn voll Met, brachten sie eine ordentliche Portion gute Laune ins Publikum und hielten die gute Stimmung, die bereits herrschte. Wunderbar!
(Ateacina)
Meinereiner war arbeitsbedingt erst etwas später vor Ort, so dass ich von dem Chaos am Einlass zum Glück nicht wirklich etwas mitbekommen hatte, sondern von einem für Indoor Festivals typischen Bild empfangen wurde: Auf dem Parkplatz dudelte sich der ein oder andere seine Auto Batterie leer und verbrachte dort die Zeit, in der eine für ihn nicht interessante Band spielte, mit gemütlichem Trinken (was bei den Preisen drinnen ja auch kein Wunder war), vorm Eingang war kein Stau mehr und man kam problemlos in die sehr gut aufgeteilte Halle – bis dahin alles bestens. Auch über die Auslegung der Regeln im Fotograben freute mich sehr, so war ich von vornherein sehr positiv gestimmt. Drin angekommen erzählte man mir aber direkt, dass ich froh sein konnte, erst jetzt angekommen zu sein, da sich der Einlass am späten Morgen wohl ganz derbe verzögert hatte, einige waren schier so genervt von dem Ganzen, das sie missmutig in der Ecke saßen und scheinbar gar keine Lust mehr hatten, wenigstens das Festival zu genießen.
So stand als erste Band, die ich komplett mitbekommen habe, eine mir wohlbekannte heimische Formation aus Münster auf dem Programm. Mit HELRUNAR sollte nun ein eisiger Windhauch durch die Turbinenhalle ziehen und die Menge wie gebannt mit atmosphärischer Lichtshow mit passendem Stage Acting fesseln. Sänger Marcel hat es wirklich raus, sich passend zu den eisig-düsteren Texten zu bewegen, auch wenn man ihm die Folgen der Tour, deren letzter Auftritt das Ultima Ratio darstellte, schon in den Knochen steckte. Trotzdem machte er seine Sache sehr gut und so verpulverte die Band ihre letzte Energie, um sich dann in den wohlverdienten Urlaub zurückzuziehen. Die Menge war begeistert und so wurden die meistens Songs innerbrünstig mitgesungen, allen voran der Gassenhauer „Älter als das Kreuz.“ Leider war der Sound wie schon bei den Bands davor leicht schwammig, was sich wie ein roter Faden durch das komplette Festival zog – schade eigentlich.
(Fallen Angel)
Kommen wir zu SUIDAKRA. Die Jungs aus Monheim sollten inzwischen ja bereits einiges an Bühnenerfahrung gesammelt haben und das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte, war nun auch 2 Jahre her, darum freute ich mich schon besonders auf die Mannen. Gegenüber ihrem letzten Gig mit mir (2005 auf dem Summernight Open Air) sind sie auch um einiges agiler geworden, sie machten auf jeden Fall Spaß. Sie schafften es auch, die Crowd zum Mitsingen zu bewegen und hatten ihren eigenen kleinen Fanclub dabei – einige lustige Kerle mit Perücken und SUIDAKRA-Shirts. Irgendwie erinnerte mich das an SYNASTHASIA mit ihrem Proll-Fanclub… nur halt weniger prollig.
Nachdem die Turbinenhalle bei SUIDAKRA etwas leerer geworden war, füllte sie sich jetzt wieder merklich, denn es wurde Zeit für ELUVEITIE! Die acht Schweizer betraten die Bühne und eröffneten ihren Auftritt mit den Worten: „Wir sind ELUVEITIE und wir haben Met mitgebracht!“ dieser wurde dann auch prompt in den ersten Reihen verteilt – na will da jemand das Publikum mit Alkohol bestechen? Als ob das nötig wäre! Die Schweizer verzauberten sofort die Massen mit ihren eingängigen Melodien und den tollen Folk-Elementen, die ihre Songs zu dem machen, was sie sind, genialer Tanzmusik. Der Meinung schienen wohl die Meisten zu sein, so sah man zunehmend Menschen zu Stücken wie „Of Fire, Wind and Wisdom“, „The Song of Life“ oder „Your Gaulish war“ tanzen und moshen. Das Set bestand zu einem Großteil aus Stücken der 2006 erschienen Scheibe „Spirit“, wäre ja schön, wenn wir 2008 mal was Neues von ELUVEITIE hören würden.
Nun folgten SKYFORGER und das Publikum wechselte, die einen machten eine Bierpause, die anderen strömten in die Halle, um die geballte Ladung Pagan-Power der Balten zu erfahren. Auch wenn ich sie bis dato noch nicht live gesehen hatte, muss ich sagen, die Songs versprühen einen gewissen Charme. Ich habe jedenfalls den Auftritt und somit eine Stunde lang schöne Hymnen und kräftige Riffs aus Lettland genossen. Aber die beiden Headliner sollten ja noch kommen, darum Kräfte schonen, noch ein Bierchen trinken und gespannt auf die nächste Band warten.
Und die war keine geringerer als MOONSORROW. Die Blutbeschmierten Finnen standen als der 1. Headliner auf der Bühne und waren… na ja auf jeden Fall gut angetrunken… (so richtig aufgefallen ist das allerdings nur beim werten Herrn Sänger – Anm. Cornelia) Das hatte aber auf die Show, die sie dann spielten, keinen allzu negativen Effekt, die Mähnen der Pagan Freunde wehten und Licht und Sound kamen ganz gut rüber. Also ließ auch ich mich zum Headbangen hinreißen – geht ja auch kaum anders, bei dem Geschrei von Ville Sorvali muss man einfach die Haare fliegen lassen. (Ville trägt seit dem Gig übrigens den Spitznamen „Knülle“ – denn seine Show Einlage als sterbender Schwan, der erstmal fast von der Box in den Fotograben kippt, war einfach einem viel zu heftigen Alkoholgenuss vor der Show zuzuschreiben. Gitarrist Mitja konnte die Show aber durch gekonnte Ansagen und teilweise Übernahme des Gesangs recht gut retten, während der sonst so mitreißende Frontmann Ville eher verloren über die Bretter torkelte, und dabei von seinen Bandkollegen getadelt wurde – Hyvä Ville..! = Bravo, Ville…!. Schade eigentlich, die Finnen sind sonst eine sehr interessante und vor allem spielfreudige Live Truppe. Trotzdem war es mal interessant, mehr Aktion von Mitja zu sehen, was ganz sicher dem weiblichen Teil der Menge sehr zusagte. – Anm. Fallen Angel)
(Foxghost)
Und es ging direkt weiter mit den nächsten betrunkenen Finnen – die Jungs von KORPIKLAANI schienen ebenfalls – was hatte man auch anderes erwartet – etwas zu tief ins Glas geschaut zu haben. Bei denen gehört das aber scheinbar dazu, so das die fünf Jungs aus dem Wald direkt gewohnt loslegten – oder besser – es versuchten – den einige Technische Probleme mit Canes Gitarre ließen das ganze ins Stocken geraten bis die Jungs den ersten Song erstmal abbrachen um die Probleme zu beseitigen. Die Menge stachelte das ganze nur noch mehr an – schließlich stand hier die Party Fraktion schlechthin auf den Brettern und die Meute lechzte nach Party in mit gewohntem Humppa Sound galore. Als nach einigen Minuten das Problem aus der Welt geschafft worden war, ging’s dann noch mal von vorne los und die Menge feierte und tanzte, wie es zu erwarten war. Im Fotograben rümpften wir allerdings alle ein wenig die Nase – ja die Finnen waren schon eine Weile auf Tour und die Lederkluft der Jungs versprühte einen nicht wirklich angenehmen Duft, so das der ein oder andern über einen großen Zoom recht froh war. Die Show aber ließ keine Wünsche offen – von „Happy little Bozer“ über „Jorney Man“ bis hin zu „Beer Beer!“ wurden alle Palrtyklaanihits in die Menge gefeuert und gierig aufgenommen. Und da soll mal einer sagen, wo Humppa draufsteht wäre kein Humppa drin.
(Fallen Angel)
KIVIMETSÄN DRUIDI haben dann zum Abschluss des Festivals wirklich die A-karte gezogen, denn sie hatten die undankbare Position der letzten Band direkt nach ihren Landsmännern und der Partyinstitution KORPIKLAANI (von einigen daher auch treffenderweise gerne als Partyklaani bezeichnet) inne. In diesem Fall war’s wohl fast noch schlimmer, als die Position des Openers zu haben, denn nun hatte sich die Halle doch schon mehr als ordentlich geleert. Kein Wunder, es war mittlerweile schon halb zwei durch, die Leute waren einfach platt und KIVIMETSÄN DRUIDI hierzulande leider noch zu unbekannt. Obendrein gab es wieder einen nicht ganz optimalen Sound, der die Stimme der Sängerin zu großen Teilen einfach verschluckte. Allerdings war zumindest dieser Umstand nicht ganz so tragisch, denn live passte die Stimme der Dame meiner Meinung nach nicht so gut ins Konzept wie auf Platte. Nichtsdestotrotz war der Gig für die noch verbliebenen Fans und die Band selbst ein Erfolg.
(Ateacina)
Alles in allem kann man sagen, dass die Organisatoren da schon ein schönes Festival zusammengezimmert und auch einige der Probleme vom letzten Jahr ausgemerzt haben. Neue waren dafür hinzugekommen (Getränkepreise, Chaos am Einlass…) aber ich bin mir sicher, dass auch das Ganze zu bewältigen ist. Für uns alle ein durchaus gelungener, wenn auch sehr langer Festivaltag mit abwechslungsreichem Programm. Und MC Doof hat mein Leben gerettet – klingt komisch, ist aber so. Gerne wieder !
Copyright Bilder: Cynthia Theisinger/ Grave Sista
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