Ort: Hamburg - Markthalle
Datum: 14.12.2006
Die Einstimmung auf das vor uns liegende Weihnachtsfest durch UNHEILIG und die dazugehörige exklusive „Frohes Fest-Tour“ konnte ich mir nicht entgehen lassen, und so machte ich mich zu einem der 5 begehrten Termine auf den Weg nach Hamburg auf. Bereits zur Einlasszeit um 20.00 Uhr hieß es Schlange stehen vor der Markthalle und das an einem Donnerstag! In Anbetracht der Tatsache, dass es die Band UNHEILIG erst seit 6 Jahren gibt überraschte mich weiterhin das größtenteils ältere Publikum. Bereits auf vergangenen Touren konnten UNHEILIG mit vollen und ausverkauften Konzerthallen glänzen und auch beim ersten Headliner-Auftritt in der Hansestadt schien sich das fortzusetzen. Als Supportact standen mit F.A.Q. keine Unbekannten auf der Bühne. Die Schweizer tourten in diesem Jahr zusammen mit APOPTYGMA BERZERK durchs Land und konnten durch deren kommerziellen Erfolg einige Teenie-Herzen erobern. An diesem Abend in Hamburg gestaltete sich das allerdings etwas schwieriger. Sänger Phil erschien wieder im strange wirkenden Outfit mit langem Rock, Korsett und Lackhandschuh und die wohl gewünschte Ähnlichkeit mit PLACEBO-Sänger Brian Molko war nicht von der Hand zu weisen. Weiterhin besteht das Trio aus dem Gitarristen Pille und dem Keyboarder Thomas, die sich dem Kleidungsstil des Sängers anpassten und ebenfalls im Rock auftraten. Hauptsächlich Songs des aktuellen Albums „Is Pornography Art?“ gestalteten die Setlist. F.A.Q. präsentierten dem kühlen Hamburger Publikum Electro-Pop mit rockigen Gitarrenparts, konnten jedoch nicht mehr als höflichen Applaus ernten. Nachdem auch Songs wie „The World is cold enough“ oder das eigentlich im Duett mit APOP Sänger Stephan Groth gesungene „We come in Pieces“ nicht so recht ankamen, konnte man der Band die Enttäuschung anmerken. Trotzdem wurde der Auftritt professionell durchgezogen und immer wieder Versuche unternommen, dass Publikum einzubinden. Ein Stimmungshöhepunkt wurde mit „Heartbreaker“ und Passagen aus DEPECHE MODEs „Pimpf“ erzielt und auch der letzte schnelle und treibende Song „One Trip one Noise“ wurde wohlwollend aufgenommen bevor FAQ die Bühne verließen.
Es folgten einige Umbauten und die Bestückung der Bühne mit riesigen Kerzenleuchtern. Ein Banner mit aufgedruckter Kerze und der Aufschrift „Frohes Fest“ schmückte den Hintergrund. Das Licht ging aus und zum Intro von „Knecht Ruprecht“ betraten die Live-Musiker Licky an der Gitarre und Henning am Keyboard die Emporen im Hintergrund. Kurze Zeit später flitzte der Graf auf die Bühne. Ein Raunen, Schreien und Klatschen ging durch die volle Markthalle und bei den ersten gesungenen Worten „Von drauß vom Walde komm‘ ich her…“ war schon die erste Gänsehaut vorprogrammiert. Das bekannte Weihnachtsgedicht im rockigen Sound und die wahnsinnig charismatische und tiefe Stimme des Grafen war ein wahrer Genuss. Schnell entledigte sich der Graf auch seiner Jacke und zeigte sich im gewohnten Outfit, weißes Hemd und schwarzer Krawatte. Bereits während des Einlasses hatte ich einige Herren gesehen, die es ihm gleichtaten und ihm teilweise sehr ähnlich sahen. Passend zum weihnachtlichen Anlass folgte der nächste Song „Kling Glöckchen klingelingeling“, der lauthals mitgesungen wurde und zudem der Graf sich unnachahmlich bewegte und stets mit Mimik und Gestik zeigte wie sehr er in seiner Version des Songs aufging. Ruhelos wanderte er hin und her, beugte sich immer wieder ganz dicht über seine Fans und zeigte ganz offen seine Freude über deren Resonanz. Der nächste Titel vom Album „Frohes Fest“, „Als ich bei meinen Schafen wacht“, überzeugte mit einer überragenden gesanglichen Leistung des schon vor Schweiß tropfenden Grafen. Abwechselnd blaues oder rotes Licht und Nebel unterstrichen immer wieder die bezaubernde Stimmung und Atmosphäre der Songs. Das Hamburger Publikum war begeistert und wahrscheinlich im Gegensatz zu Konzerten in anderen Städten verhaltener, aber für Hamburg war es wirklich ganz großes Kino. Auf die Frage „Hamburg, seid Ihr bei uns?“ und ein bejahendes Schreien aus dem Publikum folgte mit „Astronaut“ ein erster UNHEILIG-Klassiker. Der Graf intonierte diesen gefühlvoll und ruhig und es war eine Freude ihm dabei zuzusehen. Vereinzelte Wunderkerzen und Feuerzeuge wurden in die Luft gestreckt und im Takt hin- und hergewogen. Ebenfalls ein Muss war das folgende und wieder schnellere „Zauberer“, wobei der Refrain textsicher mitgesungen wurde. Für diese Art Songs werden UNHEILIG geliebt und verehrt und das konnte man dem abschließenden Applaus anhören. Nun folgte wieder ein kleiner Block aus Weihnachtssongs, welcher aus dem melancholischen „Vollendung“, dem bekannten „Süsser die Glocken nie klingen“ und einem wieder gänsehautbereitendem „Schneeflöckchen Weissröckchen“ bestand. Vom Erfolgsalbum „Zelluloid“ bekamen wir das bombastische „Auf zum Mond“ zu hören. Der Graf verbog und verrenkte sich, während das Publikum verzückt mitsang. Auch das rockige „Sieh in mein Gesicht!“ fand großen Anklang und brachte den Grafen weiter zum Schwitzen. Ein irrer Anblick, wie seine Kopfadern vor Anspannung und Anstrengung hervortraten. Das melodische und eingängige „Herz aus Eis“ bestach vor allem durch die sphärischen Keyboardklänge und seinen Wahnsinnsrefrain deren zweite Stimme hauptsächlich vom Publikum gesungen wurde. Schneller, härter, brachialer und rockiger präsentierte der Graf uns nun „Tanz mit dem Feuer“. Beeindruckt von seinen aggressiven und agilen Bewegungen klatschten und tanzten die Hamburger begeistert mit. Angekündigt mit „Unser erster Song, das erste mal in Hamburg…“ legte „Sage Ja!“ in Bezug auf Bewegung noch einen drauf. Licky kam zum Gitarrensolo nach vorne. Der Graf rockte richtig ab und kniete vor lauter Erschöpfung nieder. Begeistert bedankte er sich im Anschluss bei seinen Fans, während schon die ersten Takte von „Maschine“ erklangen. Das bedeutete nochmals pure Energie und Bewegung und laut gesungene „Klick Klack-Chöre“, während der Graf sich erotisch bewegte und einige Damen damit ganz aus dem Häuschen brachte. Natürlich stellte er uns auch noch seine Musiker vor, die ebenfalls mit viel Beifall bedacht wurden „O Tannenbaum“ brachte im Anschluss wieder die Weihnachtsatmosphäre zurück. Anfangs schnell und rockig war der Refrain gegensätzlich ruhig aber laut, intensiv, voller Hall und tiefgehend. Wow!
Überschwänglicher Applaus belohnte UNHEILIG, als sie sich tief verneigten und die Bühne verließen. Zurückgeholt durch laute Zugabe-Rufe standen die Drei kurze Zeit später wieder an ihren Plätzen und erwärmten mit der Ballade „Sonnentag“ unsere Herzen. Nach kurzer Verschnaufpause war wieder der Einsatz des Publikums gefragt. Der absolute Live-Liebling „Freiheit“ verlangte uns alles ab und der Graf forderte Gesang und unsere Hände in der Luft. Die in den Raum geschwenkten Lichtkegel der Scheinwerfer zeigten ein Meer aus Armen und der Anblick brachte den Grafen dazu Kusshände zu verteilen. Auch beim letzten Song „Mein Stern“ blieben die Arme oben und wiegten sich langsam hin und her zu den traumhaften Klängen des Songs. Daraufhin war das Gejubel und Gekreische so groß, dass UNHEILIG unmöglich von der Bühne gehen konnten und eine ungeplante Zugabe spielten. Zusammen mit den Jungs von FAQ ließen UNHEILIG mit „Leise rieselt der Schnee“ den Abend ausklingen und ernteten nochmals frenetischen Applaus. Nun endgültig verabschiedete sich der Graf mit dem Versprechen in ein paar Minuten wieder bei seinen Fans zu sein.
Bisher hatte ich keinen Bezug zum Album „Frohes Fest“, jedoch seit diesem Live-Erlebnis kriege ich die CD mit ihren neu interpretierten Stücken alter Weihnachtslieder und Gedichte nicht mehr aus meinem Player und meinem Herzen. Die Weihnachtsstimmung ist garantiert!
Setlist FAQ
Jenna loves FAQ (Intro)
How to make love like
Sunday afternoon
The World is cold enough
We come in Pieces
Pimpf/Heartbreaker
Learning to Fly
Birth of the 20th Century
One Trip one Noise
Setlist UNHEILIG
Knecht Ruprecht
Kling Glöckchen klingelingeling
Als ich bei meinen Schafen wacht
Astronaut
Zauberer
Morgen kommt der Weihnachtsmann
Vollendung
Süsser die Glocken nie klingen
Schneeflöckchen Weissröckchen
Auf zum Mond
Sieh in mein Gesicht
Herz aus Eis
Tanz mit dem Feuer
Sage Ja!
Maschine
O Tannenbaum
Sonnentag
Freiheit
Mein Stern
Leise rieselt der Schnee
Copyright Fotos: Cath Niemann
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