Ort: Berlin - K17
Datum: 23.11.2004
Am 8. November war es soweit, die kreativen Geister der UNTOTEN brachten den zweiten Teil der „Grabsteinland“-Trilogie unters Volk, dieses Mal mit Namen „Herrschaft der Vampire“. Plakativ wie immer, natürlich. Aber das ist ja nun schon ein Markenzeichen von Greta Csatlós und David A. Line und sagt nichts über die musikalische Qualität aus. Die sollte an diesem Abend in der Heimatstadt des Duos live unter Beweis gestellt werden, also ging es wieder einmal ins winterlich kalte Berlin Friedrichshain. Dort: ein Wiedersehen bekannter Gesichter. Die Sachsen-Anhaltiner Fanriege, welche auch schon dem CINEMA STRANGE-Konzert beigewohnt hatte, besetzte wie immer standhaft die erste Reihe. Ich erdrängelte mir und meiner Kamera noch ein gutes Plätzchen, staunte über die vielen Menschen, die mitten in der Woche den Weg ins K17 gefunden hatten und harrte – kurzfristig von einer Kamerafrau und der Bühnendeko mit Rabe und Wiege abgelenkt – noch eine reichliche Stunde der Dinge, die da kommen sollten.
Kurz nach 22 Uhr traten dann Greta und David auf die logoverzierte Bühne, gefolgt von zwei Backgroundtänzerinnen, welche wahrscheinlich wieder einmal aus den Reihen der willigen Fans gecastet worden waren, wenn man den Kommentaren der ersten Reihe glauben durfte. Während David sich – bis auf seine Gesangsparts – leicht maulfaul hinter seiner Gitarre verschanzte, wirkte Greta umso offener und offenherziger. Mit der üblichen Kombination aus Unterwäsche, Korsett und durchsichtigem Tüllock (welcher später auch noch fallen sollte) bekleidet, heizte die Blondine nicht nur musikalisch sondern auch optisch den zahlenden Gästen ein und versprühte gute Laune, dass es eine Freude war. Dass dabei mal eine Ansage oder der Name einer Tänzerin etwas verdreht wurden, war nur Makulatur und wurde schnellstmöglich augenzwinkernd ausgebügelt.
Festzustellen war, dass die tiefere chansonneske Stimmlage, welche seit „Grabsteinland“ dominiert und im ersten Teil des Sets ausschließlich zu hören war, Greta ausgesprochen gut zu Gesicht steht. Da konzentrierten sich die UNTOTEN ganz auf die beiden letzten Veröffentlichungen und erst im letzten Drittel gingen sie zu den englischsprachigen Sachen der „Look of Blasphemie“ über, spielten Alltime-Favourites wie „Blood Countess“ oder das treibende „Abdomination“. Mittendrin gab es hübsch anzuschauende Tanzeinlagen und natürlich Stimmungskanone Greta, die sich z.B. ihr Dekolleté zurechtrückte, fragte ob noch alles drin sei und sich dann ans Publikum wandte: „Ihr sagt aber schon Bescheid, wenn was raus fallen sollte!?“ Die Wasserflasche nutzte sie auch weniger, um zu trinken, als vielmehr, um die ersten Reihen mit einer etwas ausgefallenen Art der Munddusche zu beglücken. Der Stimmung diente es, es wurde gelacht, getanzt, gefeiert. Der vampireske, kunstblutige Biss einer Tänzerin, welche dann vermeintlich bewusstlos zu Boden sackte, geriet zum Showhighlight und als freiwilliger Voyeur wurde man des Konzerts einfach nicht müde.
Wie schade, dass schon recht früh der letzte Song für den Abend angekündigt wurde. Da freute man sich allerdings, als Greta später nach kurzer Beratung mit David dann korrigierte: „Ich hab’ euch verarscht, das war gar nicht das letzte Lied!“ Also ging es weiter im Programm, Greta kündigte mit „Absence of Light“ den wirklich letzten Song an, welcher gefühlvollst intoniert wurde. Unter tosendem Applaus verabschiedeten sich die beiden sympathischen Berliner, verließen die Bühne – und kehrten auch für Zugaben nicht zurück. Somit blieb der Zuschauer mit einem relativ kurzen aber dafür sehr intensiven Konzerteindruck zurück und konnte sich mit den Raben auf den Heimweg durchs frostige Berliner Grabsteinland machen.
Setlist UNTOTEN
Grabsteinland
Mit den Augen der Nacht
Alexanderplatz
Als ich unter Wölfen schlief
Cynthia
Du hast mir ein Haus erbaut
Willst du? (Todesangst)
Die Rückkehr der Wölfe
Siehst du es denn nicht? (Ach du)
Blood Countess
The Look of Blasphemie
Die out by the Sea
Abdomination
Abensence of Light
Copyright Fotos: Antje Wagler
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