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VAINSTREAM ROCKFEST 2009 – TAG 1

Ort: Münster - Am Hawerkamp

Datum: 03.07.2009

Der vierte Geburtstag des Vainstream Rockfestes – es sollte eine große, heiße, feuchtfröhliche Sommerparty werden, so wie es sie auch in den vergangenen drei Jahren mehr oder weniger gab. Von den Temperaturen her fühlte man sich direkt an die Premiere des Vainstreams erinnert, welche mal so eben am heißesten Tag des damaligen Jahres stattfand, jedoch damals wie heute nicht im geringsten die Feierlaune beeinträchtigte. Und was ist besser als gute Musik an einem sonnigen Sommertag? Richtig, gute Musik an zwei sonnigen Sommertagen. So dachte man wohl auch bei den Veranstaltern und präsentierte die diesjährige Ausgabe erstmals über zwei Tage. Selbst als Besucher ist es ein schönes Gefühl, so ein Festival von Besuch zu Besuch wachsen zu sehen. Ein eindeutiges Zeichen für die gute Arbeit, die die Verantwortlichen verrichten.

Zwar ist der Einlass seit dem organisatorischen Supergau des ersten Jahres (endlose Warterei, weil 2 Leute an 2 kleinen Fenstern zur Festivalbändchen-Ausgabe für tausende Besucher nun einmal weder hinten noch vorne reichen, gefolgt vom ähnlich langen und frustrierendem Rumstehen am eigentlichen Einlass) immer wieder einer der (an)spannendsten Momente des ganzen Vorhabens, doch hier sind die Verbesserungen von Jahr zu Jahr schon erkennbar (und ganz ohne Wartezeit geht es nun mal nicht). Auf dem Gelände angekommen fand man dann wieder das gewohnte und gefällige Rund-um-Paket wieder, mit allerlei Imbissbuden und Ständen. So konnte man schon einige Zeit damit verbringen, gemütlich auf dem Gelände zu schlendern und dabei an dem Jägermeisterstand einen Gratis-Drink zu bekommen oder sich mit TITUS-Aufklebern einzudecken. Am Fisherman’s Friend-Zelt hatte man die Möglichkeit, sich seine Schrei-Lautstärke bescheinigen zu lassen – und bekam anschließend noch genug Pastillen, um seinen wunden Hals zu besänftigen. Wer sich kleidungstechnisch komplett neu eindecken wollte, hatte dazu reichlich Gelegenheit beim Imperial Clothing-Tempel und weiteren Stellen. Für so ziemlich alles war gut gesorgt, es gab auch einen Festival Guide-Stand mit viel Info-Material rund um eigentlich alles – und natürlich auch die beiden Bühnen „distortion“ und „onfire“, mit denen diesesmal Converse auf sich aufmerksam machte und auf denen das Herzstück der Veranstaltung stattfinden sollte: geile Mucke!  
(Alexander Vogt)

BRING ME THE HORIZON

Punkt 13:40 Uhr betraten die Mannen um Oliver Sykes die Bühne. Nach dem Ausstieg des Gitarristen Curtis Ward holte man ex- I KILLED THE PROM QUEEN und BLEEDING THROUGH Saitenkünstler Jona Weinhofen als Tourunterstützung an Bord. Dieser sorgte dann auch direkt für Aufsehen, indem er das Circlepit eröffnete, auf die in schwindelerregenden Höhen hängenden Verstärker-Türme kletterte und da weiter seinen Job machte. Man zeigte einmal mehr Live-Qualitäten, spielte neuere Stücke wie „Chelsea Smile“ und „The Comedown“, trumpfte aber auch mit älteren Nummern wie zum Beispiel „Pray for Plagues“ auf. Leider verzichteten die Herren von BRING ME THE HORIZON auf wirklich grandiose Songs à la „For Stevie Wonders Eyes Only“, „It was written in Blood“ oder „Diamonds aren’t forever“, dennoch war es ein gelungender Auftakt in Sachen Metal-/ Deathcore für das Vainstream Rockfest 2009.
(Philipp Prüßmeier)

BOUNCING SOULS

Nach ordentlich Geballer und Geschrei zeigte das Vainstream Rockfest wieder seine andere Seite und damit auch den besonderen Reiz des Festivals: die Mischung aus geballter Härter auf der einen und spaßiger Losgelöstheit auf der anderen Seite. Für Letztgenanntes zeigten sich die vier aus New Jersey stammenden Punkrocker BOUNCING SOULS verantwortlich. Die Sonne schien, es war warm – da hätten sich viele zu den Klängen von „Lean on Sheena“ und Co. ihr Skateboard herbei gewünscht. Doch auch ohne Rollen gab es einiges an Bewegung vor und vor allem auf der Bühne. Hier hüpfte Sänger Greg Attonito von schnellen Rhythmen getrieben freudig umher und enterte auch mal den Fotograben. Man merkt schon, dass die Jungs seit ihrer Gründung 1987 bereits „ein paar“ Shows gespielt haben. Auf der anderen Seite des Absperrzaunes wurde unterdessen mitgegröhlt und gepogt, wie es sich dafür gehört. Ein sauberer, solider Auftritt, der gut ins Bild passte und somit schon reichlich Lust auf mehr machte.
(Alexander Vogt)

MUFF POTTER

Mehr sollte es dann auch direkt geben, und zwar in Form von gepflegtem „Angry Pop“ auf Deutsch. Ein mehr oder weniger Heimspiel für das Quartett, welches wieder einmal bewies, dass man nicht in den Schatten der Vorbilder wie DIE ÄRZTE gehört, sondern es in den 16 Jahren Bandgeschichte sich mittlerweile eigentlich verdient hat, einen eigenen Platz an der Sonne zu haben. Diesen hatten sie auf jedenfall an diesem Tag bekommen, denn die Sonne strahlte wie die Gesichter der Anwesenden beim Konsumieren der Klänge von beispielsweise „Gute Aussicht“. Das sah allerdings nicht nur gut aus, es hörte sich ebenso gut an. Die Gitarren der ebenfalls als Sänger agierenden Thorsten und Dennis fühlten sich hörbar wohl in den Händen ihrer Besitzer, welche ihnen melodisch Klänge entlockten, denen Bassist Dominic und der andere Thorsten am Schlagzeug das nötige kräftige Fundament gaben, um richtig guten Deutsch-Punkrock zu machen. Nicht zuletzt wegen der intelligenten Texten zählen MUFF POTTER für mich zu einer der mit an der Spitze liegenden Formation in dieser Richtung, da sie wirklich etwas zu sagen haben. Leider schienen die Leute etwas zu sehr mit dem zuhören beschäftigt, denn wirklich viel Bewegung kam unter ihnen nicht zu stande. Dafür spendeten sie artig den mehr als verdienten Applaus für Stücke wie „Wecker? Tickt!“ und die Band, die sich besonders noch auf SUICIDAL TENDENCIES am heutigen Tag freute, da man jene im Jahr 1991 schonmal live gesehen hatte und so nur Empfehlungen aussprechen konnte.
(Alexander Vogt)

WALLS OF JERICHO

Doch so weit waren wir noch nicht, denn jetzt betrat erstmal das Hardcore-Quintett um Shouterin Candace Kucsulain die Stage und mit den ersten Klängen war man sich dann schlagartig nicht mehr ganz so sicher, ob man denn überhaupt noch die anderen Acts erleben würde. Ohne Umwege walzte man los und der erste Pit war nur eine Frage von wenigen Sekunden. Wenig Zeit, um in Deckung zu gehen – aber das hatten eh nur die wenigsten vor. WOJ zeigen immer wieder, dass sie ihren Status nicht nur der Eigenschaft „Female Fronted“ zu verdanken haben, sondern auch an sich eine der versiertesten Gruppierungen des Genres sind. Was die Qualität der Shouts angeht, merkt man bei der guten Candace eh keinerlei Unterschied zu ihren männlichen Kollegen. Hätte sie sich die Zeit genommen, am „Fisherman‘s Friend“-Stand an dem Schrei-Wettbewerb teilzunehmen, wär die Frage nach dem Gewinner (bzw. der Gewinnerin) direkt überflüssig gewesen. Und optisch sticht sie sowieso jeden ihrer maskulinen Pendants locker aus, besonders wenn sie sich so sommerlich kleidet wie an diesem Tag (und ihr die Frisur im Vergleich zu den „Unfällen“ in der Vergangenheit diesmal auch wieder besser zu Gesichte steht). Da hätte sicher jeder gerne ein Stückchen von – und so goss man dann auch „A Little Piece Of Me“ genau so wie „There is no I in Fuck You“ in den Tank des Mosh-Motors. Breakdown um Breakdown feuerte man ab und die Menge feierte die Formation aus Detroit verdient ordentlich ab, welche auch selbst sichtlich Freunde an ihrem Tun hatte: „It’s a fucking great day and we are so proud to be here“ bekundete man, ehe man dazu aufrief, doch die Security Guys endlich mal auf zu wecken und die Bühne zu stürmen. Da WOJ für ihre Fan-Nähe bekannt und berüchtigt sind, kam man der Aufforderung auch bereitwillig nach, doch der Spaß war nur von kurzer Dauer, da die angesprochene Security dann doch recht wach war und die Leute (teilweise im Schwitzkasten) von der Bühne zerrte. Natürlich, die Regeln sind klar, doch nach so einer Aufforderung die Leute so körperbetont von der Bühne zu schmeißen, halte ich dann doch für etwas übertrieben. So erlebte man „The American Dream“ dann doch nur vor der Absperrung – da lässt es sich aber auch umso besser Circlen!
(Alexander Vogt)

K.I.Z.

Auf das musste man bei folgendem Act wohl verzichten, zumindest erwartete das wohl nicht wirklich niemand von K.I.Z.. Ja, ich meine wirklich K.I.Z. und nicht etwa KISS, die man wohl vielleicht noch eher auf diesem Festival erwartet hätte als eine vierköpfige Hip Hop Band aus Berlin. Der wohl umstrittenste Teilnehmer am Vainstream 2009 war wohl gleichzeitig einer der am spannendsten erwartete und wohl auch deshalb der bisher bestbesuchteste. Hatte ich am Anfang noch gedacht „Die kennen die Leute hier doch eh nur wegen ihrem Feature auf dem aktuellen CALLEJON-Album“, belehrte mich eine lauthals zu „Klopapier“ und „Walpurgisnacht“ (mit THE OFFSPRING-Sample) mitgröhlende Menge eines besseren. Scheinbar scheint die Werbetrommel in Form von MTVs „Alleyeson“ etc. wieder gut zu laufen und Erfolge in der Vergangenheit (Platz 9 in den deutschen Albumcharts) nicht vergessen. Doch kauft man sich deswegen eine Festival-Karte, auf dem unter anderem Bands wie HATEBREED und DIMMU BORGIR spielen? Es scheint so, oder es gibt doch noch mehr musiktolerante Menschen als man denkt. Schön wäre es ja, und auch wenn ich mich eigentlich in weiten Teilen dazu zähle, kann ich über die Qualität des Auftritts an sich gar nicht so viel sagen – dazu fehlen mir einfach Vergleichsmöglichkeiten, zumal ich noch nie auf einem Hip Hop Gig war. An diesem Umstand werden auch K.I.Z. nichts ändern, wenngleich ich doch eingestehen muss, dass es schon ziemlich spaßig ist, wenn auf einmal „Grün weißer Party-Bus – scha la la la laaaa“ von der Bühne erklingt und die Leute voll drauf anspringen. Da es auch Bierstände gab, ist das nicht wirklich verwunderlich – aber eben halt doch lustig anzuschauen. Die vier Jungs auf der Bühne machten jedenfalls ordentlich Alarm mit einer „Wall of Love“ und Songs wie „Spasst“ oder auch „Geldessen“. Die Beats wummerten weit über das Gelände, während das rappende Trio Tarek, Nico und Maxim mit teils lustigen, teils bizarren, teils verrückten Rhymes die Menge völlig im Griff hatte. Auch mit den Ansagen sorgte man für heitere Stimmung, allerdings sprach man zu oft durcheinander, um wirklich verstanden zu werden. Ein mutiger Schritt, den die Veranstalter mit dieser Gruppierung wagten – doch bereuen brauchen sie in sicher nicht. Solange es bei einem solcher Ausflüge in die weite Genre-Welt bleibt, ist es sicher eine Bereicherung für die ganze Veranstaltung.
(Alexander Vogt)

DILLINGER ESCAPE PLAN

Doch scheinbar war Petrus, oder wer auch immer für das Wetter zuständig sein mag, am heutigen Tag eher nicht so die Lust auf Hip Hop zu haben, drum schickte kurzer Hand einfach mal ein paar Regenwolken vorbei. Schade nur, dass diese jetzt nicht mehr K.I.Z. sondern die New Jersey Boys vom DILLINGER ESCAPE PLAN trafen. So musste im Vorfeld wegen dem erhöhten Windaufkommen (man hatte sich also bei der zuständigen Wetterbehörde schon Mühe gegeben, die Wolken möglichst schnell zu liefern) einer der großen Bühnenseitenbanner abgebaut werden und pünktlich zu den ersten Klängen auf der Bühne tropfte der Regen auch schon auf selbige. Davon ließen sich aber die seit 1997 zusammen handtierenden Mannen nicht irritieren und legten mit ihrem „Stressercore“ direkt anstrengend los. Während Ben, Jeff und Liam an ihren Saiteninstrumenten herumschrebbelten, um den bekannten chaotischen Klang der Band auch live einwandfrei vorzutragen, versuchte Schlagzeuger Chris zumindest ein wenig Struktur in den Kompositionen zu halten. Die stressende Absicht der Band ging vollends auf, zumal auch wiedermal Fronter Greg Puciato mit gelungenen Shouts und wirren Schreiparts glänzte. Trotz der widrigen Wetterbedingungen zeigte er wieder vollen Einsatz und hatte sich bei den Technikern, die zuvor den Banner noch abgenommen hatten, wohl das Klettern abgeguckt. So bestieg auch er den vorderen linken Bühnenpfeiler, um sich dort mit den Beinen einzuhaken und sich kopfüber herunter hängen zu lassen. Beim anschließenden Herunter klettern sprang er dann auch lieber selber das letzte Stück – und lies sich nicht von dem bereitstehendem Security-Mann tragen; wär ja auch irgendwie nicht so rockstarmäßig cool gewesen. Auch ansonsten lies man sich einiges einfallen, um die Leute bei stärker werdendem Regen noch bei Laune zu halten. So schnappte sich Greg beispielsweise den Mikrofon-Ständer und marschierte damit schnurstraks auf den rechten Boxenturm zu, an den er sich anschließend presste und wohl irgendwas vorhatte, was allerdings nicht so wirklich zu klappen schien, was einige ungelenke Bewegung zu folge hatte. Besser war dann schon der Einfall, möglichst jedes Bandmitglied auf einem Monitor, einer Box, einem Rollwagen oder ähnlichen Gegenständen zu platzieren – sah irgendwie so aus, als wollte man „Feuer, Wasser, Erde“ spielen. Und da es wie erwähnt regnete, war wohl passenderweise gerade Wasser dran. Verlierer war dann leider der gute Ben, der auf der nassen Bühne ausrutschte. Was das restliche Posing der Band angeht, wirkte das leider irgendwie ziemlich unvorteilhaft und nicht wirklich stylisch, doch DEC wollen ja ohnehin mehr durch ihre Musik aufmerksam machen, was ihnen auch gut gelungen ist. Sicher ist diese chaotische Art von Musik nicht jedermanns Sache, doch einige Leute fanden angesichts einiger Pits schon gefallen daran, so dass man trotz recht weniger Ansagen aber relativ gutem Cleangesang genau so nass wie zufrieden sein konnte.
(Alexander Vogt)

IGNITE

Weniger trocken, aber deutlich melodischer und eingängiger ging es dann mit meinem persönlichen Highlight des Freitags weiter. Nach coolem Intro erklang „Bleeding“ und die fünf Kalifornier aus Orange County legten mit ihrem melodischen Hardcore gleich stimmungsvoll los. Seit ihrem endgültigem Durchbruch mit dem Album „Our Darkest Days“ im Jahr 2006 begeistern die Jungs, die an diesem Tag auch für eine Autogrammstunde zur Verfügung standen, die Massen, so dass es nicht im geringsten verwunderte, dass auch das folgende „Let it burn“ kräftig mitgesungen wurde. Sänger Zoltan bedankte sich für den herzlichen Empfang und freute sich, nach einigen Schwierigkeiten nach so langer Zeit endlich wieder hier zu sein. Er bezeichnete Deutschland als „Home“ und war besonders erfreut, dass die heute ebenfalls aufspielenden SUICIDAL TENDENCIES ihnen „nach hause“ gefolgt sind. Doch natürlich setzte er seine Reibestimme nicht nur zum sprechen, sondern auch für ür eine lupenreine Gesangsleistung ein, während in seine Kollegen an den Instrumenten souverän unterstützten und das Publikum die ganze Truppe ordentlich abfeierte. Trotzdem meinte es der Himmel nicht gut mit uns und öffnete pünktlich zu „Judgement Day“ die Schleusen zu sintflutartigen Regenschauern. Während die ersten panikartig die Stände mit den Regencapes (0,50 € pro Stück) stürmten, blieb der harte Kern weiter singen und tanzend vor der Bühne. Zoltan sprach wie so viele heute MICHAEL JACKSON an, hatte aber nicht allzuviele psoitive Worte für den King of Pop übrig. So sprach er dessen angeblich pädophilen Neigungen an und warb in diesem Zusammenhang für die Organisation „Children of the Night“, die sich für den Kampf gegen Kinderprostitution einsetzt, was der Band ebenfalls sehr am Herzen liegt und man ihr deshalb den Song „Run, Run, Run“ widmete. Es folgten noch Knaller-Songs wie „Fear is our tradition“ und natürlich das U2-Cover „Sunday Bloody Sunday“, so dass ein feuchtfröhlicher Auftritt mit den unerfüllten Forderungen nach einer Zugabe zuende ging.
(Alexander Vogt)

THE GASLIGHT ANTHEM

Von den Indie-Rockern aus New Brunswick bekam ich dann leider nicht mehr so viel mit, da ich den Rest des Wochenendes noch erleben wollte und mich deshalb zurückzog, um mir trockene Klamotten aus dem Auto zu holen, da es mittlerweile aufgehört hatte, zu regnen. Aus der Ferne betrachtet und vor allem gehört schien das Quartett eine Menge Spaß zu machen und gefiel durch einen lockerleichten Sound und angenehmes Songwriting auf, was nicht nur bei „The ‘59 Sound“ zum mitklatschen, -singen, sowie Fuß- und Kopfwippen einlud. Wär nicht so untrue war wie ich, von vornherein einfach klüger oder aus welchen Klängen auch immer mehr von der Band mitbekommen hat, kann seine Eindrücke gerne in unserem Forum kundtun.
(Alexander Vogt)

SUICIDAL TENDENCIES

Immerhin schaffte ich es noch mehr oder weniger pünktlich zu dem Auftritt einer wahrhaften Legende. Nicht wenige, vor allem die schon in den 80ern hörtechnisch aktiven Anwesenden werden wohl hauptsächlich wegen der 1982 gegründeten Hardcore-Ikone aus Südkalifornien den Freitag besucht haben, schließlich hat man nicht alle Tage die Gelegenheit, einen Musikmeilenstein live zu erleben. Und so sah man auch im Vorfeld eine Vielzahl an blauen Bandanas, ST-Basketballshirts und weitere Merkmale der „Erfinder der hochgeklappten Baseballcaps“. Diese starteten unter tosendem Applaus ihren Auftritt und versprühten umgehend ihren Charme und die Attitüde in solcher Form, wie man sie heute nur noch bei wenigen Kapellen findet. Die Spielfreude der Mannen rund um Bandchef und Sänger Mike Muir sprühte förmlich von der Bühne und entzündete so ein Feuer der Begeisterung, vor allem unter den Vertretern der Hardcore- und Skater-Punk Szenen. Klassiker wie „Feel like shit… deja vu“ trug die Band, die mit Mike über all die Jahre nur noch ein einziges Gründungsmitglied besitzt, mit altbekannter Intensität vor und zeigte dabei das, was vielen der neuen Generation des Hardcores fehlt: Glaubwürdigkeit. SUICIDAL TENDENCIES standen immer für das, was sie sind und tun es immer noch. All das, was die neuen Formationen heute sein wollen, haben die Südkalifornier überhaupt erst erschaffen. Ihnen nimmt man die Texte, die Szeneverbundenheit bei jedem Wort, bei jedem Riff und jedem Drumschlag ab. Die Show wirkte ehrlich, nicht als aufgesetzte Pflicht, nur um in das Schubladendenken eines Genres zu passen. Die Kleidung, die sie tragen, wurde mit ihnen gleichzeitig zum Hardcore – heute müssen sich die Bands die gleichen Klamotten erstmal kaufen, damit sie sich „Hardcore fühlen“. Die Lyrics entstammen wahren Themen, Familie und Freunde werden gehuldigt, weil es dafür Anlässe gab – nicht so wie heute, wo man all das als bloßen Umriss nimmt, damit man den Song auch als Hardcore erkennt. Allein das machte den Auftritt schon zu etwas besonderem, die grundsolide Leistung der Musik trug aber gleichermaßen dazu bei. Die Soli saßen, der Sound groovte und die Menge scheute keinen Sing-Along – und enterte anschließend noch die Bühne, um mit ihren Helden gemeinsam zu performen. Großes Kino mit Starbesetzung! Und als Bonbon noch die Ankündigung eines neuen Werkes: Legends never die!
(Alexander Vogt)

GOGOL BORDELLO

So langsam neigte sich ein ereignisreicher, kräftezehrender Tag seinem Ende zu, weshalb ich mich auch in Erwartung des Headliners HATEBREED etwas zurückzog, um Kräfte zusammeln. Trotzdem bekam ich von den ukrainisches Zigeuner-Cabaret-Punkern noch genug mit, um es trotz des wohl einmaligen und unkonventionellen Auftretens uneingeschränkt stimmungsvoll zu finden. Mit Gitarren, Schlagzeug, Percussions, Geige und Akkordeon erzeugten die neun internationalen Musiker astreine europäische Volksfestatmosphäre und luden so förmlich zum tanzen und singen ein. Stimmungstechnisch fühlte man sich etwas an das Vainstream Rockfest 2007 erinnert, als die DROPKICK MURPHYS ähnlich viel Heiterkeit versprühten. Die bei K.I.Z. schon angesprochene Musiktoleranz vorausgesetzt, blieb einem gar nicht viel anderes übrig, als Spaß an dem Treiben auf der Bühne zu haben – und den hatte man auch sichtlich davor. Die Musiker zeigten sich spielfreudig und boten eine durchweg saubere Leistung – eine Liveband durch und durch! Leider muss ich gestehen, keinen einzigen Songtitel mitbekommen zu haben, doch lieferten GOGOL BORDELLO die für mich positivste Überraschung des Tages ab!
(Alexander Vogt)

HATEBREED

Stand allen Hardcore-Anhängern nach dem Auftritt von SUICIDAL TENDENCIES bei GOGOL BORDELLO das blanke Entsetzen noch im Gesicht, erhellten sich die Mienen wieder angesichts des angsprochenen Headliners, der bereits die ebenfalls erwähnte 2007ner Ausgabe des Rockfestes in einen einzigen Pit verwandelte. So dürfte jedem klar gewesen sein, was ihn in den folgenden 60 Minuten erwarten würde – und was soll man sagen: es bewahrheitete sich natürlich. Nach epischem Intro flogen die ersten Fäuste zu „Doomsdayer“. Jamey Jasta & Co machten keine Gefangenen und wüteten dermaßen los, dass die dämmernde Sonne sich wohl nicht nur aufgrund der späten Tageszeit in Sicherheit brachte. „Never let it die“ schallte es anschließend in die Pits, die über den Tag hin immer größer wurden und hier nun ihren Höhepunkt fanden. Mit Neon-Röhren im Hintergrund und Feuersäulen fuhr die Hassbrut schwer auf und walzte sich groovend durch die Schädeldecken ins Angehzentrums des Hirns eines jeden Moshwilligen. Jamey bedankte sich für die erneute Einladung zum Vainstream und dankte jedem für den Support von Metal und Harcore. Es folgten u.a. „To the threshold“ und „As die hard as they come“ und das Publikum zeigte keine Anzeichen von Ermüdung. Die Speed-Dampframme „Defeatist“ wurde wie auch das noch folgenden „Beholder Of Justice“ Wort für Wort mitgeshoutet, ehe dann beim Überhit „Live for this“ endgültig alle Dämme brachen. Es folgten die drei bekannten Fragen, die alle mit einem „Fuck no“ beantwortet werden mussten: „Are you tired?“ – „Fuck no!“. „Do you wanna go home??“ – „Fuck no!!“. „Is there anyone, who is NOT ready to destroy the stage with HATEBREED???“ – „Fuck nooo!!!“. Sprach es, und öffnete dann mit „This is now“ das Tor zur Hölle für all die, die den Abend gemütlich beenden wollten. Mit Hits wie „I will be heard“, „Destroy Everything“ und „Straight to your face“ beendete der überschwänglich gefeierte und stolze Headliner den ersten Abend des wie gesagt erstmals zweitägigen Vainstreams Rockfestes. Ein guter, sehr souveräner Auftritt mit allen Songs ohne größere Überraschungen in der Setlist oder bei der Performance auf der Bühne, dafür aber mit Knaller-Kompositionen am Stück – wie man es von einem Festival ja eigentlich kennt. So hinterließ man erschöpfte, verschwitzte, aber glückliche Gesichter in den applaudierenden Zuschauerreihen, die bis weit hinten auf dem Festivalgelände reichten. Den Großteil von ihnen sollte man ja am morgigen Tage wiedersehen.
(Alexander Vogt)

Copyright Fotos: Dani Vorndran

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