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VELVET REVOLVER – BACKYARD BABIES

Ort: Köln - E-Werk

Datum: 22.08.2004

Fast genau 12 Jahre es ist her, dass ich als junger Rocker von zuhause abgehauen bin, um mit dem Zug zum Müngersdorfer Stadion zu fahren. Dort spielte damals die gefährlichste Band der Welt: GUNS `N` ROSES. Fast genauso groß war die Vorfreude, als ich mich am Sonntag auf den Weg ins E-Werk machte, um einem der wohl genialsten Rock-Gitarristen aller Zeiten nochmals die Ehre zu erweisen: SLASH. Denn der ist nun mit seinen Gunner-Kollegen Duff und Matt wieder am Start und rockt mit Sänger Scott Weiland (ex-STONE TEMPLE PILOTS) und Dave Kushner (Ex-SUICIDAL TENDENCIES/ DAVE-NAVARRO-BAND) als VELVET REVOLVER die Hallen dieser Welt. Das E-Werk ist mit gut 2.500 Fans absolut ausverkauft und besteht aus fast 80% GN’R-Shirt-Trägern. Dabei sind alle Altersklassen vertreten. Hier geben sich Nachwuchs-Metaller mit jung gebliebenen Harley-Rockern die Klinke in die Hand. Dazu gesellen sich Glam-Rocker, Normalos und Gothic-Ladies. Selten ein so gemischtes Publikum gesehen!

Punkt 20:15 hatten auch alle ihren Platz gefunden und die Show konnte beginnen. Als Opener waren diesmal die schwedischen BACKYARD BABIES am Start. Die konnten sich durch eifriges Touren in den letzten Jahren einen guten Ruf als Live-Band erarbeiten. Der Vierer bot auch eine äußerst tighte Show, hatte aber an diesem Abend nicht wirklich eine Chance gegen diesen Headliner. Nach einer guten halben Stunde beendeten die Rotz-Rocker ihr Set mit „Minus Celcius“ und verließen unter dem höflichen Applaus der VR-Fans die Bühne.

Nach langer 40minütiger Wartezeit in der Sauna namens E-Werk ging’s dann auch um Punkt 21:30 los. Licht aus, Spot an, let’s Rock `n` ‚Roll! Nach der traditionellen Ankündigung (wie schon zu GNR-Tagen): „Ladies & Gentlemen, from Hollywood, L.A.: VELVET REVOLVER“ ging es auch gleich richtig zur Sache. Die sieben, hinter der Bühne angebrachten, großen Strobos blendeten voll auf und die Band rockte mit „Sucker Train Blues“ auch gleich in die vollen. Die Band sah aus wie frisch aus den End-80ern gekommen: Lederhosen, ärmellose Shirts, Tücher hingen aus den Taschen und Sänger Scott poste noch zusätzlich mit dicker Sonnenbrille und Polizei-Mütze. Man kam sich vor, als wäre man über 10 Jahre in die Vergangenheit gereist und sähe GNR zu ihren besten Zeiten, nur mit einem anderen Sänger. O.k., wenn man genau hinsah, zeichnete sich vor allem bei Duff die doch harte Drogen-Vergangenheit durch die sehr ausgemergelte Haut ab. Und vor allem Scott waren die kürzlichen Drogen-Eskapaden deutlich anzusehen. Man, sieht der Kerl kaputt aus. Verwunderlicher dafür sein Pensum auf der Bühne. Denn genauso wie seine Mitstreiter fegte, tanzte, sprang und rannte der ehemalige STP-Sänger unermüdlich über die Bühne, als gäbe es kein morgen. Duff und Slash posten in ihrer unnachahmlichen Art auf den dafür extra montierten Podesten, während Rhythmus-Gitarrist Dave zwar ebenfalls ordentlich rockte, aber natürlich bei weitem nicht so viel Aufmerksamkeit bekam, wie der Rest der Band. Weiterer Blickfang war auch der dritte Ex-Gunner im Bunde, nämlich Matt Sorum (ebenso Ex-THE CULT). Dieser hat sich im Vergleich zum Rest der Band noch am besten über die Jahre gehalten und stand zwischen den Songs immer wieder halb auf seinem Drum-Kit um dann mit der Bass-Drum die Meute zum Mitklatschen zu animieren. Der Sound war für E-Werk-Verhältnisse richtig gut. Nur Scotts neues Lieblingsspielzeug nervte etwas, denn der Frontmann ließ bei fast jedem Song die Sirene seines Megaphones ins Mikro heulen und verzerrte mit dem Gerät noch zusätzlich viel zu oft seine doch eigentlich sehr markante Stimme. Als die Band dann zum Ende des ersten Programm-Teils den GNR-Klassiker „It’s so easy“ anstimmte, gab’s bei den 2.500 Fans natürlich kein Halten mehr und jedes Wort wurde lauthals mitgesungen. Dabei war die Gesangsleistung von Scott Weiland wirklich ansprechend und passte absolut zu dem Song.

Eine Pause gab es für die Meute bei der zweiten Single der Band – „Fall to Pieces“ – und anschließend wurde das reguläre Set nach gut 50 Minuten mit dem „The Hulk“-Song „Set me free“ beendet. Aber jedem war klar, dass dies noch lange nicht alles war. Als nach kurzer Pause Slash wieder ins Spotlight trat, brach plötzlich unbändiger Jubel aus. Denn endlich hatte der Lead-Gitarrist und Band-Chef sein Markenzeichen aufgesetzt: Den Zylinder! Gleich darauf ging’s dann mit einer halb-akustischen Version des Ur-GNR-Songs „I used to love her“ weiter, es folgten die Hit-Single „Slither“ (inkl. einer mehrminütigen Jamsession der Rhyhhmus-Fraktion Dave, Duff und Matt) sowie der STONE TEMPLE PILOTS-Klassiker „Sex Type Thing“. Damit fand auch der erste Zugaben-Teil sein Ende.

Von den massiven „Zugabe“-Rufen der Fans motiviert, setzte sich zuerst Matt wieder hinter seine Kessel um den „Terminator“-Song „You could be mine“ anzustimmen. Doch dann schwenkte der Drummer zu „Mr. Brownstone“ um. Jeder einzelne der Musiker kann dieses Gunner-Lied über Drogen nur all zu gut für sich nachvollziehen und dementsprechend leidenschaftlich gingen die Musiker ab. Mit einer Coverversion von „Negative Creep“ (NIRVANA) war dann nach gut 85 Minuten Spielzeit endgültig Schluss und die Massen verließen total erschöpft, verschwitzt aber verdammt glücklich die völlig überhitzte Halle.

Fazit: Axl, bleib wo du bist! Wir brauchen dich nicht mehr. GUNS `N` ROSES are dead, long live VELVET REVOLVER! Denn diese Band überzeugt nicht nur mit Einsatz und Spielfreude, sondern schreibt zudem noch die Songs, die nach der „Appetite for Destruction“ hätten kommen müssen. Dies war sicher eines der Konzert-Highlights des Jahres und ich will nur hoffen, dass Scott sein Leben in den Griff bekommt, damit wir noch viele weitere geile Songs um die Ohren gerockt kriegen!
Copyright Foto: WDR

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