Ort: Wacken
Datum: 31.07.2009
Ganz ohne Regen geht es dann doch nicht. So ging in der Nacht zum Freitag ein ordentlicher Gewitter-Schauer runter, was die anwesenden Terrorverleger in ihrem komfortablen Übernachtungs-Gemach allerdings eher weniger störte. Das Festival-Areal dagegen verwandelte sich stellenweise natürlich in kleine Schlammlöcher, was sich durch die gute Vorbereitung der Organisatoren erfreulicherweise in Grenzen hielt und mit passendem Schuhwerk auch kein großes Problem darstellte. Zudem sollte es den restlichen Tag soweit trocken bleiben. Und zum Frühstück erwartete einen dann auch gleich die Vollbedienung!
NAPALM DEATH
Wer nicht irgendwie informiert wurde, dem entging die Umbesetzung auf der Party Stage, denn statt SUIDAKRA lärmten NAPALM DEATH heute schon auf zum Frühstück. Warum, weiß kein Mensch (wahrscheinlich, weil Shane später noch mit INSIDIOUS DISEASE im Zelt abräumen mußte und man somit einen Extra-Anreisetag einsparte). Trotzdem war es brechend voll vor der Bühne. Weshalb auf der kleinen Party Stage, ist allerdings fraglich, denn vor 2 Jahren weckten einen die Grind-Pioniere noch von der True Stage aus. Egal, denn Napalm zerschroten noch jede Crowd. Neue Bringer vom aktuellen Killerwerk „Time Waits for no Slave“ bollerten genauso sick wie Ur-Grindsuppen der Marke „Scum“ oder „Unchallenged Hate“. „Suffer the Children“ ist sowas von Hit und Barneys epileptisches Gezappel auf der Bühne einfach einmalig. Seine „glasklaren“ Ansagen ebenso! Und so kam es nach vieeel zu kurzen 40 Minuten und Sekundengöttergaben wie „The Kill“ oder natürlich „You Suffer“ zum krönenden Abschluß mit „Nazi Punks Fuck Off“. Erneuter Hammergig, die gehören einfach ins Hauptprogramm auf den großen Bühnen!
(Moses)
VREID
Während Barney & Co. auf der Party Stage ordentlich Druck machten, versuchten VREID auf der Black Stage trotz früher Stunde und Tageslicht erste düstere Stimmung aufkommen zu lassen. Und auch wenn sich die Sonne nicht verdunkelte, konnten die sympathischen Nordlichter mit ihrer engagierten Show schon gut landen. Kein Wunder, denn nicht nur die Songs vom aktuellen Langeisen „Milorg“ (u.a. „Disciplined“, „Milorg“) kommen live schön druckvoll rüber, sondern auch die schon als Klassiker zu bezeichnenden „Svart“ und natürlich der Abschluss-Reisser „Pitch Black“, welcher sich immer mehr zur Bandhymne entwickelt! Sehr schön!
(Fafnir)
ENDSTILLE
Nachdem sich die Altrocker UFO vor ebenfalls zahlreichen Fans wieder in „Rock Bottom“-Ekstase rockten, machte ich mich auf den Weg zu den deutschen Schwarzkittel-Helden ENDSTILLE. Die hatten für ihren Auftritt gleich mehrere Überraschungen parat. So hatte man einmal mit Nocturnal Overlord (u.a. CRIMSON MOON) einen Gast-Gitarristen am Start und weiterhin ersetzte Mannevond von den befreundeten KOLDBRANN den verhinderten Iblis am Mikro. Besonders der Druck mit der zweiten Gitarre tut dem Sound von ENDSTILLE richtig gut und auch Mannevold macht keiner mehr was vor, auch wenn der Nordmann nicht ganz so garstig und kantig rüberkommt wie Iblis. Aber Songs wie „Dominanz“, „Endstilles Reich“ und „…of Disorder“ verfehlten auch heute und in der geänderten Besetzung ihre Wirkung absolut nicht, so dass die Band nicht nur abgefeiert wurde, sondern sich auch mal eben die Sonne verzog und es anfang zu nieseln. Das nennt man doch mal Wirkung!
(Fafnir)
RETROSPECT
Statt noch mehr ENDSTILLE lugte ich lieber mal bei den exotischen RETROSPECT rein. Diese blutjunge Bande kommt aus Thailand! und zockt einen technisch brillianten Mix aus Prog/ Thrash und NuMetal! Mit vollem Enthusiasmus prügelten die 4 sehr tight ihre Songs vom 2007er-Debut „Unleashed“ unters Volk. Dass sie bereits seit 2000 musizieren macht, sich in dem ausgereiften Songwriting bemerkbar, nicht umsonst ist man in der Heimat in den Top10 zugegen! Geile Combo, von der man hierzulande auch noch einiges hören wird in Zukunft.
(Moses)
NEVERMORE
Bei einem weiteren Highlight setzte erstmal zu Beginn ein leichter Schock ein, denn NEVERMORE-Fronter Warrel Dane hat die Haare so ziemlich ab! Und dunkel gefärbt, ganz schön proper ist er zudem geworden. Strange. Dafür war die Stimme nach anfänglichen leichten Schwankungen Top. Und auf die kommt´s ja an.Die Jungs sind mittlerweile einfach ne Bank, auch wenn die zweite Klampfe fehlt. Man legte mit bretthartem Thrash-, fast schon Death Metal-Sound die True Stage in Schutt und Asche. Hier reihte sich Hit an Hit, „This Sacrament“, „Dead Heart in a Dead World“, „The Heart Collector“, „Enemies of Reality“, „The Seven Tongues of God“, „Narcosynthesis“ oder „Inside Four Walls“, die vollversammelte Meute kam aus dem Bangen gar nicht mehr raus! Mit dem abschliessenden Oberkracher „Born“ bekam Warrel auch seinen Riesenpit und der mächtig einen vor die Fresse! Amtlicher Gig.
(Moses)
AIRBOURNE
Die wilden Jungs von AIRBOURNE sind dieses Jahr auch ohne neues Album aufm Wacken und das ist gut so, denn die sympathischen Australier rocken auch noch mit den schon bekannten Tracks, wie „Stand up for Rock N’Roll“, „Hellfire“ und natürlich „Runnin‘ Wild“, jedes Festival. Da stört es auch nicht weiter, dass ab und zu mal die Technik ein wenig hakt. Das alles wird ihnen auch dieses Mal mit einer super Stimmung der Fans gedankt und da lässt sich Fronter Joel natürlich nicht lange bitten und schon krackselt der Gitarrist mitsamt seinem Instrument auch schon wieder die Stage-Konstruktion hinauf. AIRBOUNE? Jedes Mal wieder eine Party wert!
(Fafnir)
WHIPLASH
Eine der interessantesten Angelegenheiten des diesjährigen Wacken war sicherlich die Reunion-Show der kultigen US-Thrasher WHIPLASH, bei denen das Zelt zu Beginn allerdings erschreckend schlapp besucht war. Ab dem dritten Song etwa war´s aber doch voll, dennoch waren die Herren wohl nicht mehr im Kopf der Meisten, was nach einer derart langen Pause auch kein Wunder ist. Überraschend war der Gastauftritt von Frank Blackfire (ex-SODOM) bei 2 neuen Songs, die herrlich räudig thrashen wie in grauer Vorzeit. Die Krächzestimme von Tony Portaro ist zum Glück geblieben, der Texas-Hut war allerdings null Thrash Metal. Er war sichtlich erfreut über die lautstarken Reaktionen aus dem Publikum und genoß den Auftritt. Es wurden dann nur Kult-Brüller der ersten beiden Scheiben gebracht, darunter Killer wie „Snakepit“, „Spit on your Grave“, „Stage Dive“ oder „Nailed to the Cross“. Viel zu kurzer Abräumergig, der Hunger auf mehr machte!
(Moses)
COHEED AND CAMBRIA
Fix noch rüber zur Party Stage, um noch was von den durchgeknallten COHEED AND CAMBRIA zu sehen. Frontwurzel Claudio Sanchez ist mit seiner entrückten Performance immer eine Augenweide und der Mix aus verträumtem Prog und eruptiven NuAusbrüchen schon sehr eigen. Wie die ganze Band. Muß man mal erlebt haben, dachten sich auch tausende in Feierlaune vor der Stage. Tolle Combo!
(Moses)
BULLET FOR MY VALENTINE
Die Waliser Durchstarter BULLET FOR MY VALENTINE waren schon ein Diskussions-Thema, als sie zum ersten Mal fürs Wacken angekündigt wurden und leider absagen mussten. So durfte man dieses Jahr erst Recht gespannt sein, wie die Briten, die gerade fleissig am neuen Album werkeln, beim Metal-Publikum ankommen. Und das taten sie doch überraschend gut. So war es gerammelt voll vor der Bühne und die Meute feierte zu Krachern der Marke „4 Words (to choke upon)“, „Scream Aim Fire“ und natürlich „Hand of Blood“ genauso ab, wie sie zu „Tears don’t fall“ lauthals mitsangen. Gute Songs sind nun mal gute Songs, da kann man so auf „true“ Metal pochen. Diese Jungs sind spielerisch einfacht top, das muss man neidlos anerkennen und bei dem vorgestellten neuen Titel, welcher jedem BfmV-Fan gefallen dürfte, kann man sich ohne Frage auf der neue und 2010 anstehende Album freuen! Dazu boten Matt Tuck und seine Mannen eine eindwandfreie, wenn auch recht routinierte Show, die zeigt, wie schnell man in diesem Business erwachsen werden muss. Dennoch haben BULLET FOR MY VALENTINE allen Schmäh-Rufen getrotzt und bewiesen, dass sie zu Recht eingeladen wurden!
(Fafnir)
Setlist BULLET FOR MY VALENTINE
Waking the Demon
End of Days
4 Words (to choke upon)
No Control
Tears don’t fall
Hand of Blood
Ashes of the Innocent
Eye of the Storm
Scream Aim Fire
INSIDIOUS DISEASE
All Star-Projekt, die nächste! Schon lange Jahre war das Gerücht im Umlauf, dass DIMMU BORGIR-Klampfer Silenoz und OLD MAN’S CHILD-Gitarrist Jardar an einer Nebenband arbeiten würden. Vor einigen Wochen platzte dann die Bombe, als das komplette Line Up offiziell gemacht wurde. So würde Shane Embury (NAPALM DEATH, BRUJERIA) den Bass bedienen, Drummer Tony Laureano (u.a. ANGEL CORPSE, DIMMU BORGIR, NILE, MALEVOLENT CREATION) die Kessel flicken und niemand geringeres als Mr. Marc Grewe von MORGOTH die Vocals übernehmen! Laureano wurde an diesem Abend übrigens vom derzeitigen DIMMU-Schlagwerker Daray (ex-VADER) vertreten. Damit war die musikalische Ausrichtung schon mal klar und als INSIDIOUS DISEASE dann auch mal eben mit dem MORGOTH-Klassiker „Isolated“ losdonnerten, gab es für die angetretenen Death Metal-Fans natürlich kein Halten mehr! Und was sich mit diesem Projekt ankündigt, könnte was richtig fettes werden! So bietet diese internationale Death Metal-Dampframme so ziemlich alles, was das Death Metal-Herz begehrt. Walzende Todesblei-Kanten („Boundless“) wie auch brachiales Getrümmer („Nuclear Salvation“) wurden geboten, wobei immer gekonnt auf eine schöne Balance zwischen Härte und Midtempo geachtet wird, so dass sowohl Härte als auch fetter Groove ausreichend zum Zuge kommen. Dazu sieht man besonders Silenoz eine neue frische Spielfreude deutlich an und den Kollegen Grewe endlich mal wieder so engagiert in Action zu sehen, ließ jedes Death Metal-Herz höher schlagen. Der Mann kann’s noch immer und so darf man sich richtig freuen, wenn INSIDIOUS DISEASE endlich ihre erste Langrille raushauen!
(Fafnir)
IN FLAMES
Ein großes Highlight, nicht nur für meiner einer selbst, war im Vorfeld wieder einmal die Ankündigung von IN FLAMES. Die Schweden sind immer für eine großartige Show gut, allerdings durfte man aufgrund der musikalischen Entwicklung durchaus skeptisch sein, was die Setlist betrifft. So legten die Nordmannen, die derzeit weiterhin mit Niklas Engelin (ENGEL) als Ersatz für den in der Reha befindlichen Jesper Strömblad auftreten, mit „Delight and Angers“ los, überraschten dann allerdings mit „The Hive“ vom „Whoracle“-Album. Das und die sehr ordentliche Performance, besonders vom umherwirbelnden und bangenden Fronter Anders Friden, stimmten dann optimistisch, doch leider konnten IN FLAMES dieses Niveau nicht halten. So bot man zwar eine knallige Show mit vielen Pyro-Effekten, Leinwand-Projektionen und Video-Einspielungen, das allerdings konnte nicht über die nicht so pralle Setlist und das behäbige Auftreten der Axt-Fraktion hinweg helfen. So sind satte 5 Songs vom aktuellen Album (u.a. „The Chosen Pessimist“, eine Balladen-Version von „Alias“) sowie die bekannten Hits „Cloud Connected“, „Trigger“, „The Quiet Place“ und „Take this Life“ trotz ihrer Klasse einfach nicht das, was die Fans hören wollen. Da helfen auch das starke „Embody the Invisible“ (von „Colony“), das Handy/ Feuerzeug-Meer bei „Evil in a Closet“ und der Gastauftritt von Lisa Miskovsky beim tollen „Dead End“ nicht wirklich. Zudem war der Sound über das gesamte Set derart bescheiden und leise, dass man seinen Nachbarn schon bitten musste, nicht so laut zu klatschen, damit man die Songs erkennt. Da wundert es auch nicht, dass bei „Only for the Weak“ zwar fleißig mitgehüpft wurde, aber nicht die überragende Stimmung aufkam wie noch beispielsweise beim Wacken 2007… Da kann das imposante Feuerwerk zum Finale mit „My Sweet Shadow“ noch so mächtig ausfallen, das war im Gesamten gesehen nicht so toll, meine Herren. Ok, für den Sound kann man vieleicht nicht unbedingt was, aber bei aller musikalischen Entwicklung sollte man vielleicht doch darauf achten, was man wo spielt… denn auf einem Festival mit 75.000 Leuten, die so gut wie geschlossen angetreten sind, dürfen es ruhig auch mal wieder ein „Moonshield“, „Pinball Map“ oder „Behind Space“ sein…
(Fafnir)
Setlist IN FLAMES
Delight and Angers
The Hive
Trigger
Cloud Connected
Disconnected
Only for the Weak
Embody the Invisible
Come Clarity
Dead End
Alias
The Chosen Pessimist
The Mirror’s Truth
The Quiet Place
Take this Life
My sweet Shadow
SARKE
Zwischen Schweden-Exportschlager No. 1 und No. 2 führt uns der Weg ins Zelt zur WET-Stage, um dem Auftritt der Norweger SARKE beizuwohnen. Und wenn sich Sarke (Bass, KHOLD/ TULUS) mit seinem Kumpel Nocturno Culto (DARKTHRONE) zusammen tut, ist es eigentlich kein Wunder, dass das Resultat eben wie eine Mischung aus beidem klingt. Für Live-Shows haben sich die beiden Norweger die Dienste ihrer Freunde Asgeir Mickelson (Drums, BORKNAGAR) und Cyrus (Gitarre, SUSPERIA) gesichert. Und so bekam man mit Songs wie „Frost Junkie“ und „Primitive Killing“ satten, klassischen Black Metal, klar von DARKTHRONE und KHOLD inspiriert. Dabei zog natürlich Nocturno die Hauptaufmerksamkeit auf sich, wobei man die fehlende Routine als Fronter und dann noch ohne Gitarre schon bemerken konnte. Aber die Performance kam solide, autenthisch und die Setlist satt und einwandfrei gezockt rüber und so gab es auch verdienten Jubel! Dieser erreicht natürlich seinen Höhepunkt, als niemand geringeres als Mr. Tom Gabriel Fischer (ex-CELTIC FROST) die Bühne betrat, um mit SARKE den Klassiker „Dethroned Emperor“ zu performen. Man kann über den Mann sagen, was man will, aber auch nach all den Jahren und all den Stories… diese Legende strahlt immer noch eine eindrucksvolle Aura aus und markierte mit ihrem Gast-Auftritt ohne Frage einen der Höhepunkte des Festivals! Dazu verriet mir Nocturno am nächsten Tag noch, dass das Kapitel DARKTHRONE und Live-Auftritte wohl doch noch nicht komplett geschlossen sei. Zumindest würde er Fenriz (Drums) immer alle Angebote unterbreiten und wäre sicherlich gesprächsbereit, würde sein langjähriger Gefährte mitziehen.
(Fafnir)
AMON AMARTH
Der Freitag sollte mit einer weiteren Enttäuschung enden. Schon völlig unverständlich, dass eine wirklich große Band wie AMON AMARTH nachts um 2 auf die Bühne gejagt und mit einer Stunde Spielzeit abgespeist wird, zudem saß der Soundmann voll auf den Ohren. Es war nicht nur extrem leise, man verstand zudem auch kaum etwas, außer Bass und Schlagzeug! Das muß bitte mal erklärt werden, wieso nahezu alle Bands einen teilweise sogar zu lauten Sound haben, und hier nur ein laues Gewummer hervorquoll… lächerlich! An der Performance der schwedischen Wikinger gab´s natürlich nichts zu mäkeln, außer, dass sich vielleicht langsam etwas zu viel Routine einschleicht, weil man ja an jedem Blumentopf spielt momentan. Auch der Bühnenaufbau war nett gemacht, die Setlist ohne Überraschungen Top und lupenreine Death Metal-Brecher wie „Twilight of the Thundergod“, „Asator“, „Victorious March“, „The Persuit of the Vikings“ oder der abschliessende Überflieger „Death in Fire“ bringen auch mit miesem Sound noch jede Meute zum Kochen. Irgendwie wird man der Jungs so langsam aber auch über und eine kleine Pause würde nicht schaden.
(Moses)
Setlist AMON AMARTH
Twilight of the Thundergod
Free Will Sacrifice
Asator
Guardians of Asgaard
Varyags of Miklagaard
Runes to my Memory
Live to the Kill
Victorious March
The Pursuit of the Vikings
Cry of the Blackbirds
Death in Fire
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