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WELLE: ERDBALL

Ort: Herford - Club X

Datum: 04.11.2006

WELLE: ERDBALL gaben mal wieder ein “Quasi”-Heimspiel im Herforder X, da durfte natürlich auch eine Terror-Abordnung nicht fehlen! Nachdem wir den Abend mit einem absolut empfehlenswerten Kinofilm begonnen hatten („Borat“ – am besten in der Originalfassung schauen!), sollte er mit Minimal Electro fortgesetzt werden. Das X war mit ca. 500 Leuten sehr anständig gefüllt und gespannt warteten wir, was sich auf bzw. hinter der riesigen weißen Leinwand wohl tun würde.

Um 20.30 Uhr sollte dieses Geheimnis gelüftet werden. Nachdem das bekannte Intro aus dem Off verklungen war, erschien auf der mittleren Leinwand das Antlitz von Sänger Honey, der die Zuschauer aus Hannover, Bielefeld, Herford und den Niederlanden begrüßte. Auf der Projektionsfläche erschienen nun auch noch Programmierer A.L.F. und die beiden Damen an den Schlagwerken und Gesang, Plastique und Frl. Venus. Wie es sich für WELLE: ERDBALL gehört, trugen die Herren schwarze Anzüge und Handschuhe nebst blau getönten Sonnenbrillen, während die Ladies im Fifties-Style im Petticoat und mit Perlenkettchen daherkamen. Nach „Wir wollen keine Menschen sein“ gesellten sich bei „Nur tote Frauen sind schön“ noch zwei weitere Personen vor die Kameras. Angetan mit Bustiers, deren Front Stoff-Klaviertasten zierten, dienten sie den ERDBALL-Grazien als lebende Musikinstrumente. Im groovigen 50er Jahre-Rhythmus erklang „Souvenir“, allerdings wurde das Publikum langsam ein bisschen ungeduldig. Für den Anfang war die Idee mit den Leinwänden durchaus interessant, aber immer mehr Stimmen wurden laut, die forderten, die Band möge sich zeigen. Und so kam Honey dann zu „Mensch aus Glas“ auch aus der Versenkung hervor, während der Rest der Truppe weiterhin vor den Videokameras agierte und auf den Leinwänden Aufforderungen wie „Vermehre Dich“, „Schlaf weiter“ oder „Konsumieren“ erschienen. Zu „Der Telegraf“ kam der weibliche Part dann auch nach vorn und drehte sich am Bühnenrand auf einer entsprechenden Konstruktion im Kreise. Derweil wurden die Papierbahnen im Hintergrund eingerissen, lediglich der Mittelteil, auf dem immer noch A.L.F. zu sehen war, blieb stehen. Das Auditorium war sichtlich erfreut, jetzt zumindest drei Viertel WELLE: ERDBALL von Angesicht zu Angesicht betrachten zu können und so wurde die Stimmung auch deutlich besser. Dann sollte bei „Das Sternenkind“ auch noch die letzte Leinwand fallen, allerdings blieb es ziemlich chaotisch auf der Bühne, da die Technik wohl nicht 100%ig mitspielte und ein ziemliches Gewusel auf der Stage herrschte. Immerhin hat Sänger Honey das aber auch selbst eingesehen, wie er zu einem späteren Zeitpunkt beim Song „Contergan“ zugab. „Chaos Total“ sei wohl nicht nur der Name des aktuellen Albums, sondern auch das Motto des Abends. Vielleicht wollten die Damen davon ein wenig ablenken und zogen sich deshalb hinter Schattenwänden zu den Klängen von „Das Apha-Tier“ aus, das Outfit hatte sich anschließend auf jeden Fall deutlich verändert. Statt brave Petticoats trugen die beiden nun hautenge Catsuits aus schwarzem Leder und auch die Haare wurden nicht länger als strenge Hochsteckfrisur präsentiert. Als zwei weitere Tänzerinnen mit großen weißen Luftballons die Bühne betraten, war klar, dass nur „Schweben, Fliegen und Fallen“ folgen konnte. Darauf hatte Herford offensichtlich gewartet. Lauthals wurde mitgesungen, getanzt und natürlich den Ballons immer wieder ein Schubs gegeben. Für ihre verschiedenen Showelemente sind WELLE: ERDBALL hinlänglich bekannt und so passten auch die beiden Mädels gut ins Programm, die zu „Hoch die Fahnen“ ebensolche mit dem WELLE: ERDBALL-Logo schwenkten. Zu „Arbeit adelt!“ war es dann ein Ölfass, auf das Honey ordentlich eindrosch, bei „Super 8“ durfte natürlich eine Kamera nicht fehlen. Dafür wurde „VW-Käfer“ durch das heftige Klatschen des Publikums begleitet. Jetzt hatte das X definitiv Betriebstemperatur erreicht, es kam aber auch Schlag auf Schlag: „23“ wurde von „Wo kommen all die Geister her“ abgelöst. Bei diesem Titel wurden Wunderkerzen verteilt, so dass ein Meer aus blitzenden Lichtern entstand. Als Nächstes waren die „Starfighter F104-G“-Papierflieger dran. Während die „Flugzeuge“ im Sturzflug durchs X flogen, tanzte die Crowd ausgelassen zu den Computerklängen dieser Club-Hymne. Mit den Hinweisen auf die Unterschriftenliste zugunsten des Tierschutzbundes und die Erwartung, dass mindestens 400 Unterschriften dazukommen müssten, verabschiedete sich das Quartett von der Bühne, um jedoch nach nur einem kurzen Moment wieder zu erscheinen. Man hält wohl nicht viel von den üblichen „Zugabe-Hinhaltetaktiken“, wie auch Honey bekundete. Und so kamen noch „Ich bin nicht von dieser Welt“, „Monoton & Minimal“ und das FEHLFARBEN Cover „Es geht voran“ zum Zuge. Abermals folgte eine kleine Abwesenheit, um mit „Elektrosmog“ den Abend endgültig zu beschließen.

Zumindest, was die Live-Performance angeht, natürlich wurde an diesem Samstag Abend noch kräftig weitergetanzt. Die Grundlage dazu haben WELLE: ERDBALL mit ihrem fast zweistündigen Konzert hervorragend bereitet, auch wenn es zu Beginn auf der Stage zu unruhig zuging. Das Konzept in allen Ehren, aber hier wäre weniger tatsächlich mehr gewesen. Ansonsten wirklich erstaunlich, was man mit so einem alten Commodore C64 alles anstellen kann…

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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