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WELLE:ERDBALL

Ort: Herford - Club X

Datum: 15.10.2005

Mittlerweile könnte ich Konzertberichte über die WELLE:ERDBALL im Schlaf schreiben, so oft haben wir schon über die Retro-Elektroniker berichtet, und dennoch findet man sich immer wieder gerne ein, wenn die Hannoveraner zum Tanz bitten. Im Herforder Club X hatte man dabei sozusagen ein Heimspiel, so oft war man hier schon aufgetreten, und auch privat treiben sich A.L.F. und Honey immer wieder gerne in Ostwestfalen herum. Das und die Tatsache, dass der Eintrittspreis mit 11 Euro im VVK äußerst lobenswert terminiert war, ließ doch eine ganze Menge schwarzer Gestalten im ehemaligen Kick auflaufen, viele aufreizend gestylt. Über 400 dürften es gewesen sein, darunter eine erfreulich hohe Zahl Damen, die dann auch die ersten Reihen dominierten. Ohne Vorgruppe ging es um 20 15 Uhr gleich los mit dem Spektakel, und zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es sich um einen besonderen Auftritt handeln würde…

Mit den „Schaufensterpuppen“ wurde der Abend musikalisch eingeleitet, der insgesamt nicht weniger als 26 Songs bieten sollte, value for money. Zwar hatte man diesmal aus Platzgründen auf echte Schaufensterpuppen verzichtet, doch optisch wurde auch so genug geboten. Honey natürlich vorne am Mikro und A.L.F. weiter hinten an den synthetischen Instrumenten in ihrer üblichen Kluft: Adrette Anzüge, Sonnenbrille, schwarze Handschuhe. Dazu die beiden Damen Zara und Frl. Venus, die mit Schattenspielen, Gesangseinlagen und Percussion die Darbietung optimal unterstützten. Hatte man zu Beginn das Gefühl, das Volk wäre ein wenig träge, wurde man schnell eines Besseren belehrt. Zwar habe ich schon enthusiastischeres Welle-Publikum gesehen, aber für die lethargischen OWLer war es doch schon recht ansprechend. Vor allem der Applaus wurde von Stück zu Stück frenetischer. Nach dem Eröffnungstrio wandte sich der Sänger das erste mal an seine Fans, mit der üblichen Begrüßung: „Hallo, Sie hören WELLE:ERDBALL“. So wurden dann die vielen kleinen und großen Minimalhits präsentiert, die man so lieb gewonnen hat, viele mit bekannten oder auch unbekannten Gimmicks präsentiert. Die Schwalben bei „Starfighter F-104G“, die großen Ballons zu „Schweben, fliegen, fallen“, die Mülltonne beim Klassiker „Arbeit adelt“. Dazu dann im Hintergrund zu einigen Songs DVD-Projektionen, was im Grunde genommen irgendwie inkompatibel ist, denn das Quartett glorifiziert ja die analoge Welt. Neu war der Track „Nur tote Frauen sind schön“, ein Ausblick auf das nächste Album, welches erst Mitte 2006 erscheinen soll. Hierzu wurden dann auch morbiderweise 2 Särge auf die Bühnenbretter geschafft. Und auf diesen: 2 mehr oder weniger nackte Mädels, welche dann auch noch als Instrumentenunterlage „missbraucht“ wurden, originell! Meine persönlichen Hits „Super 8“ und „VW-Käfer“ waren erfreulicherweise auch in der Setlist, sogar direkt nacheinander. Dann aber die große Überraschung: Honey gab bekannt, dass BEIDE Damen hier und heute ihr Abschiedskonzert geben würden! Zara ist ja erst seit Ende 2004 dabei, war also ein kurzes Gastspiel. Da Frl. Venus (aka Nina Fuchs) immerhin 3 Jahre dem Radiosender angehörte, wurde sie noch feierlich mit einem Abschiedszeugnis verabschiedet, welches recht launig ausfiel. So lag also gegen Ende ein Hauch von Wehmut auf der Veranstaltung, aber es wird natürlich weitergehen. Mit der interessanten FEHLFARBEN-Coverversion „Es geht voran“ verabschiedete man sich fürs erste, wurde aber sehr vehement wieder zurückgeholt.

Gleich 2 Zugaben mit je 3 Songs gab es dann noch als Nachschlag, mit Audrey Hepburn als Kulisse bei „Lebendig begraben“, der Oldschool Hymne „Monoton & Minimal“ und dem Damen Duo (mittlerweile im Ganzkörperlederanzug aber mit leicht defekten Mikros) bei „Berühren“ gab es weitere Höhepunkte. Dann verabschiedete man sich mit einer Verbeugung nach fast 2 Stunden vom Auditorium, welches mittlerweile durch die regulären Discobesucher noch aufgestockt worden war. Denn der Konzertpreis enthielt zusätzlich auch noch den Obulus für die nachfolgende Tanzveranstaltung. Eine sehr faire Sache also und eine runde noch dazu, denn WELLE:ERDBALL haben mal wieder ihre Leidenschaft und ihre einzigartige Stellung in der Szene unter Beweis gestellt. Die Computer verlassen die Welt… aber nur für heute!

Setlist
Schaufensterpuppen (KRAFTWERK-Cover)
Grüße von der Orion
Gib mir mein Gefühl zurück
Wir wollen keine Menschen sein
23…
Ich bin nicht von dieser Welt
Susi hat Angst
Ein Mensch aus Glas
8-Bit Märchenland
Mein Sternenkind
Nur tote Frauen sind schön
Tanz eiskalt!
Super 8
VW-Käfer
Starfighter F-104G
Walkman
Arbeit adelt!
Schweben, fliegen, fallen
Verlieb dich in mich
Wo kommen all die Geister her?
Es geht voran! (FEHLFARBEN Cover)

Lebendig Begraben
Monoton & Minimal
Die Computer verlassen die Welt

Graf Krolock
Berühren
Elektrosmog

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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