Ort: Herford - X
Datum: 08.11.2008
Da ein Besuch in Oberhausen bei der Out of Line Festival Tour am Anfang der Woche und ein am Abend zuvor selbst veranstaltetes Festival für einen Terrorverleger nicht wirklich eine Herausforderung sind und zugleich auch noch alle guten Dinge drei, machten wir uns am Samstagabend auf den Weg ins Herforder X, um den Herren (und Damen) von WELLE:ERDBALL unsere Aufwartung zu machen. Gefordert war Pünktlichkeit, da es vor dem Konzert noch ein Special geben sollte, aber wie das im Leben nun mal so läuft, kamen wir ein paar Minuten zu spät (wegen Staus aufgrund eines Arminia Heimspiels) und der Einlass lief auch eher schleppend, da anscheinend ziemlich viele Menschen im X Einlass begehrten. Und so verzögerte sich alles ein wenig.
Beim betreten der Halle konnte man schon die aufgebaute Leinwand sehen, denn wie auch schon bei den anderen Konzerten der Tour sollte heute Abend zunächst der Film „Operation Zeitsturm“, in dem die WELLE:ERDBALL Mitglieder natürlich tragende Rollen vor und hinter den Kulissen spielen, gezeigt werden. Uraufführung hatte dieser übrigens auf dem diesjährigen WGT und wurde dort richtig im Kino gezeigt. Und das war an diesem Abend auch der Mangel, denn einen Film über ca. 80 Minuten im Stehen zu schauen, ist anstrengend und macht nicht wirklich Spaß. Besonders, wenn man dann nicht mal was sieht, weil man klein ist und die Leinwand sich in etwa in Bodennähe befindet. So suchten wir uns ein gemütliches Plätzchen auf einer der ledernen Liegen, drehten dem Film den Rücken zu und genossen unser kühles Getränk. Aber als Hörbuch kann ich den Film auch empfehlen.
Direkt im Anschluss an den Film sollte es dann aber auch schon weitergehen, musste man doch pünktlich fertig sein, um den samstäglichen Discobetrieb nicht aufzuhalten. Zumindest erklärte Honey so seine spärlichen Ansagen im Laufe des Abends. Und kaum war die Leinwand abgebaut, startete man auch schon mit dem KRAFTWERK Cover „Die Roboter“. Zunächst noch jeder für sich hinter einer Schattenwand, fand man sich zu „Funkbereit“ dann gemeinsam auf der Bühne ein. Und welch Überraschung: Man sah aus wie immer. Passend zum Thema des Films und der Tour wurden im Hintergrund Uhren projiziert (wenngleich die Beamer auf der Bühne etwas störten) und auch der ein oder andere Pyroeffekt kam zum Einsatz. Weiter ging es mit „Berühren“ und „Tanzpalast“, bevor mit „Wir wollen keine Menschen sein“ das für mich, welche ich nicht so W:E affin bin, erste bekannte Lied erklang. Der einzige Makel war nur, dass es zwischendurch immer mal wieder kleine Aussetzer in der Musik gab, welche sich aber nur auf dieses Stück beschränkten. Bei „Mensch aus Glas“ wurden dann die üblichen Schilder mit „Konsumiere“, „Kaufen“, „Schlaf weiter“ und „Vermehre dich“ von Plastique und Frl. Venus hochgehalten, genau wie die Papierflieger bei „Starfighter F-104G“, die Ballons bei „Schweben, fliegen, fallen“ und das Ölfass bei „Arbeit adelt“ dazugehören. Während „Grüße von der Orion“ angestimmt wurde, tauchten zwei Figuren (der Professor und ein Nazi) aus dem Film (anscheinend die Originalschauspieler) auf der Bühne auf und lieferten sich eine wilde Verfolgungsjagd mit Schießerei, bevor bei „Zurück zum Start“ Plastique und Frl. Venus wieder hinter den Schattenwänden verschwanden. Natürlich durften bei „Hoch die Fahnen“ auch nicht die von den beiden Mädels geschwenkten Fahnen fehlen und obwohl man das Ganze schon ziemlich oft gesehen hat (genau wie die anderen Gimmicks), gehört es gerade deshalb dazu und ist immer wieder nett anzuschauen. „Ich bin aus Plastik“ wurde dann verständlicherweise von der aus Fleisch und Blut bestehenden Plastique intoniert und mit „23“ folgte dann das Lied, welches mich mit geschätzten 17 das erste Mal mit WELLE:ERDBALL in Berührung kommen ließ. Natürlich folgten auch noch die Klassiker „Schweben, fliegen, fallen“ oder „Arbeit adelt“ und mein mitgereister Fotograph konnte sich bei „Super 8“ einen erfreutes Grinsen nicht verkneifen, ist dies doch sein Lieblingslied (Meins ist übrigens „Nur tote Frauen sind schön“, aber das stand heute nicht auf dem Spielplan). Mit „Monoton + Minimal“ sowie dem FEHLFARBEN Cover „Es geht voran“ neigte sich das Konzert langsam aber sicher dem Ende zu und obwohl die Zuschauer vehement eine weitere Zugabe forderten blieb es bei nur einer und dann gingen auch schon die Lichter an. In den kleineren Hallen war gar schon die Musik für die feierwütige Meute am laufen, man schien es also eilig zu haben. Trotzdem erntete WELLE:ERDBALL verdienten Applaus und es war trotz sich ankündigendem Burn-Out-Syndrom ein schöner Abend mit einer perfekten Leistung, die man sich immer mal wieder gerne anschaut.
So überließen wir das Feld dem jungen Partypublikum und machten uns auf den Heimweg um den Samstagabend ganz spießig vor Mitternacht wieder zuhause zu sein, anstatt uns die Nacht um die Ohren zu schlagen.
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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