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WINTERKÄLTE – S.K.E.T.

Ort: Berlin - K17

Datum: 15.07.2005

Wer hätte gedacht, dass wir einen launigen Estland-Urlaub mit einem lärmigen Konzert in Deutschlands Hauptstadt abschließen würden? Eben, wir nicht. Umso spontaner machten wir uns an diesem bewölkten Abend auf ins K17, nachdem wir erst am Nachmittag festgestellt hatten, dass dort heute musiziert werden würde. Zwar kannten wie beide Acts nur namentlich, aber ihre Zugehörigkeit zum kultigen Hands-Label machte uns neugierig. Nach einer lässigen Taxifahrt nach Friedrichshain (schließlich regnete es!) erreichten wir gegen 20 30 den Laden, der uns schon so viele interessante Berichte geschenkt hat. An der Kasse war es doch bedrohlich leer, ebenso wie im Innenhof, sollte der doch recht hohe Preis von 15 Euro abgeschreckt haben? In der „großen“ Konzerthalle links waren zwar schon Gerätschaften aufgebaut, aber organische Lebewesen konnte man noch an einer Hand ablesen. Nun denn auf in den kleinen Biergarten im Hof und erst mal einen White Russian geschlürft. Nach und nach trafen sie dann ein, die dunklen Electro-Liebhaber, vornehmend männlich und eher eremitisch veranlagt. Die Zeit verstrich, so dass man sich noch ein wenig dieselbige am Merchandise Stand vertrieb, Udo von WINTERKÄLTE und Label höchstpersönlich plauderte mit seinen Kunden. Dann die ersten Klänge aus dem übelst heißen Konzertsaal…

Oben nahmen die beiden Herren von S.K.E.T. Platz hinter ihren Geräten, Unit-298-09 und Unit-299-09, so nennt man sich halt in diesem Genre, welches sich in der Grauzone von Industrial, Power Noise und Techno aufhält. Die Bezeichnung ist auch egal, hauptsache es pumpt und die Beats fliegen nur so. Das Rostocker Kombinat machte keine Gefangenen und startete mit einem 50 minütigen Set ohne Pause durch, welches die Leiber der nun doch knapp 100 Anwesenden zum Zucken brachte. Darunter auch ein interessant anzusehendes Techno-Pärchen im Blau-Look, welches den Crossover-Gedanken offensichtlich verinnerlicht hat. Leider verzichtete man auf Projektionen zur Untermalung der Klänge, aber auch so begeisterte das Duo mit agiler Performance, harten Beats und treibendem Electro/ Industrial. Hin und wieder gab es ein paar schräge Samples auf die Ohren, hin und wieder auch ein paar Flächensounds, die in Verbindung mit den pointiert gesetzten Breaks zu gerne entgegen genommenen Verschnaufpausen führten. Ansonsten regierte durchgängig das totale Brett, welche aber immer nachvollziehbar war und körperliche Reaktionen geradezu hervorzwang. Wie gesagt spielte man ein großes langes Set bestehend aus aneinandergereihten Tracks/ Parts, von denen ich zumindest die „Stalinoper 2004“ vom aktuellen Hands-Album „Aktivist“ erkannte. Eine Klasse-CD und auch ein Klasse-Gig, der am Ende mit viel Beifall verabschiedet wurde, eine Zugabe saß allerdings trotzdem nicht drin.

Nach einer weiteren Pause wurde es nun frostig im K17, allerdings nur dem Namen des Headliners nach, denn die WINTERKÄLTE praktizierte in fast unerträglicher Hitze, die immer wieder die Anwesenden für kurze Zeit nach draußen trieb. Das deutsche Power Noise Duo, bestehend aus Udo an den Reglern und seinem Partner an den E-Drums heizte den auf 150 angewachsenem Auditorium nun noch härter ein. Und dieses dankte mit wilden Schreien und ausgedehnten Tanzeinlagen, in Verbindung mit der Hitze hatte man geradezu das Gefühl, in einem Hexenkessel zu sein, und irgendwann müsse es explodieren. Im Gegensatz zum Support wurden nun einzelne Tracks mit Pausen gespielt, die immer kurz vor der Grenze zum Krach standen, aber schließlich doch Strukturen erkennen ließen und im Laufe der Zeit immer besser ins Ohr gingen. Man muss bedenken, dass wir keine Experten dieses Sounds sind und uns diese neue Welt erst erarbeiten müssen. So kann ich hier auch keine Tracks wiedergeben, wobei ich es immer wieder erstaunlich fand, wie schnell die meisten anhand von 2, 3 Geräuschen „ihre“ Lieblingsstücke erkannten. Klasse-Leistung auch vom glatzköpfigen Drummer, der präzise wie eine Maschine seine elektronischen Felle bearbeitete und eigentlich kurz vom Kollaps hätte stehen müssen. Bevor uns dieses Schicksal ereilte, war das reguläre Set dann auch zu Ende, aber ohne 2 heftigst abgefeierte Zugaben ließ man die Musiker dann doch nicht ziehen.

In Verbindung von aggressivem Klang, Beat, guten Lichteffekten und der Hitze ein fast schon infernalisch intensives Erlebnis, dass für uns sicher nicht das letzte dieser Art war. S.K.E.T. waren aufgrund der eingängigeren Kompositionen für uns etwas leichter zugänglich aber auch die WINTERKÄLTE bot an diesem Abend Industrial Tekkno der besten Lesart. Hands Up!

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