Ort: Osnabrück – Hyde Park
Datum: 12.09.2015
Vor genau einer Woche hat Daniel WIRTZ mit seiner Band im Bielefelder Ringlokschuppen vor gut 2.000 Zuschauern gespielt und schon wieder tummelten sich allerlei ostwestfälische Kennzeichen rund um die Konzertstätte, die der Frankfurter an diesem Samstag zu rocken gedachte. Rund 1.600 Leute fasst die Kult-Venue am Fürstenauer Weg und ebenso viele hatten sich auch eingefunden, um bei einem weiteren ausverkauften Gig der „Auf die Plätze, fertig, los“-Tour des bald 40-jährigen ex-SUB7EVEN-Sängers dabei zu sein. Bereits seit 2007 ist der Bartträger allerdings auf Solo-Pfaden unterwegs und seit seiner Teilnahme beim Vox-Format „Sing meinen Song- Das Tauschkonzert“ auch dem großen TV-Publikum ein Begriff, was für die Ticket- und CD-Verkäufe nicht zum Schaden gewesen sein dürfte, wobei man ganz klar sagen muss, dass WIRTZ sich bereits über die Jahre und ohne Prime-Time-Ferneh-Präsenz mit Beharrlichkeit und Qualität eine solide und stetig wachsende Fan-Base geschaffen hat. Deshalb wird wahrscheinlich der eine oder andere Ostwestfale die Gunst der Stunde genutzt haben und war gleich zweimal live dabei oder der Osnabrück-Termin passte einfach besser. Auf jeden Fall waren viele Sympathisanten des deutschsprachigen Alternative-Rock aus dem Hause WIRTZ durchaus auch ein paar Kilometer weiter gefahren, um ihr Idol zu Gesicht zu bekommen.
Für diese Leute wäre eine Aufwärmübung sicherlich gar nicht nötig gewesen, mit MILLIARDEN aus Berlin wurde diese jedoch nach einem vergleichsweise ruhigen Einstieg durchaus frisch und mit viel Herzblut zelebriert. Der Titeltrack „Kokain & Himbeereis“ vom gleichnamigen Viertracker brachte entsprechend schon eine Menge Drive mit und half, die Betriebstemperatur im Park ordentlich steigen zu lassen. Den Verliebten und Daniel wurde die treibende Nummer „Oh Cherie“ verehrt, zu der Sänger Ben Hartmann über die Stage und durch den Graben fegte und spätestens mit dem nächsten Song, bei dem eine gewisse Marie eine tragende Rolle hatte, machte das Auditorium willig mit und auch das Plädoyer für offene Grenzen, welches „Freiheit ist ne Hure“ eröffnete, wurde mit viel Beifall bedacht. Hier schaltete der Fünfer, der im Wesentlichen aus dem Fronter sowie Tastenmann Johannes Aue besteht und live entsprechende Verstärkung erfährt, für einen Moment zurück, doch schon das nachfolgende „Milliardär“ ging erneut in die Vollen, um schließlich nach einer knappen halben Stunde im energiegeladenen Highspeed-Modus zu enden.
Setlist MILLIARDEN
?
Kokain & Himbeereis
Oh Cherie
Marie?
Freiheit ist ne Hure
Milliardär
Ende neu?
Für den Umbau ließ sich die Bühnencrew nicht viel Zeit, schließlich hält gegen 23.00 Uhr der Park-Bus (die Linie 81/82) vor der Tür und bringt den ersten Schwung feierwütige Teens und Twens; bis dahin sollte das tendenziell schon ein paar Jährchen ältere Konzertpublikum so langsam die heiligen Hallen verlassen, weshalb nach nur 15 Minuten um 20.45 Uhr auch schon die Hauptattraktion des Abends durchstartete. „Auf die Plätze, fertig, los“ bot sich da natürlich als Einstieg und Motto bestens an und während im Hintergrund Videoeinspieler den Beginn der Show ankündigten, nahmen die Musiker auf der noch dunklen Bühne ihre Plätze ein. Ein gelungener Auftakt, mit dem WIRTZ seine Anhängerschaft auch direkt im Griff hatte. Knackig übernahm „Regentropfen“, das ebenfalls im Juni dieses Jahres auf der vierten Studioplatte erschienen ist. Derweil begleiteten nicht nur „Siehst Du mich“ vom 2009er „Erdling“ allerhand Lichtspielereien oder erschienen auf den rückseitigen Monitoren wie bei „Du fährst im Dunkeln“ diverse Video-Einspieler, wenn dort nicht Live-Aufnahmen vom Kollegen WIRTZ präsentiert wurden. Man war also durchaus mit großem Besteck unterwegs und es lag wohl nicht nur daran und an dem Umstand, dass es Samstagabend war, dass Nummern wie „Freitag Abend“ oder „Wir“ nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wurden. Keine Frage, Daniel hält große Stücke auf seine Fans und hat deshalb auch das „Wir“ in seinem Namen zu seinem Credo erklärt. Auch zur aktuellen Flüchtlingsdiskussion hatte er eine klare Meinung und die besagt, dass die Angst weg muss und wir unsere Insel der Demokratie für die Menschen öffnen müssen, die es nicht so gut getroffen haben. Das nachdenkliche „Frei“ mit seinen fetten Gitarren war dafür der passende musikalische Rahmen, bevor es mit „Ich weiß es nicht“ und „Aus Versehen“ druckvoll weiterging. Ganz was altes mit viel Schmackes und Gefühl stand dank „Ne Weile her“ vom Solo-Debüt „11 Zeugen“ aus 2008 auf der Setlist – performt mit Herrn Wirtz an der Akustikklampfe, der für „Viel Glück“ zwar wieder zum elektrischen Sechssaiter griff, aber in sentimentalen Gefilden blieb. So in Stimmung gekommen, wurden kurzerhand zwei Barhocker auf der Stage platziert und als kleine Reminiszenz an die unplugged-Tour wurde für „Sag es“ der Stecker gezogen bzw. rückten Schlagzeug und Bass ganz dezent in den Hintergrund. Das PUR-Cover „Wenn sie diesen Tango hört“ durfte natürlich keinesfalls fehlen und wurde deshalb auch gebührend mitgesungen und frenetisch beklatscht, ehe der sympathische Mann im Rampenlicht bei „Scherben“ zunächst im Alleingang seine Akustische bearbeitete, um am Ende wieder seine drei Mitstreiter zu begrüßen. Zu „Wenn Du willst“ wurde schließlich abermals nach allen Regeln der Kunst gerockt und auch „L.M.A.A.“ lieferte ein straightes Brett, das abgefeiert wurde, bevor „Wo ich steh’“ nahtlos übernahm. Inzwischen gab es im Hyde Park praktisch keinen Sauerstoff mehr, weshalb die Secus auch begannen, Wasser an die ersten Reihen auszuschenken und auch auf der Bühne ging es mit „Meinen Namen“ ziemlich hot zu, wohingegen mit „Anderer Stern“ erneut ein gefühlvoller Rocker mit dem Hinweis, dass auch andere Mütter schöne Töchter haben und das Leben immer weitergeht, auf dem Programm stand. Oder um es mit Oscar Wilde zu sagen: „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“, womit wir auch gleich beim nachfolgenden, druckvollen „Mantra“ waren. Stimmungsvolles Licht unterstützte derweil das emotionale Finale und die Aussicht auf „Das nächste Mal“, aber natürlich konnte es das nach 105 Minuten noch nicht gewesen sein.
Also wurde die Stage zur ersten Zugabe „Keine Angst“ in blaues Licht getaucht und noch mal mit Mann und Maus mitgesungen, was auch für „Mon Amour“ galt. An dieser Stelle verabschiedete sich die Band zunächst und Cheffe nutzte die Zeit, um sich bei den Leuten vom Rosenhof (wo das Konzert ursprünglich stattfinden sollte) und Hyde Park, dem gesamten Team, den Fans, seiner Band und dem Support MILLIARDEN zu bedanken und zu verkünden, dass der Park es in die Top 3 der heißesten Clubs Deutschlands geschafft hat. Tatsächlich war die Luft an diesem Abend zum Schneiden und fast wünschte man sich die Zeit zurück, als die Location noch kein Dach hatte – auch wenn es an diesem Samstagabend nach einem schönen Spätsommertag draußen regnete. Aber was soll’s? Daniel WIRTZ und seine Mitstreiter haben ihren Fans einen wunderbaren Abend beschert, der mit „Nada Brahma“ fantastisch abgerundet wurde. Wer braucht da noch Frischluft? Bis zum nächsten Mal in terrorrelevantem Gebiet!
Setlist WIRTZ
Auf die Plätze, fertig, los
Regentropfen
Siehst du mich
Du fährst im Dunkeln
Freitag Abend
Wir
Frei
Ich weiß es nicht
Aus Versehen
Ne Weile her
Viel Glück
Sag es
Wenn sie diesen Tango hört
Scherben
Wenn du willst
L.M.A.A.
Wo ich steh´
Meinen Namen
Anderer Stern
Mantra
Das nächste Mal
Keine Angst
Mon Amour
Nada Brahma
Copyright Fotos: Ulrike Meyer-Potthoff
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