Ort: Bielefeld – Ringlokschuppen
Datum: 05.09.2015
Ostwestfälische Wochen im Hause WIRTZ! Nach dem Support-Gig für XAVIER NAIDOO im ausverkauften Gerry-Weber-Stadion zu Halle (Westf.) begann fast nahtlos die eigene Clubtour, welche den fast 40-jährigen Vollblutmusiker nun mitten nach Bielefeld führte. Doch bevor wir die dortigen Ereignisse Revue passieren lassen, noch ein kurzer Rückblick nach Halle:
18:55 Uhr erst und damit noch taghell war es zwar an diesem lauen Sommerabend, als das Team WIRTZ bei geöffnetem Stadiondach die Bühne enterte. Zu diesem Zeitpunkt war die Arena aber bereits ganz gut gefüllt und das anwesende (Mainstream-)Publikum dem seit-einiger-Zeit-Vollbartträger durchaus wohlgesonnen. Da hatte das VOX-Format „Sing meinen Song“ also schon Mal seinen Zweck erfüllt. Umso mehr muss man es Daniel Wirtz hoch anrechnen, dass er Wort gehalten hat und in diesem Rahmen tatsächlich noch keinen einzigen Titel des aktuellen „Auf die Plätze, fertig, los“ Albums präsentierte, da er deren Premiere „seinen“ Fans vorbehalten wollte. Dadurch kamen wir in den Genuss eines 40-minütigen Old-School-Sets gespickt mit mehreren Klassikern vom ersten Longplayer („Ne Weile her“, Keine Angst“, Mon Amour“), kräftigeren Rocksongs der Marke „L.M.A.A.“ oder „Meinen Namen“ und mit der Halb-Ballade „Richtig weh“ sogar einer Eigenkomposition, welche exakt zwei Wochen später im Ringlokschuppen nicht zur Setlist zählen sollte. Zusätzlich wurde mit „Vielleicht“ von den SÖHNEn MANNHEIMS noch dem Gastgeber des Abends Tribut gezollt und damit trotz ungewöhnlicher Begleitumstände sicherlich der ein oder andere Fan mehr auf seine Seite gezogen. Und wer weiß, vielleicht haben diese dann ja auch bereits dazu beigetragen, dass der Auftritt in Bielefeld ein voller Erfolg war…
…Denn mit gut 2000 Zuschauern wurde dort der bislang größte Einzelgig in der WIRTZ-Geschichte zelebriert. Da konnte man es sicher auch verschmerzen, dass anders als bei den allermeisten Konzerten der laufenden Tour an diesem Abend ausnahmsweise kein „Ausverkauft“ Schild in der Tür hing. „Läuft bei dir, WIRTZ“ würde der ein oder andere Jugendliche sicher trotzdem anerkennen. Bevor die Jubelarien aber starten konnten, stand mit MILLIARDEN aus Berlin eine junge Newcomer-Band mit einer gefälligen, rastlosen und unprätentiösen Mischung aus Text und Musik auf dem Plan, die auch gut in das Beuteschema von KRAFTKLUB- oder SCHMUTZKI-Fans passen würde. Punkten konnte man etwa mit dem Titelsong ihrer 4-Track-EP „Kokain und Himbeereis“ oder dem Lovesong „O Cherie“. Bevor die gut 30 Minuten im Handumdrehen vorbei waren, wurde mit artiger Unterstützung des Publikums sogar noch ein Geburtstagsständchen für Gitarrist Ben angestimmt.
Dann aber hieß Bühne frei für die Hauptattraktion namens WIRTZ, der mit dem leichtfüßigen „Auf die Plätze, fertig, los“ gleich das Motto des Abends vorgab und für ostwestfälische Verhältnisse geradezu euphorisch empfangen wurde. So war es schon erstaunlich, wie von Beginn an auch ohne Worte zwischen Bühne und Auditorium interagiert und munter mitgeklatscht wurde. Die Protagonisten waren sichtlich erfreut und Daniel ließ sich schnell zu der Bemerkung hinreißen, wie schön der Ostwestfale doch singen könne. Auch das Drumherum war perfekt abgestimmt. Ein gutes Beispiel hierfür bot etwa das Stück „Regentropfen“, bei dem die Bühne passend zum Text in einem tiefen Rot ausgeleuchtet wurde. Generell erschien mir die gelungene Lichtinstallation aber ein wenig bei Herrn Naidoo inspiriert, da sich auch dort schon eine in mehrere Elemente unterteilte Videowall an Ort und Stelle befand, die durch senkrechte Lichttraversen abgegrenzt war und auf der teilweise auch Livebilder eingeblendet wurden.
Die erste Hälfte des Sets bestand dann ganz überwiegend aus Songs vom neuen Album, das über den Abend verteilt fast komplett dargeboten wurde. So funktionierte das Radio- und Party-taugliche „Freitag Abend“ auch samstags und die Ode an das „Wir“ in WIRTZ beschwor sowieso eine besondere Atmosphäre. Natürlich zeigte sich aber insbesondere auch bei unverzichtbarem Material der Vorgängeralben in Form von „Frei“ oder „Ne Weile her“ schnell, dass viele Konzertbesucher heute die Handbremse zuhause gelassen hatten. Etwas ruhiger wurde es dann im Mittelteil z.B. mit „Sag es“ als Unplugged-Reminiszenz und dem überwiegend solo vorgetragenen „Scherben“. Das PUR-Cover „Wenn sie diesen Tango hört“ (hier mit Gitarren- statt Piano-Unterstützung) dürfte zudem in die Kategorie „Gib dem Affen Zucker“ fallen. Nach dieser Atempause war aber wieder Vollgas angesagt, „Wenn du willst“, „L.M.A.A“ oder „Wo ich steh´“ lassen grüßen. Auch „Mantra“ wurde äußerst stimmungsvoll in Szene gesetzt und war sicher eines der vielen Highlights des Abends, bevor „Das nächste Mal“ bald den Abschied einläutete. Weitere magische Momente („Keine Angst“! „Mon Amour“!) waren aber noch dem Zugabenteil vorbehalten, ehe „Nada Brahma“ nach zwei Stunden Spielzeit die Fanschar glücklich und selig in die Nacht verabschiedete. Bleibt nur noch eins zu sagen: Daniel, Bielefeld wartet schon jetzt auf deine Rückkehr!
Setlist WIRTZ
Auf die Plätze, fertig, los
Regentropfen
Siehst du mich
Du fährst im Dunkeln
Freitag Abend
Wir
Frei
Ich weiß es nicht
Aus Versehen
Ne Weile her
Viel Glück
Sag es
Wenn sie diesen Tango hört
Scherben
Wenn du willst
L.M.A.A.
Wo ich steh´
Meinen Namen
Anderer Stern
Mantra
Das nächste Mal
Keine Angst
Mon Amour
Nada Brahma
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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