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WITH FULL FORCE 2007 – TAG 2

Ort: Löbnitz bei Leipzig

Datum: 30.06.2007

SAMSTAG

VOLBEAT
Von einigen Patrioten mit Dänemark-Flaggen herzlich empfangen enterten VOLBEAT als erster Act des zweiten Tages die Hauptbühne. Schon erstaunlich, was man da zu hören bekam – besonders wenn man sonst nur WHIGFIELD und Hans Christian Andersen mit unseren nördlichen Nachbarn assoziiert. Da die Franzosen von DAGOBA, die anschließend hätten spielen sollen, einfach mal nicht anreisten und auch davon absahen, mit dem WFF-Team in dieser Angelegenheit in Kontakt zu treten, durften VOLBEAT rund 20 min. länger performen, so dass man nahezu alle Hits ihrer beiden, von der Presse gefeierten Alben genießen durfte.

THE CREETINS
Die Kieler hatte ich vorher gar nicht auf dem Schirm, war aber umso überraschter. Eine wilde, rockig-punkige Show erwartete den Besucher. Auch auf der Bühne selbst war gut Action, die Jungs hatten sichtlich Spaß. Besonders Bassist Fanski Lorenzen ist viel rumgehüpft und hat ebensoviel gelacht. Die Jungs hatten auch gar nicht so recht Lust, wieder aufzuhören, so dass gegen Ende des Gigs ein Ordner mit einem Zettel entsprechender Anweisungen durch den Fotograben marschieren musste. Ziemlich mitreißend insgesamt und wenngleich das Zelt nur mäßig gefüllt war, so war dennoch ein kleiner aber feiner Moshpit zu entdecken. Auch blitzte im Publikum der eine oder andere Iro hervor, ebenso wie Nietenlederjacken. Und trotz der überaus dramatischen Angelegenheit mit dem Fußballfanatismus von Band und Publikum und mitunter auseinanderklaffenden Ansichten ließen es sich THE CREETINS nicht nehmen, ihre musikalische Hommage an den FC St. Pauli vorzutragen. Trotz überaus erzürnter Drohungen im GB der Band. Bei Langeweile einfach mal nachlesen, echt unterhaltsam!

BENEDICTION
Nach einem unendlich langen Soundcheck war die Abmischung mysteriöser Weise dermaßen mies, dass alle Instrumente irgendwie gleich klangen. Insofern konnten viele Songs erst nach einiger Zeit identifiziert werden, was schade ist, da man mit „Nightfear“ oder „The Grotesque“ einige Klassiker in petto hatte. Zudem präsentierte man auch einen Titel vom kommenden Album, was anscheinend doch wieder eher back to the roots geht und weniger Hardcore-Einschlag offenbart als auf den letzten Werken. Doch eine wirkliche Meinung kann man sich aufgrund der Soundverhältnisse kaum bilden. Und was lernt man daraus: Manchmal ist weniger mehr!

LAMB OF GOD
Insgesamt war es recht voll bei LAMB OF GOD und die Combo schien auch gerade im vorderen Bereich richtig gut anzukommen. Ich selbst fand das Auftreten der Band aber total pseudo-gruselig und möchtegern-rebellisch, indem dem Publikum gleich zur Begrüßung Stinkefinger entgegen gestreckt wurden und der Sänger ein Getränk im Becher recht kraftvoll in die Menge warf. Löste bei mir nur Kopfschütteln aus, tendenziell asozial so was. Wenn man damit in Amerika irgendwen schocken kann: Bitteschön. Hier dürfte man durch derart albernes Gepose nicht mal einen Blumentopf abstauben können. Aber wem’s gefällt…

STATIC X
STATIC X fielen – angeblich kurzfristig – aus und wurden von ZUUL FX ersetzt, die bereits einen Tag zuvor im Zelt gespielt hatten. Meiner Meinung nach kann die Absage aber nicht so kurzfristig gewesen sein, dass man nicht noch schnell einen anderen, lokalen Act hätte mobilisieren können. Auch die Begründung selbst scheint sehr mager: Der Tourbus sei in Skandinavien abgebrannt. Und wir alle wissen ja, wie wenig Skandinavien der Zivilisation erschlossen ist und wie schwierig es sein dürfte, einen neuen Bus zu organisieren. Da dies also ein Ding der Unmöglichkeit war, wurde prompt die komplette Europa-Tournee abgesagt. Vermutlich sind auch einfach die Haarspray-Literflaschen im Gepäck des Busses explodiert und haben ein Inferno sonder gleichen ausgelöst. Wegen der eben bereits angesprochenen schlechten Versorgung Skandinaviens gerade auch mit westlichen Luxusgütern konnte vermutlich kein Ersatz beschafft werden, und so siegte letztlich die Eitelkeit über die Spielfreude.

CALIBAN
CALIBAN legten gleich am frühen Abend eine erste Wall of Death vor, nicht allerdings ohne auf die Kollegen von SICK OF IT ALL zwei Slots später zu verweisen, die ja quasi das Patent in dieser Angelegenheit halten. Die Stimmung war richtig gut, und auch ohne Instruktionen hatte sich vor der Bühne ein ziemlich großer Bereich als Moshpit heraus gebildet, in dem auch immer wieder eifrig gecircelt wurde.

AMON AMARTH
Seit einigen Jahren sind die Schweden ja kaum noch von deutschen Festivalbühnen wegzudenken und die Show von AMON AMARTH gehört sicherlich auch immer zu den Highlights vieler Festivalbesucher. So war es auch dieses Mal gerammelt voll vor der Bühne als Fronter Johan Hegg die Masse mit: „Are you ready for Metal?“ begrüßte – wobei die Betonung deutlich auf „Metal“ lag, da am zweiten Tag bis dato auf keiner der beiden Bühnen eine Band aus eben diesem Genre vertreten war. Dennoch haben AMON AMARTH es versäumt, sich mal was Neues für die Show einfallen zu lassen – was natürlich auch schwierig sein dürfte, wenn man permanent umher tourt und ja nun eine recht spezifische musikalische Nische bedient. Immerhin gab’s einstudiertes Synchron-Moshen in verschiedenen Formationen, das sah ja schon mal ganz gut aus. Absolut überflüssig war bspw. die alberne Wikingershow mit irgendwelchen Hobbykriegern, die bereits in der letzten Festivalsaison beschämtes Stirnrunzeln auszulösen vermochte. Grundsätzlich allerdings scheint es genau das zu sein, was viele Fans von der Band erwarten: So war das Gejubel erwartungsgemäß besonders groß, als gleich als dritter Track „Death in fire“ begleitet von einer kleinen Pyroshow dargeboten wurde. Hoffe jedenfalls, dass sich irgendwie insgesamt was ändert oder die Band mal ne Auszeit nimmt, damit man sich wieder richtig auf die Gigs freuen kann!

TERROR
TERROR hätte ich mir wirklich gerne angesehen – leider durchkreuzte die miese Organisation der Zeltbühne meine so sorgsam ausgearbeiteten Pläne: Die Band hatte bereits um 20:30h zu Ende gespielt, obwohl sie eigentlich bis um 21h hätten spielen sollen. Hatte mich also gerade rechtzeitig zu den Schlussakkorden durchgekämpft. Super. Habe mir dann einen Organisations-Menschen beim Mischerpult geschnappt und mal dezent nachgefragt, was denn der Scheiß soll. Der Typ meinte, „die Alte von WALLS OF JERICHO“ sei Schuld gewesen, da sie einfach 15min. zu früh aufgehört hätte. Ich selbst war ja da – es waren so gesehen „nur“ 10 min. Und selbst wenn – dann muss die Pause zwischen den Bands halt größer gestaltet werden, um den regulären Plan wieder einhalten zu können oder das WFF sollte auf der Digitalleinwand neben der Hauptbühne auf solche Verschiebungen hinweisen. Sowas darf echt nicht passieren, besonders nicht bei einem Festival, das nun schon in die 14. Runde ging.

SICK OF IT ALL
SICK OF IT ALL als Wall of Death-erprobte Veteranen setzen dem ganzen heute noch einen drauf und motivierten den Pit zu einer DeLuxe-Version: Proudly presenting die Wall of Death im Quadrat. Hat nicht so hundertprozentig funktioniert, weil viele Ostdeutsche – so munkelt man – ja kein Englisch können, aber man kann den Versuch wohl dennoch gelten lassen (nur ein Scherz!). War auch echt ziemlich voll bei dem Gig und die Leute sind gut mitgegangen. Zwischendurch kam noch Candace von WALLS OF JERICHO für ein Feature auf die Bühne, ebenso wie Sal Lococo (klingt wie ein karibischer Cocktail) von SWORN ENEMY.

CHILDREN OF BODOM
Nachdem Horden hysterischer Teenager das Areal vor der Bühne in ihre Gewalt gebracht hatten, war es endgültig Zeit für den Rückzug. Insgesamt war es aber sehr viel leerer als bei SICK OF IT ALL kurz zuvor. Vielleicht lag’s irgendwie auch an all dem, aber so richtig wollte der Funke bei diesem COB-Gig nicht überspringen. Obwohl viele Kracher gespielt wurden, bspw. „Living dead beat“, „Bed of razors“ und „Are you dead yet?“. Songs wie etwa “Mask of sanity” hingegen lösen bei mir nicht gerade Euphorie aus, aber man kann ja nicht alles immer nur toll finden. Zwischendurch kam noch der Sänger von LAMB OF GOD, Randy Blythe, auf die Bühne, um mit Alexi zusammen „In your face“ zu performen. Und ein für alle Mal: Das ganze Gefluche und Gerotze (sogar ein Mal aus der Nase heraus! Wow!) macht den Alexi nicht weniger niedlich, wenn das seine Intention sein sollte, sondern nervt einfach nur. Ebenso das viel zu häufige Synchronspielen mit Keyboarder Janne.

Nach dem Gig, aber unabhängig davon, erfreute die WFF-Orga dann noch mit einem romantischen Feuerwerk. Nichts natürlich im Vergleich zur Apokalypse von IN FLAMES im Jahr zuvor, aber eine nette Geste, die uns alle warm ums Herz werden ließ.

Copyright Fotos: Sebastian Steinfort

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