Ort: Paderborn - Kulturwerkstatt
Datum: 26.08.2005
Was ist bekanntlich die größte Herausforderung für einen Künstler? Vor heimatlichem Publikum aufzutreten. Nirgendwo sind Erwartungen und Misstrauen gleichermaßen so hoch, und wenn der Ursprungsort dann auch noch das tief katholische Paderborn ist, wird die Aufgabe umso schwerer. Doch die aufstrebende Industrialformation XOTOX war ganz einfach angetreten, um Spaß zu haben. „Wir rocken das Haus, egal wie viele Leute sich in die Kulturwerkstatt verirren“, so der gute Andreas Davids vorab. Am Ende waren es dann sogar an die 70 Kreaturen, natürlich nicht vergleichbar mit dem umjubelten Auftritt beim diesjährigen WGT, aber für diese elektronische Diaspora schon recht beachtlich. Neben der durchaus modischen „local Schwarzkittelfraktion“ waren auch ein paar „Normalos“ angetreten, sehr wahrscheinlich Verwandte der Herren Musiker. Für schlappe 5 Euro war also mithin alles angerichtet…
Als die Terrorfraktion so gegen 20 30 Uhr eintrudelte, waren bereits einige Gestalten am Start, besonders nett das Wiedersehen mit einer alten Bekannten an der Kasse. Der Gig sollte im Kleinkunstsaal stattfinden, also nicht da, wo GOD DETHRONED vor nicht allzu langer Zeit die Metaller befriedigte. Während man sich also über die geringen Getränkepreise freute, konnte man zur Einstimmung schon mal die Mucke aus der Konserve genießen, allesamt Songs der härteren Güteklasse wie etwa Material von COMBICHRIST. Das Duo Davids/ Riedmüller wuselte schon umher und kannte natürlich mindestens 50 Prozent der Anwesenden, darunter auch die Bielefelder Formation SPIRITUAL CRAMP. Auch wenn der Bühnenaufbau bereits erfolgt war, dauerte es doch noch bis ca. 22 10 Uhr, als die ersten Töne aus den Lautsprechern bretterten.
Wie beim WGT waren links und rechts die futuristischen Basismaschinen aufgebaut, gelbe Lichtstrahler waren neben einem Strobo die einzige Lichtquelle. Fotografieren schwer gemacht, jedenfalls war es kaum möglich, irgendwas von der Bühnenaction mitzubekommen. So war Ehefrau Claudia Davids wieder in Krankenschwesterrobe angetreten, um mittig eine weirde Performance zu bieten, Projektionen waren an diesem Abend nicht möglich. Man hat ja vor Kurzem das neue Album [PSI] unter die Leute geworfen, von dem natürlich einige Tracks wie etwa „Die Schöpfung“ gespielt wurden. Interessant besonders „Winterblut“, bei dem Andreas nach vorne kam und richtig „sang“, derweil er die Musik gestenreich zu „leben“ schien. Natürlich waren auch ältere Songs am Start wie die Klassiker „Mechanische Unruhe“ oder „Nasse Wände“. Während zu Beginn die Leute doch etwas statisch verblieben, tanzten etwa ab der Hälfte des Sets schon einige mit, manch einer hat wohl bis zum Ende nicht begriffen, welch apokalyptischer Soundwall ihn da erfasst hatte. Den Abschluss bildete dann der Titelsong [PSI], was aber natürlich nur eine Momentaufnahme war, den es folgten noch 2 Zugaben mit insgesamt 3 Titeln, „23 Jahre“, „Roboterkrieg“ und der alte Demosong „I want you“.
Erfolgreich die Heimaterde betreten, Spaß gehabt und die meisten Leute von der musikalischen Qualität überzeugt. Jetzt stehen wieder größere Aufgaben an, aber schön, dass Paderborn auch mal gerockt wurde…
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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