Ort: Glauchau - Alte Spinnerei
Datum: 06.12.2008
Für Lieblingsbands nimmt man so einiges auf sich. So auch für DIORAMA, die ich bereits seit einem Jahr nicht mehr live sehen konnte und mich umso mehr freute, dass ein weiterer Livetermin in Deutschland angekündigt worden war. Dieser fand in der sächsischen Kleinstadt Glauchau statt. Nach 450 km Anreise und Aufeinandertreffen mit vielen lieben Bekannten erkundeten wir den kleinen Weihnachtsmarkt der Stadt, bevor wir uns auf den Weg in die schöne Location „Alte Spinnerei“ machten. Eine lange Schlange wartete bereits auf Einlass und auch drinnen war der große Saal schon gut gefüllt. An diesem Abend sollten 3 Bands auftreten.
Den Anfang machten DARKCORE, ein Elektro-Trio aus Sachsen, von dem ich bis dato noch nichts gehört hatte, obwohl Sänger René Anke, Keyboarder Matthias Trompelt und Gitarrist und E-Drummer Tino Weigelt schon seit 1999 zusammen musizieren und seitdem einige CDs veröffentlicht haben. Stilistisch kann man sie in die Sparte Elektrosound mit ganz viel Melodie einordnen. Den Anfang machte „Your Tears are mine“ aus dem letzten Album „Unsterblich“, welches im Jahre 2006 erschien. Den größten Teil der Setlist bildeten neuere Stücke. So hörten und sahen wir unter anderem auch „I feel your Pain“ oder „Now and Forever“. Songs, die allesamt sehr tanzbar und eingängig klangen und nicht allein durch den Tanzstil des Sängers René immer wieder an die großen Vorbilder DEPECHE MODE erinnerten. Besonders im Ohr blieben mir „Vorbei“ aus dem Jahre 2001 und auch „Going Nowhere“ aus dem 2004er Album „Sommerkrieger“. Bei dem Stück stieg die Stimmung im Publikum merklich und etliche Arme wurden zum Mitklatschen nach oben gestreckt. Die Aufgabe als Support-Act wurde demzufolge mit Bravour gemeistert!
Setlist DARKCORE:
Your tears are mine
Vorbei
There´s no tomorrow
I feel your pain
Führe mich ins Licht
Things we like
Going nowhere
Now and forever
Knapp 22 Uhr war es dann, als endlich die Jungs von DIORAMA die Bühne enterten, die maximal bei eingefleischten Fans von ZERAPHINE noch als Vorband angesehen wurden. Für einen großen Teil des Publikums jedoch waren DIORAMA der Hauptact und Grund für die Anwesenheit an diesem Abend. Vom ersten Moment an herrschte pure Energie und Intensität, als die Musik begann. Die Konstellation der Bandmitglieder war an diesem Abend ein wenig anders als sonst, da Keyboarder Felix Marc mit seinem Projekt FROZEN PLASMA einen Auftritt in Moskau absolvierte. So sprang KLANGSTABIL-Mitglied Boris May ein und gesellte sich zu den bekannten Gesichtern Marquess (Schlagzeug), Sash (Gitarre) und Sänger Torben. Dieser trug einen schicken schwarzen Anzug und erschien mir deutlich dünner, als ich ihn in Erinnerung hatte. Schon die ersten Klänge von „Kein Mord“ ließen im Publikum Jubel und Geschrei aufkommen. Genauso wie Torben und Sash auf der Bühne umherwirbelten war auch das Publikum in Bewegung. Pünktlich zum Refrain gingen die Arme in die Luft und es wurde um mich herum mitgesungen: „Niemand schweigt, niemand schreit, niemand leidet so schön wie Du…“ Torbens Gesang, seine Mimik, sein Ausdruck und Tanzstil zeigten wieder einmal, was er mit Musik und Texten auszudrücken vermag. Sehr beeindruckend und mitreißend. Nicht minder dynamisch und treibend folgte das Stück „Erase me“. Sash animierte das Publikum ganz dicht vorne am Bühnenrand mit explosiven Gitarrenriffs und sang stellenweise mit Torben gemeinsam in ein Mikro. Boris versteckte sich größtenteils hinter seinem Pult und Laptop, so dass man ihn kaum zu Gesicht bekam. Allerdings beeinflusste er die Songs mit neuen und experimentellen Klängen, was perfekt zum schnellen und energetischen Set passte. Insgesamt war die Band gut gelaunt und harmonierte. Torben strotzte vor Energie und war schon nach „Prozac Junkies“ schweißüberströmt. Kein Wunder bei der Höchstleistung am Mikrofon. Vom Album „The art of creating confusing spirits“ folgte mit „Howland Road“ der erste ältere Song, dessen bekannte Klänge wieder mit ganz viel Begeisterung seitens der Zuschauer aufgenommen wurden. Die Spannung von der Bühne wurde ins Publikum übertragen, welches feiernd und tanzend abging. Doch dies konnte noch gesteigert werden und zwar bei „The Girls“ von der „Amaroid“-VÖ. Ein wahres Schlagzeuggewitter prasselte auf uns ein und die harten, schnellen Beats zwangen einen praktisch zu zuckenden Bewegungen. Mit der Ballade „Said But True“ verschaffte Torben uns allen eine kleine Verschnaufpause, als wir uns im Takt wiegend, seiner wunderbaren Stimme lauschten. Auch ein ganz neuer Song namens „Acid Trip“ wurde vorgestellt. Das schnelle Stück mit eingängigem Refrain, welches mir auf Anhieb gut gefiel wurde auch vom Publikum sehr positiv aufgenommen. Wieder mit ganz viel Power ging es mit „Exit the Grey“ und „Synthesize me“ weiter. Der Clubhit „Advance“ ging in die Beine, denn wir sprangen gemeinsam im Takt hoch, mit gestreckten Armen und dazu noch lautem Gesang. Euphorisch bedankte sich Torben und auch die restlichen Bandmitglieder kamen nach vorn, um sich zu verabschieden, was das Publikum zu weiteren Beifallsstürmen animierte. Sofort begannen wir laute Zugabechöre und applaudierten minutenlang ohne eine Reaktion auf der Bühne. Erst nach weiteren Minuten, in denen sich die Fans sehr ins Zeug legten, um eine Zugabe zu erhalten, wurde die Musik lauter gedreht. Schade, denn in dieser Zeit, hätten DIORAMA sicherlich noch ein weiteres Stück spielen können. So blieb trotz des überragenden Konzerts im ersten Moment ein enttäuschendes Gefühl. Aber nur aufgrund der knappen 60 Minuten Spielzeit, die viel zu kurz erschienen. Im nachhinein beschreiben die Worte Faszination und Rauschgefühl für mich diesen DIORAMA-Auftritt am besten. Mehr davon!
Setlist DIORAMA
Kein mord
Erase me
Prozac junkies
Howland road
The girls
Said but true
Acid trip
Exit the grey
Synthesize me
Advance
Die Berliner ZERAPHINE hatten ebenfalls eine Menge Fans nach Glauchau geholt und Sänger Sven, die Gitarristen Norman und Manuel, sowie Bassist Michael und Schlagzeuger Marcellus begannen ihre Songs unter lautem Applaus. Zu allseits bekannten Stücken wie „Die Macht in Dir“, „Die Wirklichkeit“ oder „Inside your Arms“ war die Stimmung konstant oben. Es wurde getanzt und mitgesungen. Sven strahlte an diesem Abend vor guter Laune und lächelte erstaunlich viel. Ein kleiner Textpatzer bei „No Tears“ machte ihn nur noch sympathischer und auch seine Stimmgewalt konnte mich wieder restlos überzeugen. Ein besonderes Highlight ist und bleibt wohl auch immer „Be my rain“, zu dem wir ausgelassen tanzten und mitsangen und auch ein neuer Song namens „Louisa“ wurde an diesem Abend vorgestellt, von dem man bestimmt noch hören wird. Zwei Stunden lang ließen die Berliner keine Songwünsche offen und spielten solide und ohne große Überraschungen mit harmonischer Einigkeit und ganz viel Gefühl. Dennoch gelang es Ihnen nicht mein Highlight des Abends, den Auftritt von DIORAMA zu übertrumpfen.
Copyright Fotos: Cath Niemann
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