
Artist | 120 DAYS |
Title | 120 Days II |
Homepage | 120 DAYS |
Label | SPLENDOUR |
Leserbewertung |
Wer glaubt, dass es zwingend Gitarren braucht, um einen krachenden Sound hinzubekommen, der hatte noch nicht das Vergnügen mit den 120 DAYS aus Norwegen. Die hatten auf ihrem hoch dekorierten, selbstbetitelten Debüt vor fünf Jahren noch Langäxte im Gepäck, vertrauen beim Nachfolger jedoch auf die rohe Kraft von Synthies und Drumcomputern. Und den Skandinaviern gelingt tatsächlich das Kunststück, auf ihrer aktuellen Langrille bei mehr Elektronik härter und schärfer rüber zu kommen, als dies beim Erstling der Fall war.
Rock & Rave geben sich bereits beim Opener „Spacedoubt“ gekonnt die Hand und so kann der gut 40-minütige Non-Stop-Dance treibend beginnen. „Dahle Disco“ nimmt sich satte zehn Minuten Zeit und baut sich langsam und sehr verschlungen auf, um schließlich regelrecht zu explodieren, während „Lucid Dreams“ in drei Parts daherkommt. „Part I“ klingt geheimnisvoll verwoben, um schließlich in den tanzbaren „Part II“ hinüberzugleiten, dem die knackigen High-Speed-Sounds des letzten Teils der „Lucid-Dreams“-Trilogie folgen. Was hier wie ein Mix aus melodischen Bildern von UNDERWORLD und Electro-Industrial a la SKINNY PUPPYanmutet, findet seine psychedelische Fortsetzung im elektronischer Shoegaze von „Sleepness Nights #4“, bei dem MY BLOODY VALENTINE auf VANGELIS zu treffen scheinen. „Sunkissed“ und „SF“ schweben mit benebelten Synths in stoischer Elektronik, ehe „Osaka“ mit Drone-Jazz-Elementen und Manchester-Rave noch einmal in die Vollen geht.
Für meinen Geschmack ist die zweite Hälfte arg rave-lastig geraten, mir persönlich gefallen die Industrial-Anleihen auf „120 Days II“ besser, aber das möge jeder für sich selbst entscheiden. Insgesamt haben die vier Norweger Jonas Dahl, Kjetil Ovesen, Arne Kvalvik und Adne Meisford, die sich nach dem Roman „Die 120 Tage von Sodom“ des Marquis de Sade umbenannt hat, nachdem sie ursprünglich als Popband namens THE BEAUTIFUL PEOPLE gestartet waren, einen Longplayer vorgelegt, zu dem sich die Tanzflächen der einschlägigen Elecro-Schuppen schnellstens füllen sollten. Für das Frühjahr sind zudem Live-Termine mit 120 DAYS angedacht, bei denen es eine gewaltige Performance mit dramatischer Laser- und Stroboskob-Show zu bestaunen geben soll.
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