
Artist | ACT NOIR |
Title | Shape A New Start |
Homepage | ACT NOIR |
Label | EIBON RECORDS |
Leserbewertung |
ACT NOIR wagen auf “Shape A New Start” wieder einen neuen Beginn mit einem neuen Sänger. Gaetano Notarnicola ist die neue und bisher dritte Stimme der Italiener, aber bekanntlich sind aller guten Dinge drei. Auch wenn mir das so weit ganz gut schmeckt, muss ich mit Bedauern feststellen, dass bei Musik noch lange nicht gut ist, was bei Speck ein Qualitätsmerkmal darstellt. Will heißen: Die Scheibe ist durchwachsen. Verglichen werden sie mit Bands wie DEPECHE MODE, PERFECT CIRCLE, RADIOHEAD und NINE INCH NAILS. Ich persönlich fühle mich auch an SEIGMEN und LJUNGBLUT erinnert – was definitiv kein Nachteil ist. Jedoch ist der Vergleich nicht ohne Ausnahmen: Technisch und melodiös gesehen verdienen ACT NOIR durchaus, in Nebensätzen mit derartigen Größen erwähnt zu werden. Was Seele und Emotionalität angeht, ist da aber noch ordentlich Raum nach oben.
Man weiß bei ACT NOIR allerdings durchaus, wie Melancholie zu klingen hat. Schon bei „Shatterproof Beauty“ und „Set Fire“ merkt man, dass die Jungs eigentlich mit kleinen Effekten Großes erreichen könnten. Es ist ein wenig, als hätten sich die Italiener an der Plastiktüte in AMERICAN BEAUTY orientiert. Denn die überaus gehypte Tüte zeigt, dass es nicht immer die pompösen Momente sind, die die großen Gefühle auslösen. Leider haben Herz und Kopf dabei noch nicht ganz zueinander gefunden. Dieses Gefühl verstärkt sich bei „2008“, das zwar extrem angenehm klingt mit seinen leichten Gitarren, aber auch ziemlich am Hörer vorbeiplätschert. Im Lauf des Albums schaffen ACT NOIR es, sich recht spielerisch aus Rock, Pop, Electro, Goth und Progressive zu bedienen. Und genau diese Verspieltheit, gepaart mit definitiv vorhandenem kompositorischem Talent, macht das Album wiederum hörenswert. Auch das Gespür für eine gute Atmosphäre und weiche Übergänge zeichnen „Shape A New Start“ positiv aus. Aber genau hier kommen wir zurück zum fehlenden Gefühl: Die Scheibe ist zu weich, zu glatt, da sind keine Widerhaken, an denen man hängen bleibt, keine Kanten an denen man sich wonnige Blutergüsse holen kann. Besonders gesanglich fällt dies auf. Denn Notarnicola hat eine schöne, sanfte Stimmfarbe – holt aber nur eine Stimmung aus seinem Organ raus. Besonders gut erkennbar ist dies in „Redemption“. Da geht garantiert noch mehr. Einzig im letzten Song „The Higher I Went, The Deeper I Fell“ klingt alles genuin, schmerzlich und ehrlich. Genau hier sollte die Band meiner Meinung nach in Zukunft ansetzen.
Vielleicht ist mein Problem, dass ich es nicht mag, Dinge auf dem Silbertablett serviert zu bekommen – nicht mal meine Silberlinge. Und so vermisse ich die Widerhaken, die Widerstände. Ich habe kaum etwas, woran ich mir die Zähne ausbeißen kann. Dementsprechend liefern ACT NOIR ein Werk, das sehr gefällig ist, so lange man es anhört. Aber am Ende fehlt dieses „innere Festhängen“ an dem, was man soeben gehört hat. Ich denke, man sollte sich mit dem neuen Sänger noch besser einspielen, auch „hässliche“ Klänge und Gefühle zulassen. Das Potential ist wirklich da. Es ist nur in diesem Fall noch… na ja, durchwachsen.
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