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AIN SOPH - October / Rituals

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Artist AIN SOPH
Title October / Rituals
Homepage AIN SOPH
Label OLD EUROPA CAFÉ
Leserbewertung
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7.5/10 (4 Bewertungen)

AIN SOPH kann man mit Fug und Recht als Veteranen der Industrial-Bewegung bezeichnen, wobei der Bereich der Power-Electronics hiervon mal ausgeklammert sei, da man sich ja eher auf anderen Wellen dieses Genres bewegt. Veteranen deshalb, da sie schließlich bereits seit 1984, also seit fast 20 Jahren Veröffentlichungen vorweisen können, wenngleich anfangs noch ausschließlich in Tape-Form, und aus diesem Grunde unlängst auch ein Tribute-Album („Tutti a Casa!“) erschienen ist. In den Jahren 1992/1993 gab es dann so etwas wie eine Hochphase mit zahlreichen Wiederveröffentlichungen dieser ersten Aufnahmen, teils auf LP, teils als CD, und oftmals sehr limitiert, aber ebenso mit viel neuem Material wie insbesondere dem Klassiker „Aurora“, das bislang de facto letzte hauptamtliche Werk über die volle Distanz. Denn danach gab es in neuer Hinsicht nur noch vereinzeltes Stückwerk, darunter eine Split-7″ mit Der Blutharsch und einige Samplerbeiträge, zum Beispiel auf der rumänisch-italienischen Kollaboration „Fidelis Legio“. Folglich agierten AIN SOPH die letzten zehn Jahre eher im Verborgenen, doch diese Situation ändert sich nun wieder mit „OCTOBER“, dem neuesten Studio-Output und eigentlichen „Aurora“-Nachfolger.

Die musikalische Entwicklung, welche sich ganz grob beschrieben von den anfänglichen rituellen und experimentellen Sounds zu mehr songorientierten Strukturen gewandelt hat, findet auf „OCTOBER“ ihre Fortsetzung. AIN SOPH präsentieren sich hier neben der gewohnten Akustik- und Keyboard-Instrumentierung nicht zuletzt durch verstärkten Einsatz einer E-Gitarre in einigen der Stücke auch mal rockiger. Dies jedoch aber im Sinne von Dark Rock, in dessen Zusammenhang zum einen ihre Landsleute Canaan genannt seien, während andere Passagen dagegen durchaus auch als Soundtrack zu italienischen Thrillern oder Polizeifilmen geeignet wären. Zusätzlich gibt es natürlich auch die sakralen und experimentellen Elemente mit Nähe zu den älteren Releases sowie gelegentliche Sprachsamples. Außerdem – obwohl grundsätzlich alle „normalen“ Lyrics in italienischer Sprache vorgetragen werden – schmettert ein eingebauter Chor mehrfach patriotische Sowjethymnen, so etwa gleich zu Beginn im Opener „Uljanov“ oder später in „San Pietroburgo“ und „Koba“, passend zum inhaltlich umgesetzten Thema, der Oktoberrevolution 1917, zu welcher auch durch die Aufmachung des Digipacks Bezug genommen wird.

Wem diese Weiterentwicklung nicht zusagt und wer sich lieber den früheren Stil in seiner Reinheit zurückwünscht, der findet sein Glück vielleicht bei „RITUALS“, einer Scheibe, die genauso wie jetzt „OCTOBER“, allerdings schon etwas zuvor, über OLD EUROPA CAFE rausgekommen ist. Diese bedient nämlich – wie der Titel schon andeutet – genau jene rituelle Seite, die auf den ersten beiden Kassetten „I“ und „II“ 1984 bzw. 1985 ihren Ursprung hatte. Nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, dass die Aufnahmen aus der gleichen Zeit wie diese bis dato einzigen Tondokumente stammen. Bei „RITUALS“ handelt es sich um einen Livemitschnitt, aufgezeichnet im Dezember 1985 im Rahmen eines privaten Konzertes in Rom, zur Vorbereitung des ersten wirklichen öffentlichen Auftritts. Alle acht Tracks sind unveröffentlicht und schaffen es scheinbar mühelos, den Hörer in einen Trance-artigen Zustand zu versetzen, so dass der esoterische Background von AIN SOPH deutlich zum tragen kommt. Mit minimalem Songwriting und obskuren Sounds wird eine mediative Wirkung entfaltet.

„RITUALS“ ist ebenfalls als Digipack erhältlich und zwar sehr schön aus schwarzem Leder mit goldener Prägung. Als nächstes steht dann übrigens auch „Aurora“ zum Re-release an, mal schauen was den OEC-Leuten dafür noch so alles einfällt.

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