
Artist | ALL THE LUCK IN THE WORLD |
Title | How The Ash Felt |
Homepage | ALL THE LUCK IN THE WORLD |
Label | HUMMING RECORDS |
Leserbewertung |
ALL THE LUCK IN THE WORLD – was für ein schöner Bandname, hört man doch tagtäglich viel mehr von all dem Unglück in der Welt. Dabei würde ein etwas schwermütiger Name auf den ersten Blick sogar besser zum durchaus melancholischen Mix aus Alternative Folk und Art Rock der Herren Neil Foot, Ben Connolly und Kelvin Barr passen. Die Songwriter und Multi-Instrumentalisten stammen allesamt aus dem beschaulichen Roundwood in den irischen Wicklow Mountains, sind aber zwischenzeitlich ins pulsierende Berlin umgezogen. Ihren Song „Never“ verwendete die Reiseplattform trivago 2013 als musikalische Untermalung eines TV-Spots, was dem Trio immerhin einen Platz 85 in den deutschen Single-Charts bescherte. „How The Ash Felt“ ist das mittlerweile dritte Album von ATLITW und wurde unter Corona-Bedingungen aufgenommen.
Die Iren konnten sich aufgrund der Pandemie über lange Zeit hinweg nicht sehen und so ist die Platte in verschiedenen Ländern quer durch Europa entstanden. Trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb?) klingen die elf Sohns extrem intim und nah, zugleich ist die Produktion im Vergleich zu den vorherigen Aufnahmen detailverliebter, hier und da elektronischer und auch elegischer. Den Anfang macht „Five Feathers“ – ein Lied über den Cowboyhut von Neils Vater, der in der Dorfkneipe Country-Konzerte organisiert und so dafür gesorgt hat, dass die drei Jugendfreunde schon früh mit Musik in Kontakt kamen. „Five Feathers“ beginnt mit glitzernden elektronischen Versatzstücken und endet mit dem zu Herzen gehenden Gesang der drei Musiker. „Waves Poem“ übernimmt mit fein ziselierten Melodien, bevor die erste Single „Only Avenues“ als gutes Beispiel für das komplexe Songwriting des Longplayers taugt. Auch das nachfolgende „Patterns“ wurde bereits ausgekoppelt und unterstreicht die Eindringlichkeit des ATLITW-Sounds. Im Falle von „Talons“ fällt dieser in einer verspielt-munteren Art und Weise aus, die es nicht an Emotionen fehlen lässt, ehe „Holding My Arms In“ als reduzierte Interlude grüßt und dem sehr persönlichen „Rue de L’enfer“ den Weg ebnet. „Hollowing“ übernimmt mit munteren Melodien, während „Equinox“ ruhiger daherkommt und „Sparky“ mit subtilen elektronischen Einsprengseln überrascht. „I’ve Been Trying“ heißt es zum Schluss und dieser Track klingt dann zunächst tatsächlich wie ein letzter unbearbeiteter Gruß aus dem Studio, entwickelt sich dann jedoch zum aufwendig arrangierten Finalisten voller Gefühl.
Die Songs auf „How The Ash Felt“ spielen in New York City, in Frankreich, an der Ostküste Irlands und natürlich auch in Berlin. Es geht darum, sich seinen Emotionen zu stellen und zu akzeptieren, dass man den eigenen Geistern manchmal einfach nicht entkommen kann. ALL THE LUCK IN THE WORLD gelingt dabei das Kunststück, extrem persönliche Gefühle und nostalgische Erinnerungen mit der Weite des Unterwegsseins unter einer gewissen Unbeschwertheit zu verbinden. Perfekte November-Musik!
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