
Artist | ANCHONY |
Title | s/t |
Homepage | ANCHONY |
Label | EIGENPRODUKTION |
Leserbewertung |
ANCHONY aus Freiburg würden sich nach eigener Auskunft sehr über ein Review freuen. Nun denn, leicht gemacht. Ich zitiere auch weiterhin die Presse-Info: „ANCHONY verbindet die giftige Aggressivität des Thrash Metal mit düsteren, melancholischen Klängen zu einem tragenden, harten old-school Rock-Sound.“ Meistens sind solche Zitate in Rezis ja der Beginn böser Kritik. Dies ist hier jedoch gänzlich anders zu verstehen.
Diese Band versteht ihr Handwerk und – ähnlich wichtig – sie übt auch das richtige Handwerk aus: Auf der Basis fiesen, im Vergleich zur goldenen Bay Area Epoche leicht temporeduzierten Thrash Metals werden hier Elemente aus vielen anderen metallischen Richtungen zitiert. Mir gefällt daran auch sehr, dass das Herbeizitieren nicht nach Epigonentum klingt, ANCHONY schaffen es tatsächlich, trotz der bekannten Elemente durchaus eigenständig zu klingen. Sicherlich: Die Geschichte des harten Metals muss nach diesem 4-Track-Demo noch nicht neu geschrieben werden. Jedoch zeigen die Freiburger hier schon einmal sehr großes Potenzial und könnten in der deutschen Thrash-Szene einiges an Staub aufwirbeln. Dafür sprechen auch die erkennbar großen Fähigkeiten im Songwriting und hier insbesondere im Gestalten der Übergänge zwischen verschiedenen Gangarten und auch zwischen verschiedenen Stimmungen und Stilmitteln.
Zugegeben ist dies noch nicht immer bis zur letzten angeschlagenen Snaredrum zielgerichtet und präzise. So verpufft der wunderbare Anfang zum 2. Song „Erazer“, der auch auf einem TOOL Wunderwerk nicht negativ aufgefallen wäre, im Verlauf des Songs doch ziemlich. Ich würde jedoch viel mehr betonen, dass es in Deutschland nicht so viel ambitionierten Thrash Metal Nachwuchs gibt, der ein solches Repertoire im Köcher hat und der daraus auch schon mal gute Songs schneidert. So bleibt zwar ein wenig Gemäkel, dass ANCHONY (noch) ein wenig an einen Gemischtwarenladen erinnern: Es gibt viel zu entdecken, das meiste aber woanders besser. Jedoch soll es ganz klar als Fazit gesagt werden: ANCHONY hinterlassen einen hervorragenden Eindruck, schließlich ist dies das erste Demo. Gemessen daran gehe ich davon aus, dass diese Jungs schon in wenigen Jahren ein Eisen raushauen könnten, dass in der deutschen Szene zu den Klassikern gehören kann. Ich für meinen Teil würde diese Combo gern mal live sehen, da entscheidet sich ja schließlich, was eine Band wirklich taugt.
Ein kurzes Wort vielleicht noch zum Sound: auch wenn dies scheinbar längst schon Standard ist, so ist es mir doch eine Erwähnung wert, dass Christoph Brandes als Produzent hier einen guten Job gemacht hat und dass er der Band mit diesem klaren und druckvollen Sound sicherlich nach vorn bringt. Also noch ein weiteres kleines „Chapeau“ und an die Leser eine echte Empfehlung, dieser talentierten Band eine Chance zu geben.
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