
Artist | ARZT+PFUSCH |
Title | Lictor Evaporated |
Homepage | ARZT+PFUSCH |
Label | COMPLETE CONTROL PRODUCTIONS |
Leserbewertung |
Die Begriffe “Arzt” und “Pfusch” kann wohl fast jeder Deutsche in einen Zusammenhang bringen, hier soll es aber um die gleichnamige Dänische Electro Combo gehen, die nach mehrjähriger Pause endlich wieder ihre Discographie erweitert. Vorab muss ich gleich zugeben, dass ich mit dem bisherigen Schaffen der eigenwilligen Doktoren (man siehe nur mal ihre Nonsens-Biographie) nicht vertraut bin, Evolutionstheorien müssen also andere aufstellen. Zunächst mal fällt das „coole“ Artwork auf, das Ganze erinnert mich irgendwie an THE EXPLOITED-Cover und die „Fuck You“-Attitüde ist auch hier nicht weit.
Musikalisch sind da natürlich Welten zwischen, so erinnern die ersten beiden Tracks an eine mutige Mischung aus TRIARII und PROJECT PITCHFORK. Orchestrale, martialische Neoklassik kombiniert mit düsterem Electro und einem Gesang, der in Sachen Stil und Verzerrung sehr an Peter Spilles denken lässt. Wobei auch der Titel des Openers „Fall of an Empire“ (vorab bereits als Single veröffentlicht) schon eine gewisse Richtung vorgibt. Während hier die beiden erwähnten Genres noch ein wenig unbeteiligt nebeneinander stehen, gelingt die Symbiose aus pompösen Samples und knarzigen Beats beim „Flæsh Mangler“ deutlich besser. Die weiteren Songs (es folgen derer noch 6) verzichten allerdings weitestgehend auf neoklassische Motive und greifen vielmehr eher auf Soundtrack-Elemente zurück und die beliebten Laut-/ Leise-Kontraste. Grundsätzlich gilt: A&P-Kompositionen muss man sich als Hörer erarbeiten, die unterschwelligen Melodien erschließen sich erst allmählich, die Soundstrukturen sind relativ komplex und manchmal gar bewusst widerwillig angelegt. Club-Tauglichkeit geht anders und das ist auch gut so. Dies hier ist eher „Thinking Man’s Electro“, wenngleich die Texte oftmals mit einem Augenzwinkern präsentiert werden. In der 2ten Hälfte will auch nicht jedes musikalische Motiv zünden, Tracks wie „Servo Skull“ geraten so ein wenig zäh.
Dennoch insgesamt durchaus Danish Dynamite auf dem Tasten-Sektor. EBM und Industrial im definitorischen Sinne vermag ich hier nicht zu finden, eher Dark Electro, oftmals im leicht verschleppten Tempo, garniert mit vielen netten Spielereien und einem eigenwilligen „Sprech“-Gesang. Auf dem heutigen, gesättigten und angepassten Markt eine wahre Wohltat mit noch etwas Luft nach oben in Punkto Kompaktheit.
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