
Artist | CALAVERAS |
Title | s/t |
Homepage | CALAVERAS |
Label | SWEET HOME RECORDS |
Leserbewertung |
Bin ich jetzt in einem Western-Hörspiel gelandet? Klingt beim ersten Stück „Calaveras“ der gleichnamigen Künstler ganz so. Erst Hufgetrappel und Pferdewiehern, dann fallen Schüsse und ein trockener Präriewind fegt durch meine Boxen. Entweder war das jetzt der Vorspann oder „Dead Man“ ist der mit Mariachi-Trompeten, Gitarren und gepfiffenen Melodien versehende Soundtrack zu einer irgendwo in Mexiko angesiedelten tragischen Geschichte um einen wehrhaften Siedler, der vergeblich gegen den bösen Großgrundbesitzer ankämpft, der seinen gedungenen Killer schickt, um abzurechnen.
Nein, auch „Morning Light“ macht mit Musik weiter und deren Schöpfer kommen keineswegs aus dem fernen Mexiko, sondern aus dem nahen Chemnitz, wo der Zufall die Sieben vor drei Jahren zusammengeführt hat. Was seine Ursprünge in dem Wunsch hatte, mal was ganz anderes zu machen als es den bisherigen, ganz unterschiedlichen stilistischen Ausrichtungen der einzelnen CALAVERAS-Mitglieder entsprach, mündete in einer musikalischen Reise zum staubigen Desert Rock, einer Verbindung aus Blues, Folk, Roots Rock, Country und mexikanischer Melancholie. Damit wirkt das Debütalbum des Septetts tatsächlich wie ein akustischer Film, der vor dem geistigen Auge des Zuhörers abläuft. Tom Müller gibt dem Treck an den Drums die Sporen, Carsten Harbeck hält am Bass die Zügel, Ron Heinrich und Robert Lässig treiben die Fuhre an den sechs Saiten vorwärts, während Thomas Blasko die Meute mit seiner Trompete gen Süden lockt, umschmeichelt von Markus Altmanns düster-betörenden Cello-Klängen und besungen von Sebastian Mansch’ dunkel-rauchigem Timbre. „Glowing Sun“ klingt zu 100 % wie ein Ritt durch die flirrende Hitze, bevor man sich „Under The Sea“ wiederfindet, wo die Arme der geliebten Schönen Erlösung von den Strapazen des weiten Weges versprechen. „Come Down“ verpasst dir unmittelbar nachdem Sebastian seine Stimme erhebt eine Ganzkörper-Gänsehaut, die auch beim traurigen „South of Vera Cruz“ erhalten bleibt. Die Geschichte geht „Behind The Border“ beschwingt weiter, dann warten im„Dawn of The Dead“ weitere Tragödien, bevor die CALAVERAS ungestüm „Beyond the Pale“ drängen. Der „Last Ride“ lässt bereits die Vorboten des nahenden Endes erahnen, dem sich die Helden dieser Story mutig stellen.
Diese Scheibe ist eine echte Offenbarung! Was die sieben Vollblutmusiker da mit ihren Instrumenten anstellen, grenzt an Magie. Die Herren Tarantino und Rodriguez dürften hier Anregungen für mehrere neue Filme finden und mir hat das Album einen Kurzurlaub in Mexiko beschert, wo ich am Dias de los Muertos (dem Tag der Toten) teilnehmen durfte. Es war ein großes farbenprächtiges Fest zu Ehren der Verstorbenen, alle Straßen waren mit Calaveras, Skeletten aus Pappmaché, geschmückt und es wurden Totenschädel aus buntem Zuckerguss genascht. Okay, ich hab’s mir nur eingebildet, aber mit den CALAVERAS klappt das problemlos. Augen auf, wenn der Name auf einem Konzertplakat steht, der Besuch der Veranstaltung ist Pflicht!
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