
Artist | CALIBAN |
Title | The Undying Darkness |
Homepage | CALIBAN |
Label | ROADRUNNER |
Leserbewertung |
Einigen Wirbel konnten die deutschen Metalcorer mit ihrem Überflieger „The Opposite from Within“ machen. Denn einerseits wurde eine ganze Reihe neuer Fans gewonnen, doch einige alte blieben dabei auf der Strecke. Mir selbst gefiel die Entwicklung in Richtung ausgereiftere Instrumental-Arbeit und das verstärkt aufs Songwriting gelegte Augenmerk ziemlich gut. Daher war ich natürlich sehr gespannt, wie es mit CALIBAN weiter gehen würde.
Und das wichtigste ist eigentlich, dass es auch weitergeht. Dabei scheinen die Ruhrpottler nun grundsätzlich ihren Stil gefunden zu haben, und so wurde nicht wirklich großartig etwas geändert, sondern dieser vielmehr verfeinert. Songs, die einen guten Mix aus metallischem Thrash von SLAYER („Burden to Bleed“) bis FEAR FACTORY („Together Alone“), schwedisch-groovenden Elchtod-Parts (IN FLAMES) darstellen und fette Hack-Riffs, die sicherlich wieder ordentlich für Alarm im Pit sorgen werden. Auch wenn sich die Stilrichtung im Vergleich zum Vorgänger nicht groß unterscheidet, fällt doch die ein oder andere Veränderung auf. So legt vor allem Songwriter/ Lead-Gitarrist Marc hörbar noch mehr Wert auf Metal-Leads und fette Moshparts, die dann auch reichlich und in jedem Song vertreten sind. Sänger Andy Dörner hat seine wieder mal verdammt aggressiven Vocal-Parts noch mehr gefestigt und variiert seine Shouts oft sehr gekonnt vom fiesen Kreischen über das bekannte Krächzen auch mal zu tieferen, ja fast growl-artigen Einlagen. Auch Drummer Patrick lässt souverän walzende Doublebass-Attacken und treibendes Groove-Drumming erklingen. Da hört man deutlich, wie sehr die Band ihre Fähigkeiten an den Instrumenten gefestigt und ausgebaut hat. Und generell klingen CALIBAN 2006 einen Tacken melodischer.
Eine dicke Überraschung hält man mit „Moment of Clarity“ parat (nein, weder ein Cover des DEATH-Klassikers, noch vom JAY-Z-Track). Denn in diesem straighten und schnörkel- und vor allem breakdown-losen Thrash-Hammer ertönt plötzlich die Stimme von Thrash-Legende Mille Petrozza (KREATOR). Diese Zusammenarbeit macht diesen Song auch gleich mit zum besten des Albums. Ein weiterer Pluspunkt dieses Tracks ist die Tatsache, dass hier komplett auf die cleanen Vocals verzichtet wurde. Auf „The Opposite…“ hatte man ja für die cleanen Parts noch auf einen wirklichen guten Gast-Sänger zurückgegriffen doch schon live musste dann Gitarrist Denis ans Mikro. Und wie man (nicht nur meinen) Live-Reviews entnehmen kann, ging das mehr als daneben. Doch anstatt dieses Experiment zu den Akten zu legen und zu versuchen, eine bessere Lösung herbeizuführen, darf Denis nun auch auf „The Undying Darkness“ ran und wird damit zum großen großen Knackpunkt. Zwar haben Produzent Anders Friden (IN FLAMES) und Metal-Gott Andy Sneap (die sonst wieder einen Top-Job gemacht haben) hörbar alles versucht, um das Ding gerade zu biegen, doch wirklich gelungen ist die Kaschierung nicht. Zwar hat man Denis bei den (eigentlich) gefühlvollen Passagen etwas in den Hintergrund gemischt und bei „Nothing is forever“ noch ordentlich Hall verpasst, doch klingt der gute Junge bei fast allen Songs und vor allem in den hohen Parts (besonders bei „I rape myself“, „Together Alone“, „I refuse to keep on living“ und „Sick of running away“) mehr als einmal arg daneben, dabei aber immerhin noch besser als live… Und das macht das Besondere, nämlich die auf dem letzten Album so grandios umgesetzten Wechsel zwischen Geballer und atmosphärischen, düsteren Parts nicht nur live, sondern nun auch auf Platte völlig kaputt.
So bleibt als Fazit, dass CALIBAN nach dem großen Erfolg zwar ein grundsätzlich gutes und technisch sehr versiertes, aber im ganzen vielleicht etwas zu braves Album abgeliefert haben, auf dem man die eindrucksvolle Atmosphäre von „The Opposite from Within“ nicht ganz erhalten konnte. Und dies muss man leider (Sorry, Denis) ganz klar den cleanen Vocals anrechnen.
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.