
Artist | CB MURDOC |
Title | The Green |
Homepage | CB MURDOC |
Label | SPINEFARM |
Leserbewertung |
Was die Schweden CB MURDOC auf ihrem Debüt abziehen, hat die Genrespezifische Presse schon bei etlichen Vorreitern mit dem befremdlichen Terminus „Djent“ versucht zu beschreiben. Tatsächlich erscheint es schwer, für eine dramatische Kumulation völlig nach unten geschraubter Sanatorium-Riffs, dissonanter Tiefschläge und paralysierender Komplexität einen eindeutig passenden und verständlichen Begriff zu finden. Der Einfachheit halber sei daher nur kurz schon einmal angemerkt: „The Green“ ist sich mit simplen Termen und kompositorischen Konventionen mal so gar nicht grün.
Das verspricht von vorne bis hinten eine deathige Technik-Kernschmelze, die musikalische Gleichung lässt sich allerdings nicht ausnahmslos durch das Einsetzen von MESHUGGAH lösen. Freilich zollen das einleitende „Devon“ oder die unerbittlichen Rüttel-Riffs von „Adore“ den schwedischen Vorvätern angemessenen Tribut. Die Knotenpunkte auf der wilden Fahrt sind jedoch nicht nur im Namensgebenden, „djentigen“ Hack-Downtempo-Gekeile zu finden. Rockende Schrubberei gibt etwa den Ton des pushenden „Patch“ an, und ohnehin macht man mit wuchtigen, auch groovigen Forward-Phasen ein ganz gutes Geschäft. Absolut sahnig aber ist die Melodie-Abteilung mit schon fast federführendem Charakter unterwegs. Nicht dass sie dominierten, aber untermalend bieten die schwingenden Saiten Halt im Chaos, zeigen den rechten Weg und sorgen zumindest für so eine Art Struktur. Die Beweislast hierfür wird mit „Changeling“, meinem Empfinden nach zugleich eines der Highlights des Debüts, nahezu formidabel erfüllt. Trotz der auch hier krassen Wechsel von technisch aufgedunsenen zu weniger nervenaufreibenden Parts kann man einen roten Faden spüren, was bei einem fast 7-minütigen Track schon weitaus mehr als amateurhaftes Pseudo-Geschick erfordert. Für das Ohr deutlich anstrengender, aber ebenso bedacht, verfuhr man mit der Synthesizer-Aufgabe, die sich wiederum bestens unter Zuhilfenahme der progressiven und doch stringenten Corerei lösen ließ. Und ja, Stringenz ist, obgleich der unbestreitbaren und maßgeblichen Komplexität des grünen Zaubergebräues, ein wesentlicher Faktor, wenn es um das leidlich wenig gezügelte Gedresche, das miese Bellen, Keifen und den Gitarren malträtierenden Wumms der Platte geht. Stark ist das sicherlich, doch reicht es nicht aus, um, wie im Pressetext so verherrlichend dargestellt, das seit wenigen Jahren grassierende, komplex brutale „Djent“-Geschehen zu redefinieren. Die Vorteile von „The Green“ liegen daher eindeutig in den verknüpften Zusatzpunkten und der Kombination all dieser Fragmente.
In diesem Licht betrachtet ist CB MURDOC aber mindestens ein wirklich hörenswerter Einstand gelungen. Natürlich ist für die Technik-vernarrten Zeitgenossen, die sich mit metallisch vertrackt ausgelegten Vertretern wie WITHIN THE RUINS regelmäßig die Lauscher vollstopfen, ein Zwischenstopp auf Spinefarm nun unbedingt empfehlenswert, und vielleicht lassen sich auch die puristischsten Ballerköpfe auf die zarte, frische Brise aus dem skandinavischen Nordzipfel ein. Für die nächste Stufe der Alben-Farbpalette hat sie den Weg bereits geebnet.
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