CHARLOTTE GAINSBOURG - Stage Whisper (CD/ DVD)

Das französisch-britische Multitalent CHARLOTTE GAINSBOURG, die in diesem Jahr als Jury-Mitglied der Berlinale eines ihrer anderen Talente präsentieren wird, ist mit ihrem vierten Album „Stage Whisper“ endgültig dabei, aus dem großen Schatten Ihrer Eltern herauszutreten. Vermutlich nicht nur weil Charlotte laut eigener Aussage (Zitat: „Denn ich kann weder besonders gut Songtexte verfassen noch komponieren. Um überhaupt Musik machen zu können, bin ich auf Hilfe von anderen angewiesen.“ Quelle: Berliner Zeitung 12.01.12) die Unterstützung anderer benötigt, zeichnet sich kein geringerer als BECK (Beck Hansen) für die Produktion verantwortlich. „Stage Whisper“ (Live and Unreleased) erscheint in einem eher ungewöhnlichen Format. GAINSBOURG präsentiert 8 bislang unveröffentlichte Stücke sowie einen ausgezeichneten Live-Mitschnitt mit immerhin 11 Songs. Komplettiert wird dieses Album von einer beiliegenden DVD-Tourdokumentation mit einem ordentlichen Paket an Live-Mitschnitten. Das vorab, man bekommt also eine Menge geboten für sein Geld.

Den Start macht „Terrible Angels“ und Hoppla, das hört sich für mich so stark nach GOLDFRAPPS „Ooh La La“ an, dass ich zwischen Begeisterung und Irritation schwanke.
CHARLOTTE GAINSBOURG- und auch BECK-typisch wird gegen jegliche Genre-Konvention angearbeitet und schon der nächsten Song „Paradisco“ schlägt gleich wieder in eine andere Kerbe. Hier kommt Charlottes Gesang eher wieder mädchenhaft herüber. Den peinlichen Lolitastyle einer VANNESSA PARADIS ersingt sie sich aber Gott sei Dank nie. Erheblich grooviger und mit sanften Hip-Hop Beats ist „All the Rain“, für mich der beste Track der ganzen Scheibe. Etwas an DIDO erinnert dann „Anna“. Aber auch hier würde ich nicht von billiger Kopie, sondern vielmehr von Facettenreichtum der Madame sprechen. Den Abschluss des ersten Album Teils bildet dann „Memoir“, der einzige Titel, der so ein wenig Singer-Songwriter-Anleihen besitzt. Im Übrigen trägt CHARLOTTE GAINSBOURG alle 8 Songs in englischer Sprache vor. Eine gute Entscheidung. Der Live-Teil der CD gibt einen Einblick in die letzten beiden Alben „IRM“ und „5.55“. Ganz stark natürlich „Heaven Can Wait“ sowie der BOB DYLAN-Klassiker „Just Like A Woman“. Begleitet von herausragenden Musikern kann CHARLOTTE GAINSBOURG auch live stimmlich überzeugen. Ein Hauch von Mystik und Geheimnis schwingt immer mit.

CHARLOTTE GAINSBOURG hat sich mit „Stage Whisper“ aus meiner Sicht nun auch musikalisch aus dem großen Schatten von Papa Serge und Mama Jane Birkin heraus bewegt. Ihre Erfolge auf der Leinwand sind spätestens seit Lars von Triers „Antichrist“ unbenommen. Mich hat dieses Album sehr positiv überrascht. Das Jahr 2012 beginnt für mich mit dieser CD also mehr als vielversprechend. Eine Kaufempfehlung muss dringend ausgesprochen werden.

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.