
Artist | CHASE RICE |
Title | I Hate Cowboys & All Dogs Go To Hell |
Homepage | CHASE RICE |
Label | BROKEN BOW RECORDS |
Leserbewertung |
Der 37-jährige CHASE RICE ist in seiner US-amerikanischen Heimat ein äußerst erfolgreicher Country-Musiker. Mit fast 2,4 Millionen verkauften Alben und über 2,4 Milliarden Streams insgesamt sowie einer Legion leidenschaftlicher Fans bei seinen energiegeladenen Konzerten auf der ganzen Welt hat sich CHASE RICE als feste Größe in Nashville und darüber hinaus etabliert. Aber kann es sein, dass der Typ wirklich so aussieht wie der Kerl auf dem Cover? Hierzulande haftet der Country-Musik ja durchaus immer noch der Stempel an, etwas altbacken zu sein, aber ist es tatsächlich möglich, dass Mr. Rice so retro ist, wie es das Foto vermuten lässt? Ist er nicht, er trägt zwar auch Bart, aber nicht nur ne Schnottenbremse, sondern einen Vollbart und der Gute ist zweifellos auch modisch auf der Höhe der Zeit und überhaupt ein ganz ansehnliches Kerlchen. Auf dem Cover von „I Hate Cowboys & All Dogs Go To Hell“ ist vielmehr sein Vater zu sehen und vermutlich war sein Stil zum Zeitpunkt der Aufnahme auch hochmodisch.
Soweit die Äußerlichkeiten, wenden wir uns jetzt der Musik zu! Los geht es mit dem energiegeladenen Opener „Walk That Easy“, der sowohl traditionell als auch modern daherkommt und ein positives Lebensgefühl transportiert. Das nachfolgende „All Dogs Go To Hell“ schlägt derweil nachdenklichere Folktöne an, bevor „Way Down Yonder“ mit knackigen Rock-Sounds übernimmt. In „Key West & Colorado“ schwingt wieder eine gehörige Portion Melancholie und jede Menge handwerkliches Können mit, ehe wir mit dem großartigen „Bench Seat“ zu einem Highlight der Platte kommen. Hier spielt eine Akustikgitarre eine große Rolle – und ein Hund, der einen zum Selbstmord entschlossenen Freund so treuherzig angeschaut hat, dass dieser sich für das Leben entschieden hat. Dank „Life Part of Livin‘“ schließt sich sogleich ein zu Herzen gehendes Liebeslied an und mit „Bad Day To Be a Cold Beer“ zieht Chase dann tatsächlich mal die Country-Klischee-Karte. Dies geschieht jedoch auf eine sehr sympathische Art und ich kann nicht verhehlen, dass die Nummer umgehend in Ohr und Bein geht. Deutlich mehr Tiefe und Schönheit hat allerdings der Americana-Song „Oklahoma“, der zu meinen erklärten Favoriten zählt und bei dem CHASE RICE Unterstützung von der READ SOUTHALL BAND hatte. Nicht minder hörenswert ist das melancholische „I Walk Alone“, das mit seiner reduzierten Instrumentierung eine enorme Nähe schafft. Derweil sorgt das rhythmusbetonte „Sorry Momma“ für eine gelungene Rückkehr in Rhythm’n’Blues-Gefilde und auch „If I Were Rock & Roll“ zeigt sich von seiner beschwingten Seite. Gemeinsam mit BOY NAMED BANJO verpasst Rice seinem „Goodnight Nancy“ einen feinen Southern-Rock-Vibe, um schließlich bei „I Hate Cowboys“ den Songtitel Lügen zu strafen. Vielmehr ist das Lied eine leidenschaftliche Hymne an diesen Schlag Menschen und ein gelungener Abschluss eines vielseitigen Longplayers.
CHASE RICE kommt aus dem Country, beweist mit „I Hate Cowboys & All Dogs Go To Hell“ allerdings eindrucksvoll, dass Genregrenzen ihn nicht interessieren und er auch jenseits des Tellerrands eine Menge Potenzial hat. Deshalb kann ich den Silberling auch uneingeschränkt denjenigen empfehlen, die eher im Americana und Southern Rock zuhause sind. Allein Chase‘ Stimme ist ein Gedicht, auch seine Songwriter-Fähigkeiten taugen für ein weitgefächertes Fan-Spektrum, wenngleich der Sound zumindest in Deutschland nicht die Massen begeistern wird. Aber Mainstream muss ja auch nicht unbedingt für Qualität stehen. Und um noch einmal auf Mr. Rice sen. zurückzukommen: Dad wäre sicher stolz auf die Platte!
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