
Artist | CLUTCH |
Title | Blast Tyrant |
Homepage | CLUTCH |
Label | DRT ENTERTAINMENT |
Leserbewertung |
Welche Band tourte mit MARILYN MANSON, PANTERA, MONSTER MAGNET, PRONG, SEPULTURA und BIOHAZARD? Welche Band veröffentlicht seit 12 Jahren Groovemonster der Extraklasse, ohne sich einen Dreck um Trends zu scheren? Und welche Band ist dennoch in Deutschland über all die Jahre nur ein Geheimtipp geblieben? So geheim, dass man ihre sechste CD aus Nordamerika importieren muss? Natürlich CLUTCH, die schon lange zu meinen absoluten Faves gehören. Noch heute freue ich mich, dass ich sie im April 2003 zusammen mit den SPIRITUAL BEGGARS endlich einmal richtig live genießen durfte. Richtig, weil ich sie schon vor einer Dekade auf einem niederländischen Festival kurz bewunderte, wo BIOHAZARD sie 3 Stücke lang als kleine Gefälligkeit spielen ließen.
1993 erschien dann auf EastWest das offizielle Full Length Debüt mit dem kolossalen Namen „Transnational Speedway League: Anthems, Anecdotes, and undeniable Truths“ – Bis heute ein Klassiker vor dem Herren, auf dem solche Granaten wie „Rats“ oder „A Shogun named Marcus“ enthalten waren. Neben den brutalen und dennoch griffigen Gitarren fiel schon damals vor allem ein Herr auf: Neil Fallon, optisch ein normaler College Boy mit der Stimmgewalt einer urzeitlichen Riesenechse. Der Mann brüllte die sprachlich sehr anspruchsvollen Texte mit einer Leidenschaft heraus, die CLUTCH bis heute geprägt hat. Das zweite schlicht selbstbetitelte Album folgte 2 Jahre später und der Sound hatte sich ein wenig gewandelt. Geblieben war der aggressive Gesang, während die Riffs weg von Metal/ Hardcore hin zu 70ies beeinflusstem Rock gingen. Und auch dieser Release war ein Meilenstein, so ein geniales Songwriting haben die Amis bis heute nicht mehr hinbekommen. Was nicht bedeuten soll, dass die restlichen Scheibletten schlecht wären, ganz im Gegenteil. Lediglich die dem Titel entsprechend fast vollkommen improvisierte „Jam Room“-CD fiel etwas gewöhnungsbedürftig aus. Labeltechnisch so etwas wie ein Tiefpunkt, da man die Scheibe mehr oder weniger in Eigenregie herausbrachte. 3 Jahre nach der bei Atlantic verlegten „Pure Rock Fury“ hat man in DRT Entertainment wieder einen Indiepartner an der Seite, der weitestgehend freie Hand bei der Produktion ließ (auch GWAR und FU MANCHU sind auf dem Label).
Neben der Tatsache, dass Neil mittlerweile einen Bart trägt, fallen vor allem das dadaistische Artwork und die untypische Verwendung einiger Instrumente auf. Zum aller ersten Mal verwendet das Quartett Akustikgitarren, zum zweiten Mal nach 1995 synthetische Klänge (beides in „Ghost“ zu vernehmen).Ansonsten ist man seinen Wurzeln weitestgehend treu geblieben, mit kleinen Modifikationen. So geht es insgesamt über die 50 Minuten Laufzeit einen Tick gemäßigter aus, Herr Fallon holt nicht die allerletzte Aggressivität aus sich heraus und die Gitarren verbleiben luftiger. Da ist viel Hendrix drin, viel Zappa, viel LED ZEPPELIN, aber im modernen Gewand. Hier und da gibt es spontane Jam Parts, welche an die angesprochene vorletzte Scheibe erinnern, ganz am Ende gibt es auch einen Hidden Track in dieser Richtung. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass die treibenden Refrains und die unnachahmliche Dynamik fehlen würden: „The Mob goes wild“ ist so Track, bei dem man schon beim zweiten Durchlauf mitwippen muss. Bei „Worm Drink“ jault Neil wie „Ugly Bad Fat Coyote“, das wollte ich auch noch loswerden.
Ein Import, der sich erwartungsgemäß gelohnt hat. Ob Metaller oder Rocker, das Teil fetzt und kann über die gesamte Laufzeit zwingend unterhalten. Dass man sich oft selbst zitiert ist nach 12 Jahren eher normal denn beklagenswert und so erhält der Fan eine im Bandkontext gute (nicht herausragende) Scheibe, für die viele andere Gitarrenspielzüge ihre Seele verkaufen würden.
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