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CLUTCH - Strange Cousins from the West

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Artist CLUTCH
Title Strange Cousins from the West
Homepage CLUTCH
Label WEATHERMAKER
Leserbewertung
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8.5/10 (2 Bewertungen)

Neil Fallon und Co. besitzen bei mir seit langer langer Zeit einen hohen Status, wenngleich mir ihr musikalischer Werdegang hin und wieder etwas Bauchschmerzen bereitet. Angefangen vom fast hysterisch aggressiven „Transnational Speedway League…“ hat man sich immer mehr in Richtung Southern Rock entwickelt, garniert mit Blues und Stoner-Elementen. Die klassische Stoner Band ist man aber auf gar keinen Fall, insofern führt z.B. die Wikipedia-Einordnung in die Irre. Nach fast 20 Jahren Bandgeschichte braucht es auch keine Schubladen mehr, CLUTCH musizieren in ihrem ganz eigenen Schrank und der ist so verraucht wie verstaubt. Ein eigenes Label nennt man nun auch sein eigen, angelehnt an einen früheren Songtitel (vom „Blast Tyrant“-Album). Das führt zu größtmöglicher Unabhängigkeit, andererseits scheint mir das Aufnahmebudget nicht gerade astronomisch gewesen zu sein. Der warme, analoge Sound passt zwar stilistisch, doch etwas mehr Druck auf den Klampfen hätte es gerne sein dürfen. Leider haben die Mannen aus Germantown nie den großen finanziellen Erfolg gehabt, hierzulande schon gar nicht.

Das aktuelle Werk ist fast biographisch betitelt, denn bei den „seltsamen Verwandten aus dem Westen“ könnte es sich durchaus um die Band selbst handeln, welche sich insbesondere bei der Lyrik weit aus dem Fenster der Normalität herauslehnt. Die Wortspiele, die Kritik an den amerikanischen Gegebenheiten, die Metaphern – das alles beherrscht Herr Fallon perfekt, zudem ist seine Stimme so eigen wie einzigartig. Sie hält die Discographie bis zum heutigen Tage zusammen, all der soundtechnischen Progression zum Trotze. Was beispielsweise beim Experiment „Jam Room“ das erste Mal offensichtlich wurde, ist mittlerweile integraler Bestandteil. Die Gitarren einstöpseln und einfach drauflos spielen, es groovt wie Sau allerdings wirkt das Ganze auch etwas ziellos, die eine oder andere Komposition versandet, kann nur phasenweise packen („Let a poor man be“). Beim Opener „Motherless Child“ steht mir persönlich der Blues-Anteil schon zu sehr im Vordergrund, hier hat der gute Neil fast etwas Predigendes an sich, ja man ist geneigt, ihn als Gospel-Rocker zu bezeichnen. Zum Glück pegelt sich das im Laufe der Tracklist ein, bereits „Struck down“ darf sich mit dem Adjektiv „zwingend“ schmücken. Auch „Abraham Lincoln“ mit den eingeflochtenen Slo Mo Parts überzeugt.

Immer wieder fühlt man sich an frühere Glanztaten erinnert, was der an sich guten Platte leider einen leicht melancholischen Beigeschmack verleiht. Ja, das sind noch DIE CLUTCH, die man so lieb gewonnen hat, aber sie dudeln mittlerweile auch gehörig selbstzweckhaft durch die Gegend. Standards werden abgearbeitet, Stimme, Texte und natürlich das instrumentale Niveau heben die Platte dann doch über den Durchschnitt. „Once upon a time in the West“ – wir werden alle nicht jünger…

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