
Artist | DEICHKIND |
Title | Befehl von ganz unten |
Homepage | DEICHKIND |
Label | VERTIGO |
Leserbewertung |
DEICHKIND melden sich mit einem „Befehl von ganz unten“ zurück und präsentieren damit die erste Platte nach dem plötzlichen Ableben des Produzenten Sebastian „Sebi“ Hackert, der 2009 32-jährig tot in seiner Wohnung gefunden wurde. Anfangs war noch nicht klar, wie es ohne den musikalisch maßgeblich verantwortlichen Sebi für DEICHKIND weitergehen würde, aber nach dem darauffolgenden Festivalsommer stand fest, dass Kryptik Joe, Ferris MC, DJ Phono und Porky das Gummiboot weiter auf Kurs halten würden.
So bleibt auch beim fünften Longplayer bei DEICHKIND alles beim Alten – will sagen es gibt eine wilde Mixtur aus HipHop, Electro und Euro-Dance auf die Ohren, mit der die Hamburger insbesondere live zu punkten wissen. Gekonnt ist auch Umgang mit der Sprache, denn das was beim ersten Lauschen vielleicht noch als witziger Spruch rüberkommt, entpuppt sich beim genaueren Hinhören als durchaus markige Kritik, die jedoch auf den erhobenen Zeigefinger verzichtet. Genannt sei hier stellvertretend das tanzbare „Leider geil (leider geil)“ mit Textfragmenten wie „Kleine Kinderhände nähen schöne Schuhe / Meine neuen Sneakers sind: leider geil“. Derweil werden die „99 Bierkanister“ mitsamt Kopfnicker-Sound unter Garantie bald auf den Live-Setlists zu finden sein, während sich zum treibenden Titeltrack „Befehl von ganz unten“ der Indie-Dancefloor innerhalb von Sekunden füllen wird. Eingängig und melodiös grüßt „Der Mond“, ehe „Illegale Fans“ das Musik-Copyright auf den Kopf stellen (konsequenterweise gab’s die Nummer auch als Gratis-Download). Immerhin haben DEICHKIND selbst die Parole ausgegeben, man möge sich lieber ein Ticket für ein DEICHKIND-Konzert kaufen und stattdessen die Konserve irgendwo aus dem Netz saugen oder beim Kumpel brennen, wenn die Kohle nicht für beides reichen sollte. „Partnerlook“ setzt auf funky Beats und persifliert die hippe Modebranche, bevor sich die Vorab-Single „Bück dich hoch“ damit beschäftigt, wie weit die Selbstaufgabe für die Karriere gehen kann/muss. Vielleicht ist „Egolution“ eine direkte Folge dieser Karriere-Grabenkämpfe – auf jeden Fall wurde die wachsende Ich-Bezogenheit der Gesellschaft in knackige Rhythmen verpackt, die auch das „Pferd aus Glas“ in ähnlicher Form bekommen hat. Diesmal allerdings etwas unterkühlt – ganz so wie es sich für „Eiswürfel in Pyramidenform“ gehört, die das mit Bier gefüllte Pferd aus Glas kühlen sollen. Genug Bilder, die auf der Bühne zum Leben erweckt werden können; zumal die riesige „Zitze“ bei der kommenden Tour nicht zum Einsatz kommen wird. Auch „Der Strahl“ bleibt eher zurückhaltend, um dann mit „Die rote Kiste“ auf die Punk-Wurzeln der DEICHKINDer zu verweisen.
„Befehl von ganz unten“ macht Spaß, lässt dabei jedoch durchaus auch Platz zum Nachdenken und reiht sich nahtlos in die bisherige DEICHKIND-Discographie ein. Insofern müssen wir uns auch um die Live-Pervormance der durchgeknallten Jungs von der Waterkant keine Sorgen machen, die für ihre neue Bühnenshow Großes versprechen.
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