
Artist | DELERIUM |
Title | Nuages Du Monde |
Homepage | DELERIUM |
Label | NETTWERK |
Leserbewertung |
Nun schon zum zweiten Mal hintereinander bombardieren uns die Herren Leeb und Fulber mit einer wahren Flut an Veröffentlichungen, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Auf der einen Seite der Brachialsound von FRONT LINE ASSEMBLY, auf der anderen himmlische Klänge von CONJURE ONE („Extraordinary Ways“), sowie eben die mir vorliegende „Nuages Du Monde“-Scheibe von DELERIUM. Nebenbei hat Bill Leeb sicherlich ein Paradoxum geschaffen, welches im Musikbiz selten ist. Das Nebenprojekt genießt Weltruhm, während die Hauptband es über Kultstatus nie hinausgebracht hat. Ein Grund dafür ist sicherlich auch, dass DELERIUM sich von ihrer ersten VÖ Marke „Spiritual Archives“, die meine Freundin als „Soundtrack zum Selbstmord“ bezeichnete, über sphärischen Ethnopop zu klassischer Popmusik entwickelten, bei dem selbst MADONNA neidisch werden könnte, nehme man einen Song wie z.B. „Self-Saboteur“ von der neuen Platte. Einen Grund dafür konnte ich während eines Interviews mit Bill erfahren, genauso wie andere Künstler nicht immer dieselben Farben verwenden oder dasselbe Bild malen, will auch er nicht immer nur die Wut, welche er mit FRONT LINE ASSEMBLY ausdrückt, vertonen.
So ist es kein Wunder, dass „Nuages Du Monde“ die konsequente Weiterentwicklung von „Chimera“ geworden ist. Mit einer Vielzahl an Gastsängerinnen geht er ans Werk und zaubert mit traumhafter Sicherheit Pop der allerfeinsten Sorte auf CD. Besonders die Zusammenarbeit mit der klassischen Opernsängerin Isabel Bayrakdarian, deren Stimme er das erste Mal im Klassikradio (welcher FLA-Fan würde das von Bill vermuten?) vernommen hat, gehört zweifelsohne zu den Höhepunkten von „NdM“. Die von ihr besungenen Stücke „Angelicus“ und „Lumenis“ besitzen eine wahnsinnige Atmosphäre. Letztgenanntes sowie „Indoctrination“ spannen irgendwie noch einen Bogen zu den DELERIUM-Werken der Mittelphase (z.B. „Semantic Spaces“). Dass im Hause Leeb keine Berührungsängste zu anderen Genres bestehen, beweist „Tectonic Shift“, den Anfang bilden Loops, wie man sie typischerweise von MASSIVE ATTACK kennt. „Lost and Found“ kann man als legitimen Nachfolger von „Silence“ sehen. Ein bisschen überspannt wurde der Bogen mit „The way you want it to be“ oder „Fleeting Instant“, sie kommen mir etwas zu schwulstig rüber. „Silence Sojourn Ghost“ und „Apparition“ zeigen andererseits wieder, welche unglaubliche Soundentwicklung hier erfolgt, ähnlich wie wir sie in anderer Form von FRONT LINE ASSEMBLY kennen.
Ein Album, welches sicherlich wieder in mehreren Ländern Goldstatus erreichen wird. Auch wenn es absolut klasse ist, ein wenig vermisse ich den Spirit der alten Werke, wobei sicherlich „Semantic Spaces“ und mit Abstrichen „Karma“ als Brücken zwischen Früh- und Neuwerk zu sehen sind. Da aber die meisten Leute das Frühwerk eh nie hören würden, erfreue man sich einfach an den Sounds. Die Ähnlichkeit der Projekte ist ebenfalls bemerkenswert, auf der neuen CONJURE ONE könnte gleichwohl DELERIUM stehen, wobei ich „Extraordinary Ways“ fast als das bessere DELERIUM Album ansehe…
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