DER GANZE REST - Incendium

Der 2013 gegründete DER GANZE REST aus Stuttgart veröffentlicht mit „Incendium“ sein drittes Album. Wer des Lateinischen oder Englischen nicht mächtig ist, kann angesichts des lodernden Feuers auf dem Cover zumindest erahnen, dass es sich hier um ‚Brandstiftung‘ geht. Geistige Brandstifter sind dieser Tage genügend unterwegs, schauen wir doch einmal, wie Martin (Gesang), Felix (Drums & Backing Vocals), Denny (Bass) und Maxim (Gitarre) damit umgehen.

Was sich anfangs am klassischen Deutschpunk orientierte, wird dieser Tage immer wieder auch durch Pop, Reggae, Country, Hardcore und Metal ergänzt. Gesungen wird auf Deutsch und Englisch, wobei die Jungs ganz eindeutig eine Vorliebe für die lateinische Sprache haben, denn im Inneren des Digipaks findet sich noch das Tacitus-Zitat „illis quoque igni correptis, etiam quae longinqua crediderant in eodem casu reperiebant“, auf Deutsch etwa: „Und auch sie fanden, vom Feuer erfasst, das, was sie im selben Fall in weiter Ferne geglaubt hatten“. Damit nicht genug, trägt der instrumentale Opener auch noch den Titel „Cogitatio“ – ebenfalls Latein und zu übersetzen mit „Gedanke“. Der Auftakt macht Lust auf mehr und mit dem brachialen „Alte weiße Männer“ rechnet der Vierer mit den Ewiggestrigen ab, bevor das blitzschnelle „Danke gut“ allen gewidmet ist, denen es gerade nicht so gut geht. Im Booklet sind an dieser Stelle auch verschiedene Telefonnummern genannt, die z.B. bei Depressionen Hilfe bieten. „Sewer Rats“ kommt im Anschluss geradezu poppig daher, ehe die Aufforderung „Stay Angry“ mit viel Druck und in Pop-Punk-Manier zum Besten gegeben wird. Gemeinsam mit der Band INDRAWN performt das Quartett das locker-flockige „Wenn ich jetzt geh“, das sogar eine folkige Note hat. Mit dem punkigen „Feuer“ widmen sich DER GANZE REST erneut seinen Kernkompetenzen und auch „Keine Angst“ lässt es krachen. Einen „Biersong“ gibt es ebenfalls und das ist genau das Sauflied, das man an dieser Stelle erwartet und das live bestimmt lauthals mitgegrölt wird. Etwas facettenreicher ist da „Alles egal“ geraten und für das temperamentvolle „Art“ haben sich die Jungs mit weiteren Gästen zusammengetan; konkret mit der Pop-Punk-Alternative-Kapelle LIEBE GRUESSE aus Göppingen. INDRAWN wirken derweil beim nachdenklichen „Our Dreams“ noch einmal mit und für das krachende Finale mit „Fever“ haben sich DER GANZE REST ihre Stuttgarter Nachbarn MINUS YOUTH ins Studio geholt.

Fest steht, DER GANZE REST habe eine Menge zu sagen und verpacken ihre Messages in einen ebenso eingängigen wie abwechslungsreichen Sound. Ob Martin, Felix, Denny und Maxim darüber hinaus ein besonderes Faible fürs Lateinische haben, bleibt unbeantwortet, aber dafür steckt in „Incendium“ jede Menge Feuer.

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