
Artist | DESTINITY |
Title | In Excelsis Dementia |
Homepage | DESTINITY |
Label | ADIPOCERE |
Leserbewertung |
Bescheidenheit mag einem gesellschaftliches Ansehen und das angenehme Gefühl, gut und rechtschaffen zu sein bescheren, doch in der Kunst hat sie es noch nie zu viel gebracht. Natürlich braucht JENNIFER LOPEZ keine zwanzig Kashmirkissen für Ihren Po (er federt ohnehin von selbst) und auch Mariah Carey muss nicht die Auswahl aus vierzehn verschiedenen Schokoladentrüffelvarianten haben, doch was die musikalische Materie angeht, ist neben dem ach so puristischen Minimalismus ein gehöriges Maß an Bombast durchaus nicht zu verschmähen. DESTINITY folgen somit vollkommen zu recht der Maxime: Warum sich beschränken, wenn man doch alles kriegen kann?
Gierige, vielfräßige Hörer werden sich bei „In Excelsis Dementia“ also im siebten Himmel wähnen, denn der etwas klischeebehaftete Titel dürfte das einzige Detail dieser Scheibe sein, an dem gespart wurde: Hasserfüllte Growls, Kreischen wie von unbetäubt kastrierten Balletttänzern, Opernchöre und melodische Gesänge, Double-Bass Gewitter, entspannter Swing, Klaviertupfer, atmosphärisches Piepsen, rasende Gitarren, Streichergeschwurbel, Texte auf Englisch und Französisch – und das waren erst die beiden ersten Stücke! Auch im weiteren Verlauf geht der muntere Reigen abwechselnd intensiv prügelnd und in melancholischer Gothicseligkeit schwelgend weiter, hastet von Höhepunkt zu Höhepunkt und kümmert sich ganz generell einen Dreck um Genrebezeichnungen. Ist das noch Black? Death? Progressive? Blogresseath? Es ist gar nicht so einfach einen klaren Kopf zu behalten in dem tosenden Tumult aus Lärm und Schönklang, in dem auch schon mal wie bei PINK FLOYD entfernte Sirenengesänge locken oder sich Keyboardarpeggien in den Himmel schrauben, vor allem auch, weil die Band nur selten den einfachen Weg von Strophe und Refrain einschlägt: Selbst das nicht einmal drei Minuten kurze „Until Death Desire“ wartet noch mit einem überraschenden, schnellen Mittelteil auf und die vollkommen souveränen Inseln des beinahe siebenminütigen „And Silence“ werden nur von einem stets wiederkehrenden elektronischen Motiv aus Glocken und Flächen zusammengehalten. Trotzdem macht das alles Sinn und zwar nicht erst in einer Paralleldimension, sondern bereits im hier und jetzt, ist niemals Kunst um der Kunst willen.
Es versteht sich von selbst, dass ein derart verschwenderisches Geschoss auch in Sachen Design keine kleine Brötchen backt und das von Steve „Zuul“ gestaltete Booklet ist mit eindringlichen Musikercollagen und Fetischfotos eines der aufwendigsten und gelungensten der letzten Zeit. Seit ihrem ersten Werk sind DESTINITY in fünf Jahren des Abrackerns abseits medialer Berichterstattung zu einer beeindruckenden Einheit aus Inhalt und Form geworden, vorangetrieben durch einen Motor aus Hass, zusammengeschweißt durch eine gemeinsame Vision. Mit diesem Album sollten die bescheidenen Jahre für sie endgültig vorbeisein.
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.