
Artist | DESTROPHY |
Title | s/t |
Homepage | DESTROPHY |
Label | VICTORY |
Leserbewertung |
Es gibt sicherlich schmalere Grade als den zwischen Mainstream und ehrlicher Musik, trotzdem sammelt sich die Mehrheit deutlich entweder auf der einen oder der anderen Seite. DESTROPHY dagegen stellen sich erfolgreich breitbeinig mitten drauf und scheinen sich eventuell aufkommenden Winden nicht beugen zu wollen. Im Jahre 2002 gegründet liefern sie nun via Victory Records ihr selbstbetiteltes Debüt ab und schlagen damit gekonnt den Bogen von Metal über Rock bis hin zum Pop.
„Send in the wolves“ als Opener bedient dabei anfangs eher die Rockfraktion. Rumpelnder Bass und der reibige Gesang von Bandgründer, Sänger und Gitarrist Ari entfesseln eine staubige Rocknummer mit tollem Ohrwurm-Refrain zum mitgrölen. In gleicher Güteklasse befindet sich auch „Arms of the enemy“. Drückende Drums und schwere Gitarren treffen auf bedrohlichen Flüstergesang, ehe der Chorus dann hymnenhaft erklingt. Die Stimme von Ari überzeugt nicht nur dabei vor allem durch hohe Vielseitigkeit, bei „Pray“ beispielsweise gelingt es ihm mit ihr eine herrliche Melancholie zu erzeugen. Überhaupt sind DESTROPHY wahre Meister im Kreieren von Atmosphäre und schaffen es wie unter anderem bei „This is not my life“ durch den facettenreichen Gesang und imposante Untermalung mit Streichern oder ähnlichem bestimmte thematische Stimmungen, wie bei diesem Stück Verzweiflung, zu transportieren. Ebenso verlieren sie sich aber nicht völlig in Gefühlsduseleien und kommen an den richtigen Stellen auch einfach mal direkt auf den Punkt. Der Theme-Song „Reconnect“ von TNA-Wrestler Jesse Neal beispielsweise schmiedet ein ganz heißes Eisen und bietet pures Metall. Eine sehr straighte Komposition mit wummernden Saiten und einem Hauch der alten Metal-Schule. „March of the dreamless“ treibt man das dann noch absolut auf die Spitze und fetzt nach kurzer Anfangssequenz in reinster Power Metal-Manier los. Blitzschnelles Drumming trifft auf spitzes Riffing und entsprechenden Gesang – ein Hammer, der einem da entgegen bläst! Als krasses Gegengewicht stellt man dann mit „The way of the world“ eine Ballade, wie sie fast von einer Boygroup hätte kommen können – doch dafür bräuchte es ein weit höheres Maß an Kitsch. Der fehlt hier, dafür gibt es eine Prise Metal und sorgt so für einen absolut perfekten Song mit tollem Solo; einen Übersong, der einen von den Füßen reißt und davon schweben lässt! Nicht ganz so ruhig, dafür aber ähnlich gefühlvoll gibt sich dann „Why I hate goodbye“ mit viel Klargesang und Klavier-Untermalung, der im Refrain dann wieder sehr poppig ausfällt, ohne jedoch zu schmierig zu wirken – man weiß die Proportionen stets erstaunlich gut zu verteilen. Am Ende pumpt sich der Titel dann noch mit Shouts und Abgeh-Rhythmus in die Herzen der Freunde des Nackensports. Mehr Schreigesang, den der gute Ari ebenso beherrscht, findet sich dann bei „Rise of the overman“ oder „Monarch“, das fast schon Anleihen von FEAR FACTORY oder THE MERCURY ARC annimmt.
Eine große Bandbreite, die das Quartett aus Iowa da bietet – und man kann sich kaum entscheiden, welches Gewand ihnen am besten steht. Typischer Wiedererkennungswert entsteht so nicht, dafür aber auch keine Langeweile bei den elf Klangwerken mit einer Gesamtspielzeit von fast 40 Minuten. Die Mischung des gut produzierten Sounds von DESTROPHY aus Rock, Metal und Pop ist nun nicht gerade neu, dafür aber fast schon innovativ ihr Umgang damit. Coole Gesangspassagen und emotionale Breaks geben sich die Klinke in die Hand und alle sind sie herzlich willkommen. Ein enorm facettenreiches Album, das allerdings die Frage aufwirft, wo DESTROPHY denn nun hinwollen. SHINEDOWN, SALIVA, AVENGED SEVENFOLD und BUCKCHERRY waren neben einigen anderen schon ihre Tourpartner und irgendwo dort findet auch dieser Vierer seinen Platz. Man lässt sich viele Wege offen – es würde einen aber auch nicht wundern, wenn man bei dem nächsten Werk schon auf einem der möglichen Stühle Platz nimmt, anstatt wie heuer weiter dazwischen stehen. Für den Moment aber können aufgeschlossene Hörer eh kaum den Hintern still halten…
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