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DIAMANDA GALAS - La Serpenta Canta

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Artist DIAMANDA GALAS
Title La Serpenta Canta
Homepage DIAMANDA GALAS
Label MUTE RECORDS
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Ist dies der Beginn einer neuen kreativen Ara? Zum zweiten Mal nach dem 1984’er Werk „Plague Mass“ beendet DIAMANDA GALAS einen mehrjährigen Hiatus von der Plattenindustrie, damals waren es sogar ganze sieben Jahre, in denen sie dem ewigen Verwertungskreislauf aus Konzerten und Platten entsagte. Jetzt gleich zwei neue Doppel-CDs, fordernd wie immer, doch trotz der langen Abwesenheit frisch und vielversprechend. Während „Defixiones, Will and Testament“ die Massenmorde an Armeniern, Assyrern und anatolischen Griechen zwischen 1914 und 1923, beziehungsweise die zielgerichtete Politik des Vergessens, anprangert, ist „La Serpenta Canta“ das musikalische Reisebuch der letzten Jahre, versammelt Auftritte aus 1999-2002, aus so unterschiedlichen Orten wie „Joe’s Pub“ und dem Opernhaus in Sydney.

Da haben wir es also: Die GALAS ist jetzt also Kulturgut, nicht gänzlich überraschend freilich – durften doch schon die EINSTURZENDEN NEUBAUTEN mal fürs Goethe Institut ihre dekonstruktiven Rituale auf die Bühne bringen – und auch nicht gänzlich unrechtmässig. Denn obwohl sie den Blues und die Ballade als Ausgangspunkt nimmt, wird das U in U-Musik hier sehr, sehr klein geschrieben und mit anderen Stars am Klavier wie ELTON JOHN oder BILLY JOEL hat die US-Griechin höchstens das Instrument gemein. Auf der ersten dieser beiden CDs wird das ganz besonders deutlich, Piano und Tape malen dunkle Schatten an die Wand, während sich GALAS’ Stimme auf Reise begibt, wobei die Parameter der Improvisation weniger Melodie und Harmonie, sondern vielmehr Klang und Rhythmus heissen, Worte werden zerlegt, zerdehnt, geschluckt und geschrien, bekommen eine neue Bedeutung oder werden auf ihren Ursprung zurückgeführt. In der zehnminütigen Bearbeitung von „Burning Hell“ aus der Feder John Lee Hookers wühlt sie solange im Material, bis der Nihilismus des Originals in blinde Todesangst umschlägt, Ornette Coelmans „Lonely Woman“ wird gar als Ambient-Track interpretiert – dies sind schon längst keine Cover mehr. Das leichtverdaulichste Stück kommt ironischerweise aus eigener Feder: „Baby’s Insane“ (von „The Sporting Life“) wird als „really sweet song“ angekündigt, GALAS erzählt vor dem Stück, ein Kritiker aus San Francisco habe ihr nach einem Konzert dafür eine schlechte Kritik verpasst, nur um 4 Minuten später nach tobendem Beifall zu konstatieren: „Fuck him!“. CD Nummer zwei ist songorientierter, „My World is empty without you“ noch bedrohlich, doch „At the dark end of the street” schon beinahe rührend. Noch einmal “Burning Hell” zum Schluss, der Kreis hat sich geschlossen.

Wer hier nichts neues heraushört, hat nicht hingehört – die Mittel sind die selben geblieben, die Resultate klingen aufregend und visionär. Dieses Album ist kein Neubeginn – es dokumentiert eine kreative Ara, die den Meisten verwert blieb. Auch wenn man es nicht immer wahrnimmt: Irgendwo singt die Schlange immer.

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