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DIARY OF DREAMS - (If)

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Artist DIARY OF DREAMS
Title (If)
Homepage DIARY OF DREAMS
Label ACCESSION
Leserbewertung
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7.4/10 (23 Bewertungen)

Ein neues DIARY OF DREAMS Album ist immer etwas ganz Besonderes (für mich). Damit meine ich nicht nur die neuen Songs, sondern auch das ganze Drumherum. Und dass auch das an einem Freitag, den 13. erscheinende Werk mit dem schlichten, aber neugierig machenden Namen „(If)“ wieder in Richtung Gesamtkunstwerk geht, beweist die vor mir liegende schwarze Box der limitierten Version. Vorsichtig befreie ich diese von der Folie und halte die edel aufgemachte Doppel-CD-Klappbox in meinen Händen. Das Cover ziert eine halb geöffnete Hand, die sich einem entgegenstreckt. Die wunderschönen und stimmungsvollen Fotos des 48-seitig starken Booklets stammen von Annie Bertram, die auch die Bilder zum letzten Album „Nekrolog 43“ fotografiert hat. Ansonsten ist das Cover im typischen DIARY-Stil aufgemacht. Dazu gehören die dicke schwarze Umrahmung des Coverbildes, die Schriftart des Bandnamens oben und der Titel des Albums unten. Schlicht und einfach leitet dieser in die voneinander getrennten Einzelstücke über. Dieses Mal gibt es kein reißerisches Cover oder Konzeptalbum. Adrian Hates und seine Bandkollegen Gaun:A/ D.N.S kombinieren bewährte typische Stilmittel mit neuen Elementen, wobei die Handschrift aber immer zu erkennen ist. Noch bevor ich die CD einlegen kann, freue ich mich über die Verpackung der beiden Scheiben, die Fotos darunter und immer wieder über das Booklet, welches doppelseitige Fotos und die Songtexte enthält. Die beeindruckende Nachbearbeitung der Fotos und deren surreale Wirkung ist wieder Ingo Römling von Monozelle zuzuschreiben.

Unter gespanntem Weiterblättern und wachsender Verzückung findet die CD endlich den Weg in meinen Player und die ersten Klänge von „The Wedding“ ertönen. Die Bilder des Videos spielen sich automatisch in meinem Kopf ab. Leise Keys, die dichter und lauter werden, brachiale Gitarren und wuchtige Drums kombiniert mit den tiefen Klängen des Kontrabasses, dazu Adrians tiefe und dunkle Stimme. Trotz gespaltener Stimmen, die dem Video Klischeehaftigkeit anlasten, empfinde ich es als absolut künstlerisch und perfekt produziert. Die stimmige Location, der Sound, die Bilder, die Outfits, sowie Mimik und Gestik reihen sich in ein perfektes Gesamtbild. Wer das Video kennt, weiß auch zu wem die Hand auf dem Cover gehört. Model Angelique spielt die Braut in dem Video und ist Teil der Fotostrecke. Der nächste Titel „Requiem 4.21“ beginnt mit leisen Piano-Klängen und kurz danach ertönt Adrians Gesang so durchdringend, dass ich ganz starr sitzen bleibe und lausche. Der Refrain berührt noch mehr und man hat das Gefühl, in etwas sehr Persönliches und Intimes einzudringen. Melancholische, durchdringende Piano-Klänge, verzerrte Gitarren und nur dezente elektronische Samples untermalen den vordergründigen und weichen Gesang. Ein Portraitfoto im Booklet zeigt Adrian mit abweisendem, aber auch traurigem Blick. Ein Stück das berührt und jedem, der schon einmal Abschied nehmen musste, die Tränen in die Augen treiben wird.

In eine ganz andere Richtung geht „Odyssey Asylum“ mit E-Gitarren und tanzbaren elektronischen Klängen. Der Gesang klingt anmutig und sanft und lässt mein Herz hüpfen. Der Refrain „Please let the Rain fall down on me, Please let me feel the miracles of life” ist eingängig, sehr melodiös und die harmonischen Klänge des Klaviers schmeicheln sich in mein Ohr. Hier interpretiere ich den Wunsch nach innerem Frieden und der Sehnsucht das Leben genießen zu können. „Poison Breed“ dagegen scheint von Enttäuschung zu handeln. Enttäuschung über Gefühle, Lügen und ganz allgemein der Menschheit. Hier klingen die E-Gitarren ganz dominant und das Stück strahlt in seiner Gesamtheit etwas Frisches und Neues aus. Das dazugehörige Foto im Booklet zeigt Adrian mittig und rechts und links neben ihm Gaun:A und D.N.S. verschwommen, nahezu Geisterhaft. Etwas sperriger eröffnet sich für mich „Wahn?Sinn!“, wo die nicht unbekannte Art, mit Wörtern und abschließenden Satzzeichen zu spielen, wieder aufgegriffen wird. Ergibt Wahn = Sinn? Was bedeuten die Wörter im Einzelnen und zusammengesetzt? Was wird hier kritisiert und warum wird zur Revolution aufgerufen? Es gibt unzählige Möglichkeiten der Interpretation, aber genau das soll der Hörer auch tun. Der Gesang wirkt kalt, der Sound aggressiv und wenig melodisch, aber aufrüttelnd. Gegensätzlich dazu erscheint die einfühlsame und fesselnde Ballade „The Colors of Grey“, die durch feine Instrumentierung, ein besonderes Klavierspiel und warmen Gesang hervorsticht. Ein potentieller Live-Kracher ist auf alle Fälle „Choir Hotel“. Ausdruckstark mit prägnantem Refrain und schnellen, tanzbaren Beats fällt es mir schwer, ruhig sitzen zu bleiben. Ähnlich wie in „The Chain“, wo E- und Akustikgitarren, sowie hart platzierte Drums für rockigen Sound sorgen.

Adrians Stimme klang noch nie besser als auf diesem Album. Weitaus elektronischer und treibend geht es in „King of Nowhere“ zu und auch der Gesang wird wieder weicher. Thematisiert werden Zweifel, Entscheidungen und daraus entstehende Konsequenzen. Wieder anders, sehr verletzlich, fast flüsternd klingt Adrians Stimme in „21 Grams of Nothing“. Zusätzlich entsteht durch die dramatische Instrumentierung eine geheimnisvolle und mystische Wirkung. Langgezogene, schleppende E-Gitarren, Akustikgitarren und sphärische elektronische Elemente lassen bei „Mind over Matter“ Bilder in meinem Kopf entstehen. Ein DIARY OF DREAMS Album endet immer mit einer Ballade, so auch hier mit „Kingdom of Greed“. Sie beginnt mit den verzerrten und tief gesprochenen Worten „Beauty“ und „Guilty“. Die Instrumentierung, sowie die unheimlich nah wirkende und markante Stimme verursachen eine fast beklemmende Wirkung und gehen tief unter die Haut. Hier endet die reguläre Version, welche mit einem 24-seitigen Booklet bereits gut ausgestattet ist. Ich rate jedoch jedem noch schnell zuzugreifen, um das limitierte Paket zu ergattern, denn hier gibt es mit „G(if)t“ (dt. Geschenk) noch 4 weitere Songs. Darunter das sperrige „Momentum“, welches sich langsam entwickelt. Weiterhin folgt mit „Regicide“ wieder ein schnelles und tanzbares Stück im dominanten E-Gitarrensound und auch „The Saint“ ist tanzbar, aber wieder weitaus elektronischer. Das balladeske „Never tell the Widow“ entfaltet seine verzaubernde Wirkung bei der man einfach die Augen schließen und der weichen Instrumentierung, sowie dem leisen emotionalen Gesang lauschen möchte.

Total fasziniert und verliebt in das Album entdecke ich trotz unzähligen Hörens immer wieder neue Dinge, die mich mitreißen. Eins steht fest: DIARY OF DREAMS haben es wieder geschafft, sich mit beeindruckendem Herzblut und liebevollen Details in jeglicher Hinsicht selbst zu übertreffen.

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