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DIE KAMMER - Season 1: The Seeming and the Real

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Artist DIE KAMMER
Title Season 1: The Seeming and the Real
Homepage DIE KAMMER
Label DELICIOUS RELEASES
Leserbewertung
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7.3/10 (10 Bewertungen)

Da ist mir dieser Tage doch glattweg eine Art Projekt-Scheibe voller Rock- und Metal-Balladen auf den Tisch gepurzelt. Völlig unerwartet, völlig satter Sound, völlig voller Dröhnung fürs Ohr. Es ist das Projekt DIE KAMMER von Matthias Ambré und Marcus Testory. Während Ersterer Gitarrist und Produzent der Frankfurter Gothic-Formation ASP war, zeichnete Zweitgenannter verantwortlich für das schwarze Kammerorchester CHAMBER. Beide hatten bereits Jahre zuvor gemeinsam musiziert und Projekte bestritten. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, dass sie ihrem Wunsch nachkommen konnten: feinfühlige, schöne Lieder, aufs Wesentliche reduziert und in bewährter Singer-Songwriter-Tradition. Es entstanden handgemachte Songs, mal melancholisch und morbide, mal augenzwinkernd und sarkastisch. Da wundert es nicht, dass ihre Musik songwriterisch an manchen Stellen wie LEONARD COHEN klingt. Der Name des Projekts DIE KAMMER wählten die beiden als Hommage an die Formation CHAMBER L’ORCHESTRE DE CHAMBRE NOIR, deren akustische Tradition sie fortführen möchten. Außerdem ist die Kammer für beide „ein Ort, der Nähe und Geborgenheit bietet, an dem man sein kann, der man ist und der trotzdem genug Platz lässt für große Visionen.“

Der Opener mit „The Orphanage“ scheint zunächst düster zu sein, bekommt dann aber einen Drive, der den Hörer nicht mehr los lässt. Hier wird das Thema DIE KAMMER als erstes aufgegriffen und aufgezeigt, dass diese ein Ort ist, an dem man sich zu Hause fühlen kann. Die Bass-Stimme des Sängers und Gitarristen Testory tut ihr Übriges dazu. Tief, knarrend, brummig, bis sie zu voller Kraft erwacht. Dies übrigens nicht nur beim Opener. Auch bei „Fate/ Illusion“, das zwar einen geringfügig schnelleren Rhythmus aufweist, dennoch eher balladesk wirkt. Im sanften „Labyrinths Of Despair“ nehmen neben den Gitarren die Streichinstrumente das Zepter in die Hand, bis hin zum großen Orchester mit Blasinstrumenten. Dabei sei nebenbei bemerkt: Die Dankesliste der beiden Musiker liest sich wie das Who-Is-Who der Branche (z. B. Aline Deinert – NEUN WELTEN, Benni Cellini – LETZTE INSTANZ, u. v. m.). „Black As Coal“ ist ein maroder, nach Franz-Kafka-Horrorromanen klingender, sich schleppender Song, der zwischendurch mit einer stimmigen Melodie überrascht. Rockig schnell schließt sich „Riding The Crest“ an, bleibt aber immer ein Songwriter-Track, aber einer, der das Bein sofort mitschwingen lässt. Zum Träumen lädt dann „A Backward Glance“ ein, inklusive eines Erinnerungsfetzens an Woodstock. Immer wieder werden die harmonisch klingenden Teile eines Songs von Dissonanzen in das Untergründige gezogen. So auch bei „Singing: Surrender“. Doch danach erfolgt quasi als Wiedergutmachung mit sanften Gitarren das Lied „The Grand Graveyard Of Hope“, das mich am stärksten an LEONARD COHEN erinnert, selbst als die Macht des Orchesters voll durchbrach und seine Message hinausspie. Die Streicher eröffnen „Final Days“, bis die Gitarren den schnellen Part übernehmen und ein wohliger volksmusikähnlicher Takt zum Tanz aufruft. Den Abschluss bildet „The Painter Man’s Spell“, was leicht countrymäßig daherkommt. Die Lyrik wird zum größten Teil erzählt, während die Musik sanft stimmt, klingt, zirpt, fiept. Dann mit dem Refrain geht der Song zum „Schunkeln“ über.

Ungewöhnliche Arrangements mit dem Einsatz außergewöhnlicher Instrumente und Rückgriffe auf Klassik und Folk zeichnen die Balladen dieses Albums aus. Kräftiger Sound, taffe Stimme. Wer Balladen mag, der liegt mit dieser Scheibe nicht falsch.

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