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DIORAMA - Amaroid

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Artist DIORAMA
Title Amaroid
Homepage DIORAMA
Label ACCESSION RECORDS
Leserbewertung
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7.8/10 (6 Bewertungen)

April 2001. Die Rezensentin zieht in eine Zweiraum-Wohnung in Bielefelder Stadtmitte. Auf dem Parkettboden stapeln sich flache Pakete mit dem Schriftzug des bekannten schwedischen Einrichtungshauses. Ohne jegliche Vorkenntnisse bezüglich des Möbelzusammenbauens und nur mit einem Schraubenzieher bewappnet, schlägt sie sich einsam und wacker gegen die bösen Lacks, Ektorps und Billys dieser Welt. Ihr einziger Begleiter in den tristen Tagen des Einzugs: DIORAMA. Das Album heißt „Her Liquid Arms“ und ist gerade auf dem Label von Adrian Hates (DIARY OF DREAMS) namens Accession Records erschienen. Eine rein musikalische Liebe auf den ersten Ton entsteht. „HLA“ war damals übrigens nicht das Debütalbum der Band, das kam nämlich bereits Ende 1999 und hieß „Pale“, aber für mich war DIORAMA anno 2001 zweifellos eine kleine auditive Offenbarung. Seitdem gehört die Band auch zu meinen absoluten Favoriten und so fand ich das 2002er Release „The Art Of Creating Confusing Spirits“ dementsprechend herrlich vielseitig, innovativ, ja gelungen gewagt – experimentell.

Drei lange Jahre musste ich auf die neue Scheibe „Amaroid“ warten, doch bereits die ersten Takte vom Opener „Logic Friends“ ließen keine Zweifel zu. Verdammte Scheiße, ja das Warten hat sich gelohnt!!!! Irgendwie ist es schon schier unglaublich, wie sich die Band um den Mastermind Torben Wendt von Album zu Album entwickelt hat. Sowohl in musikalischer, aber auch personeller Hinsicht. Angefangen als One Man Projekt, wuchs sie zu Zeiten von „HLA“ zum Duo, um mit dem „The Art Of Creating Confusig Spirits“ als Trio zu fungieren. Beim vierten Album lief anscheinend das bekannte Expansionsmuster ab. Siehe da: DIORAMA wurde zum Quartett; dessen Macher und kreativer Kopf ist natürlich weiterhin der begnadete Keyboarder und Sänger Torben Wendt. Mit dabei Bernard Le Sigue am Bass, Sash Fiddler am Gitarre und Felix Marc, der Co-Produzent, Sänger und ebenfalls Keyboarder. Von Album zu Album wuchs auch der Klangkosmos der Band. Von melancholisch – ruhig, tanzbar rhythmisch, bis experimentell elektronisch. Mit jeder Veröffentlichung sprengte DIORAMA die gängigen Grenzen des Genres.

„Amaroid“ besitzt eine ausgefeilte Produktion, die Scheibe wurde, man höre und staune, in fünf verschiedenen Studios aufgenommen und abgemixt. Und diese Qualitätsarbeit hört man ganz deutlich auf der CD heraus. In Zeiten, wo ein Album binnen Wochen auf einem Heimcomputer entsteht, ist es eine erfrischende, zum Nachamen empfohlene Sache. An neuen Ideen scheint es Herrn Wendt in der Tat auch nach sechs Jahren künstlerischen Treibens nicht zu mangeln. Das beweist er z.B. in „The Girls“, das für die „alten“ DIORAMA“ viel zu heftig klingt und somit wahrscheinlich das größte Dancefloor Hitpotential auf der Scheibe besitzt. Aber auch so manche bandtypischen ruhigen Stücke erscheinen wohl in einem neuen Licht. Meine Favoriten: das etwas pathetisch-melancholische „Someone Dies“ und das grandiose „Random Starlight“, das sich, ich schwöre es, vom Gesang her an manchen Stellen ein wenig wie der alte David Bowie anhört. Eine kleine Überraschung bildet auch zweifellos „Unzerstört“, eine Ballade auf Deutsch, die von einer großen Freundschaft zwischen Torben und Adrian H. zeugt. Kurzum, ein perfektes DIARY OF DREAMS Stück auf dem DIORAMA Album. Das nächste Lied stellt wiederum einen optimalen Übergang dar. Zwischen den englischen Textzeilen wurden nämlich ein paar deutsche Sätze eingeflochten. Das ganze fast nebenbei, fast nicht wahrnehmbar.

Doch damit endet der musikalische Ohrenschmaus bei weitem nicht. Es folgt „Odyssey Into The Vacuum“, eins der ausdruckstärksten Stücke auf der Scheibe. Und auch wer richtig zuhört, der errät es sowieso nicht, dass in dem letztem Track „Two Boats“ Liv Tyler zu hören ist. Allerdings eher kurz, und vor allem rückwärts.

Abschließend bleib es mir zu sagen, dass „Amaroid“ ein großartiges, sehr gut produziertes Album geworden ist. Soviel Kreativität hätte ich zum 20- jährigen Bandjubiläum gerne einem gewissen berühmten deutschen Darkwave Duo für ihr aktuelles Album gewünscht. Und noch ein Pluspunkt von „Amaroid“: das wunderschöne, aufwändig gestaltete Artwork des CD Booklets, was das Vergnügen perfekt macht. Future Pop ist tot! Es lebe DIORAMA! Für mich bis jetzt das Beste, was ich dieses Jahr gehört habe.

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