
Artist | DØDHEIMSGARD |
Title | Supervillain Outcast |
Homepage | DØDHEIMSGARD |
Label | MOONFOG |
Leserbewertung |
Eins vorweg: Das Album ist komisch, doch zunächst ein kleiner Rückblick: DØDHEIMSGARD aus Norwegen debütierten 1995 genau in der Blütezeit des norwegischen Black Metals mit „Kronet Til Konge“, einem lupenreinen Black Metal Album, welches wohl auch dadurch bedingt, dass Fenriz (DARKTHRONE) den Bass einspielte, direkt einiges an Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Dieses Debüt ist auch im Rückblick heute noch phantastisch, vor allem weil es unglaublich rotzige Punk-Riffs verband mit einer bis dato niemals im Metal gehörten „isolationistischen“ Stimmung, für die vor allem Gitarrist und „Sänger“ Aldrahn sorgte, der eben nicht wie andere nur Rumkeifte, sondern klar akzentuiert, hasserfüllt und dennoch nicht von dieser Welt seine misanthrophen, norwegischen Texte ins Mikrofon schrie. Das gleiche tat er dann kurz darauf noch bei dem berüchtigten Allstar-Projekt ZYKLON B, auch hier war das Ergebnis beeindruckend. DØDHEIMSGARD veröffentlichten dann (ohne Fenriz) noch ein Album und eine EP, die jedoch beide nur guten norwegischen Black Metal Durchschnitt boten. Während dieser Zeit verdingte sich Vicotnik (Gitarrist, teilweise Schlagzeug und Gesang), die wohl eigentlich treibende Kraft bei DØDHEIMSGARD, auch noch bei VED BUENS ENDE, bei denen er zusammen mit ULVER-Musikern seinen Hang zum surrealen, leicht VOIVOD beeinflussten Düster-Metal noch stärker ausleben konnte. Von DØDHEIMSGARD erschien dann schließlich 1999 noch einmal mit „666 International“ ein echtes Hammeralbum, welches jedoch aufgrund seiner Modernität bei traditionalistischen Black Metallern einen schweren Stand hatte. Jenes „666 International“ ist trotz der etwas bemüht wirkenden SLIPKNOT-Ästhetik nicht zu unterschätzen, im Grunde ist es ein Werk, welches die Raffinesse früher ARCTURUS verband mit einem futuristischen Elektro- Death/ Black Metal Stil, der damals in Norwegen noch recht wagemutig war und zu dem sie heute in Norwegen fast alle ein bisschen übergelaufen zu sein scheinen. Kurz, „666 International“ war ungeheuer vielschichtig und ist bis heute ein noch nicht vollständig entdecktes Kleinod. Nun 8 Jahre später ist alles anders, DØDHEIMSGARD waren wohl zwischenzeitlich aufgelöst, vom Original Line-Up ist nur noch Vicotnik, der sich jetzt „Mr. Fixit“ nennt, übrig, außerdem heißen DØDHEIMSGARD nun (zusätzlich) DHG. Seine neuen Mitstreiter setzen sich aus alten Mitgliedern der seltsamen Experimental Black-Doom Metaller PARADIGMA zusammen (an sich durchaus gut zum bisherigen DØDHEIMSGARD-Kosmos passend). Als neuer Sänger fungiert ein Engländer namens „Kvohst“, der mit Vicotnik auch schon bei CODE musizierte.
Um es kurz zu machen, das Album ist eine Enttäuschung. „Supervillain Outcast“ bemüht sich durchaus, direkt an „666 International“ anzuknüpfen, d.h. es wird mehr oder weniger versucht den Hörer mit dem gleichen Hybryd aus Elektro, surrealen VOIVOD-Riffs und aggressivem Black/ Death Metal zu verzaubern, allein das Songwriting ist schlicht viel einfallsloser und eindimensionaler als vor sieben Jahren. Besonders bitter wirkt sich der Verlust von Aldrahns phantastisch aggressiver und variabler Stimme aus, Kvohst gröhlt einfach nur wie ein besoffener Hooligan, immer auf gleicher Tonlage, sehr schwach! Selbst die besseren Momente des Albums wirken wie ein müder VED BUENS ENDE-Abklatsch, die Originalität von „666 International“ wird nie erreicht. Okay, Vicotnik ist ein schlauer Fuchs, wer dieser Mischung aus surreal-verträumten Riffs und Aggressivität verfallen ist, wer VOIVOD und VED BUENS ENDE mag und sich das gemischt mit moderner Aggression a la MESHUGGAH oder FEAR FACTORY vorstellen kann, könnte auch an „Supervillain Outcast“ gefallen finden. Ich messe das Album jedoch an „666 International“ und da unterliegt es nun mal in allen Belangen. Doch halt, ganz am Ende folgen drei, vier Stücke, die die Qualität des Vorgängers haben, vor allem das letzte Stück „20th Century Evil“ kann durch seine kommerziell-eingängige und dennoch dämonische Attitüde überzeugen. Danke dafür, das ist der Beweis, dass man auf die Machenschaften von Vicotnik weiterhin gespannt sein darf, immerhin gibt es auch von VED BUENS ENDE wieder Lebenszeichen!
Fazit: Wüsste man nicht, dass Vicotnik in der Vergangenheit an stilistisch ähnlichen, aber viel beeindruckenderen Alben beteiligt war, wäre man begeistert, so krankt DHG anno 2007 an der Geschichte, die ihnen vorausging. Comeback leider nur halbgelungen und es bleibt am Ende die Frage, was macht eigentlich Aldrahn? Der hat nämlich (leider) keine neue Band.
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