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DÜREFORSÖG - Engine Machine

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Artist DÜREFORSÖG
Title Engine Machine
Homepage DÜREFORSÖG
Label KOOLARROW RECORDS
Leserbewertung
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Einer kleiner Schock erwartete mich gleich zu Anfang: Auf dem Foto auf der Rückseite des Booklets waren vier Jungs beim Abräumen eines mit Tassen und Tellern vollgestellten Küchentisches abgebildet und Einer von ihnen sah mir zum Verwechseln ähnlich. Aufgeregt erwartete ich bereits die sehnsüchtigen Autogrammwünsche schwerverliebter weiblicher Anhänger dieser Band und kleine Zettelchen mit Treueschwüren, mir heimlich in der Disko zugesteckt. Ohne Bohlen zum Popstar – ein Traum würde endlich wahr!

Ganz so wie ich mir das zunächst ausmalte, kam es dann doch nicht, denn als ich nach einem halbstündigen Traum, in welchem ich bereits bei Kerner Interviews gab und während des Auftritts von WESTLIFE bei „Wetten Dass…?“ ungeniert mit Barbara Schöneberger auf der Couch flirtete, wieder aufwachte, stellte ich fest, dass ich diese Veröffentlichung noch nicht vollständig begutachtet hatte, denn wie ich zunächst überrascht, dann doch ein wenig irritiert feststellte, hatte man der Plastikbox noch eine CD beigelegt – sollte es hier ausser Ruhm etwa noch um Musik gehen, um Kunst gar? Da die gute Stimmung nun aber ohnehin schon verhunzt war, nahm ich die JEANETTE BIEDERMANN Single zu dem mordsmässigen „Rockin’ on Heaven’s Floor“ aus dem Player und legte „Engine Machine“ ein. Und verblasste. Statt eingängiger Beats gab es verqueres Gedrumme, statt fröhlicher Melodien abwechselnd gelangweiltes Genöle oder die Imitation einer hysterischen Tunte. Nur die Texte gingen in Ordnung, denn die waren einfach und irgendwie lustig, fast wie früher bei TRIO: „All I have on my left hand/ I could use on my right hand/ And all I have on my right hand/ I could use on my left hand“. “Nothing at all” und “Get on land” hatten gute Refrains, aber auch zu viel komische Geräusche im Hintergrund, als sei jemand unentwegt dabei, im Radio einen Sender zu suchen. Nach dem weichen Bass am Ende von „A Racetrack“ wurde die Musik dann immer seltsamer, die Stücke stets länger, die drei abschliessenden dauerten zusammengenommen eine halbe Stunde. Die letzten zehn Minuten bestanden nur noch darin, dass jemand seine Gitarrensaite stimmte und im Hintergrund Bass und Schlagzeug rumorten. Wütend schmiss ich die Hülle in die Ecke und begrub mein Gesicht im Kissen, in welches ich heisse Tränen der Enttäuschung schluchzte. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen.

Ein paar Wochen später entdeckte ich auf dem Schreibtisch meiner neuen Freundin, einer Intellektuellen und Politologie-Studentin, eben jene CD, die mir noch vor kurzem so viel Kummer bereitet hatte. „Das ist eine neue Scheibe auf dem Kool Arrow-Label von Billy Gould, Ex FAITH NO MORE. Eine wirklich intelligente Platte mit einer ganz eigenen Atmosphäre!“. Sie zeigte mir das Foto: „Hier, der sieht Dir ziemlich ähnlich!“. „Findest Du?“ erwiderte ich und zog die Augenbrauen hoch. „Nee, also find ich gar nicht!“.

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