Band Filter

DUNKELWERK - Troops

VN:F [1.9.22_1171]
Artist DUNKELWERK
Title Troops
Homepage DUNKELWERK
Label ALFA MATRIX
Leserbewertung
VN:F [1.9.22_1171]
10.0/10 (4 Bewertungen)

DUNKELWERK? Eigentlich eine perfekte Bezeichnung für eine abgefahrene Neofolk oder Ambient-Formation. 2ter Gedanke: Den Namen hast du schon irgendwann mal gehört und richtig, auf dem „Decoder 2.0“-Sampler (zusammengestellt von Johan Van Roy) fand sich bereits der Track „Die Sechste Armee“. Damals war ich doch etwas verwundert, dass sich nach FEINDFLUG noch jemand an das berühmte Sample „Alle 7 Sekunden stirbt ein deutscher Soldat“ gewagt hatte. FEINDFLUG wird auch im weiteren Verlauf dieser Rezension noch eine gewichtige Rolle spielen. Doch wer werkelt hier eigentlich im Dunkeln? Das bleibt etwas im Dunkeln, denn der gute Herr hat sich das Pseudonym „Losttrooper“ gegeben, auf jeden Fall ist es ein Deutscher, welcher mehr oder weniger von Cyrus (THE RETROSIC) entdeckt wurde. Und durch Letztgenannten kam auch der Kontakt mit den Belgiern Alfa Matrix zustande, eigentlich etwas ungewöhnlich, germanischen Endzeit Electro hätte man vielleicht eher bei Black Rain erwartet.

Thematisch gesehen nehmen fast erwartungsgemäß Erster und Zweiter Weltkrieg eine exponierte Stellung ein. DUNKELWERK sparen nicht mit entsprechenden Samples, die größtenteils auch sehr stimmungsvoll ausfallen. Trotz der klaren Absage an braunes Gedankengut dürften aber die Reden von Onkel Adolf wieder für einigen Wirbel in der Szene sorgen. Allerdings soll hier eigentlich auf die Sinnlosigkeit von Menschenschlachten hingewiesen werden, eine weitere Parallele zu FEINDFLUG, die hier ganz sicherlich die konzeptionelle Blaupause geliefert haben. Musikalisch gibt es allerdings schon einige Unterschiede: Während die bekannten Ostdeutschen ausschließlich instrumental zu Werke gehen, werden hier durchgängig Vocals eingesetzt, mal deutsch mal englisch. Eine gewisse Ähnlichkeit zu THE RETROSIC ist hier ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Der Herr Trooper singt rau und kehlig, aber unverzerrt. Hier gibt es meiner Meinung nach noch Verbesserungsbedarf, denn so richtig zünden will das „Gekrächze“ nicht immer. Dagegen sind die Rhythmen durchaus treibend und im Grunde auch tanzbar melodisch ausgefallen. Ein Song wie „Dresden“ enthält leichte Trance/ Future Pop-Anklänge und sorgt so im Verbund mit der weiblichen Stimme für ein recht eingängiges Erlebnis. Ich will nur hoffen, dass dieses Stück nicht in die falschen Hände fällt, wenn ich an gewisse politische Auswüchse zum Kriegsende-Jahrestag in der ostdeutschen Stadt denke. Aber wie heißt es so schön: „Use your brain and think about it“. „Sternensoldat“ wird von einer Art Sprechgesang dominiert und erhält dadurch einen getragen pathetischen Anstrich. „Die Schwarzen Jahre“ ist eher ein collagenartiges Stück, während „Underfire“ oder „Bastard“ wieder mehr in die stampfende Dark Electro Ecke tendieren. „Die Sechste Armee“ ist hier in einer „Uncut-Fassung“ enthalten und gehört ganz klar zu den Highlights der Platte. Gegen Ende versuchen sich auch noch PLASTIC NOISE EXPERIENCE und natürlich THE RETROSIC an Remixen. Wem die über 60 Minuten nicht reichen, der bekommt wie üblich bei Alfa Matrix noch die Option einer Limitierten Edition, randvoll mit 12 weiteren Tracks (Bearbeitungen u.a. von STEREOMOTION, HEIMATAERDE und der PATENBRIGADE:WOLFF aber auch eigenes Material).

Wenn ich ganz ehrlich bin, und das bin ich meistens, dann ist vorliegende CD doch recht zwiespältig in meinen Augen. Die musikalische Qualität erreicht in weiten Teilen noch nicht die Standards der Genre-Vorreiter, an denen man sich zwangsläufig messen muss. Der Gesang wirkt teilweise nervig, hier sollte sich der Projektleiter vielleicht mit einem Profi verstärken, und das benutzte Kriegsimage wirkt doch einigermaßen kalkuliert. Sicherlich gibt es starke Passagen und handwerklich geben sich DUNKELWERK keine Blöße, aber für ein Label wie Alfa Matrix doch ein erstaunlich durchschnittliches Release.

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

DUNKELWERK - Weitere Rezensionen

Mehr zu DUNKELWERK