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EAST CAMERON FOLKCORE - Kingdom of Fear

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Artist EAST CAMERON FOLKCORE
Title Kingdom of Fear
Homepage EAST CAMERON FOLKCORE
Label GRAND HOTEL VAN CLEEF
Leserbewertung
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10.0/10 (2 Bewertungen)

EAST CAMERON FOLKCORE sind ein Musiker-Kollektiv aus Austin/Texas, das aktuell aus neun bis zwölf Mitgliedern besteht – abhängig von Lust, Zeit und anderen Verpflichtungen der Einzelnen. 2013 debütierten sie hierzulande mit ihrer Langrille „For Sale“, auf der sie sich ziemlich wütend und kämpferisch zeigten – Eigenschaften, die sie auch heuer nicht abgelegt haben. Wenn die Ungerechtigkeit zum Himmel schreit, dann schreien EAST CAMERON FOLKCORE einfach zurück! Persönliche Befindlichkeiten und Belange des Individuums interessieren die Texaner dabei nur am Rande, ihnen geht es um das große Ganze, weshalb „Kingdom of Fear“ auch eine kritische Bestandsaufnahme unserer Welt im Jahr 2014 ist: Vom Überwachungsstaat zum Turbokapitalismus, vom Raubbau an der Natur bis zur Korruption in Wirtschaft und Politik, von ausbeutenden Chefs bis zu willkürlichen Polizisten.

Auch „Kingdom of Fear“ sollte man dabei als „großes Ganzes“ sehen. Im Vordergrund stehen nicht die einzelnen Songs, die nicht selten nahtlos ineinander übergehen, sondern die wesentliche Aussage, die hinter den 14 Tracks steht. Entsprechend funktioniert das Intro „What The Thunder Said“ als eine Art Ausblick auf das, was in den Hörer in der kommenden Stunde erwarten soll. Dabei sind die Lieder in vier Kapitel gegliedert, was besonders in der Doppel-Vinyl-Version seine volle Wirkung entfaltet. Den Anfang macht der „The Grand Illusion“-Part mit der eröffnenden Titel-Nummer „Kingdom of Fear“, die als heimeliger Folksong startet, zum rotzigen Gitarren-Rocker wird, um schließlich sphärisch-besinnlich zu enden. „The Joke“ übernimmt mit warmen, fast souligen Gesangsharmonien, die immer mehr Richtung Punk-Attitüde changieren, bevor das positiv-stimmungsvolle „969“ mit viel Drive in die Vollen geht. Der Blick „Through The Looking Glass“ wird vom aufrüttelnden „The Greater Fool“ eingeläutet, bevor sich das temporeiche „Fracking Boomtown“ mit der höchst umstrittenen Fördermethode beschäftigt, mit der man Erdgas aus tiefen Erdschichten gewinnt. In Texas ist das Fracking bereits allgegenwärtig. Es gibt Erschütterungen und Erdbeben, das Grundwasser wird durch Chemikalien verseucht und Wasserknappheit entsteht, die sich zu extremen Dürren ausweitet. Der „Modern Man“ schließt sich dem mit reduzierten Melodien an, die es bei aller Bescheidenheit jedoch nicht am nötigen Tiefgang fehlen lassen, ehe „When We Get Home“ den musikalischen roten Faden mit hymnischen Melodiefolgen fortführt. Kommen wir zum dritten Kapitel „The People Speak“, mit dem das Volk seine Stimme erhebt: „Protest Hero“ tut dies mit dezenten Frickeleien in einer folkigen Gemengelage, bevor „Our City“ unvermittelt und mit zunächst leisen Klängen an die Reihe kommt. Keine Frage, dass es bei dieser akustischen Bescheidenheit nicht bleibt und so erheben EAST CAMERON FOLKCORE auch an dieser Stelle ihre streitbaren Stimmen, die bei „Blackheart For A Beating Drum“ von jaulenden Sirenen begleitet werden. „Newspeak“ verlegt sich am Ende tatsächlich noch einmal auf vergleichsweise versöhnliche Töne, während das letzte Kapitel „Ship of Fools“ „Into Hells Sea“ ablegt. Einige Untiefen gilt es noch zu umschiffen, bis es schließlich „Goodbye To Fear“ heißt.

’Schmeiß’ die Angst einfach über Board und versteck’ Dich nicht im Privaten, sondern geh’ auf die Straße und kämpfe!’ heißt die EAST-CAMERON-FOLKCORE-Losung, denn Aufgeben und Resignieren sind keine Optionen! Die oftmals düsteren und schonungslosen Texte auf „Kingdom of Fear“ sind derweil in einem kraftvollen und absolut optimistischen Mix aus Punk, Folk, Blues, Gospel, Country und Rock und sogar ein wenig Klassik und R’n’B verpackt. Grenzen kennen die Südstaatler nicht und wenn sie auf welche stoßen, dann nur, um sie einzureißen. Das klappt ganz hervorragend, bedarf gleichzeitig aber auch der Aufmerksamkeit des Zuhörers – „Kingdom of Fear“ ist nämlich keine Platte für die beiläufige Beschallung, sondern ein Konzeptalbum, das mehr als nur ein wenig Augenmerk verlangt. Dafür gibt’s aber auch wirklich Hörenswertes auf die Ohren.

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