
Artist | EISBLUME |
Title | Ewig |
Homepage | EISBLUME |
Label | B1 RECORDINGS |
Leserbewertung |
Na, das nenne ich mal perfektes Marketing. Kaum kommt der Winter mit entsprechenden Minusgeraden auch in unsere Gefilde, veröffentlicht die Berliner Dunkel-Popband namens EISBLUME ihr zweites Album mit dem Namen „Ewig“. Hinter dem kalten Kristall verbirgt sich die 24-jährige Sängerin Ria Schenk, die gemeinsam mit ihrer vierköpfigen Band 2009 mit einer Coverversion der SUBWAY-TO-SALLY-Ballade „Eisblumen“ bekannt wurde. Zuvor waren EISBLUME bereits mit ICH + ICH gemeinsam auf Tour und dem schwarzen Publikum präsentierten sich die Hauptstädter u.a. gemeinsam mit LACRIMOSA.
Eine verträumte Piano-Melodie eröffnet den zweiten Silberling mit dem Opener „Für immer“ weshalb sogleich ein erstes Mal ob der schwermütigen Stimmung tief geseufzt werden darf. Die Nummer wird vom temporeichen Electro-Track „Ich kann dich sehen“ abgelöst, bevor beim melodramatischen „So weit war ich noch nie“ erneut die Welt in Schutt in Asche liegt und sich Sängerin Ria in einem süßen Wahn gefangen sieht. „Bis zum letzten Atemzug“ wird bei EISBLUME gekämpft und mir gefällt die etwas flottere Kampftechnik eindeutig besser als die Slow-Motion-Herz-Schmerz-Songs, bei denen das herzzerreißende Trennungs-Manifest „Ein Liebeslied“ mitsamt seinen Streichern wahrlich in den Untiefen menschlicher Einsamkeit fischt. Da tut es zumindest meinen Ohren gut, dass der Titeltrack „Ewig“ wieder etwas mehr Gas gibt. Wobei die Hauptstädterin auch hier nicht am Pathos spart und mit „Nimm sie mit“ umgehend wieder ihre schmachtende Seite zeigt. Aber immerhin hat die Dame auch gleich eine Antwort auf den Umgang mit dem bösen Trennungsschmerz parat: „Unzerstörbar“ heißt das vergleichsweise knackige Werk, das den bittersüßen Emotionen vom „Schlaflied“ folgt. Bei „Warten auf ein Wunder“ hängt der Himmel einmal mehr voller Geigen, bevor „Zweites Gesicht“ für ein paar krachende Gitarrenakkorde Platz macht. Freunde von WITHIN TEMPTATION und NIGHTWISH werden hier sicher auf ihre Kosten kommen, ob ihnen jedoch auch das reduzierte „Wunderkind“ gefällt, sei dahin gestellt. Angesichts der relativ schnörkellosen Instrumentierung zählt das Lied zu den besseren Balladen der Platte, ehe beim finalen „River Flows In You“ ausschließlich auf die Wirkung eines Pianos gesetzt wird und Gesang gar nicht vorkommt.
Der eine oder andere Titel ist durchaus hörenswert, doch wenn ich ehrlich bin, habe ich nie verstanden, warum es das Debüt „Unter dem Eis“ bis auf die zwölfte Chartposition geschafft hat. Ein Grund war zweifelsohne die erhebliche Medienpräsenz, und dann ist die Musik natürlich auch eingängig genug für die Massen, die ja ein Jahr später ihr scheinbar schwarzes Herz an die „Große Freiheit“ von UNHEILIG verlieren sollten. Dunkle Klänge sind inzwischen mainstreamkompatibel, wobei EISBLUME mit ihrem jüngsten Studio-Output „Ewig“ das gruftige Genre wirklich nur noch ganz am Rande streifen. Das eine oder andere kleine Gothic-Mädchen wird sich in die zweifellos nette Stimme der Frontfrau verknallen, ansonsten macht die Berlinerin Musik für die den süßlichen Pathos liebende Hörerschaft, welche vermutlich überwiegend weiblich sein dürfte und die Platte beim Lesen von Frauenliteratur oder Vampirromanen hören wird.
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