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ELDER - Reflections of A Floating World

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Artist ELDER
Title Reflections of A Floating World
Label STICKMAN RECORDS
Leserbewertung
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9.0/10 (2 Bewertungen)

Nick DiSalvo, Jack Donovan und Matt Couto sind in New Bedford, einer eher beschaulichen Hafenstadt, 76 km südlich von Boston zuhause. Was jedoch alles andere als beschaulich daherkommt, ist die Musik des Trios, das unter der Firmierung ELDER sein viertes Album „Reflections of A Floating World“ in die Plattenläden bringt. Die Promoter beim Berliner Label Noisolution sind ob der sechs Stücke, die sich über rund 65 Minuten erstrecken, geradezu aus dem Häuschen und sprechen voller Euphorie von einem epochalen Stück Rockmusik. Was soll ich sagen? Die Jungs in der Hauptstadt liegen haargenau richtig und wenn ich ehrlich bin, könnte ich den jüngsten Streich der seit 2005 agierenden Amis, deren bisherigen Platten mir leider durchgegangen sind, gar nicht besser beschreiben als dies bereits beim Kollegen Gesemann geschehen ist, weshalb ich mir heute die Freiheit nehme, im Wesentlichen auf den Promo-Text zurückzugreifen.

So strotzt „Reflections of A Floating World” in der Tat nur so vor neu erdachtem Prog-Rock und psychedelischen Abfahrten. Der Silberling (den es auch als Doppel-LP inkl. Download und reine digitale VÖ gibt) umfasst sechs Song-Monumente, die klanglich übergroß, jedes für sich einer kosmischen Expedition gleich kommt. Was als von schweren Gitarrenriffs getriebener Mid-Tempo-Rock beginnt, wird immer wieder von melodiösen Kapriziosen und cleveren Variationen durchbrochen. Der Anspruch, den DiSalvo an sein Songwriting stellt, scheint von Minute zu Minute entfesselter zu wachsen – der Spaß, ihm dabei zuzuhören ebenso. Die Gastmusiker Michael Samos und Mike Risberg verstärkten den Dreier an zusätzlicher Gitarre, Pedal Steel und Keys. So gerät ELDERs Sound voluminöser denn je, die verarbeiteten Einflüsse reichen von den 70er-Jahren-Prog-Sauriern wie YES, KING CRIMSON oder PINK FLOYD bis zu Brüdern im Geiste wie MOTORPSYCHO oder 35007. Daraus köcheln ELDER ihr ganz eigenes, extrem wohlklingendes Sound-Süppchen, das mit dem Opener „Sanctuary“ richtungsweisend aufgetischt wird. Nach den anfänglichen Stoner-Trademarks dreht sich der Track ab Minute 4 mehrmals um die eigene Achse, morpht in lyrischen mehrstimmigen Pickings und umschmeichelt von Mellotrons in ein ebenso abgründiges wie brutales Finale. „The Falling Veil“ wandelt seine Form zwischen THIN LIZZY mit Herzrhythmusstörung und MOTORPSYCHO in der „Heavy Metal Fruit“-Phase. Wer bei „Staving Off Truth“ hier und da an KYUSS denkt, wird im Laufe der elf Minuten eines Besseren belehrt. Bei aller Hymnenhaftigkeit ihrer Riffs ruht sich die Kapelle keine zwei Minuten auf einem Part aus. Gleichzeitig verliert aber auch keines der Lieder seinen Zusammenhalt, denn alles scheint folgerichtig ineinander verwoben. Möglicherweise werden die grenzenlosen kosmischen Ambitionen dieser Combo mit „Sonntag“, einem Abstecher in die Krautrock-Motorik von NEU!, auch am deutlichsten.

In jedem Fall sollte man sich „Reflections of A Floating World” und ELDER auf keinen Fall entgehen lassen, wenn man in Sachen Psychedelic Rock und Heavy Prog unterwegs ist. Die Full Length ist definitiv Pflicht und zur Kür bittet die Band, wenn sie mit Mike Risberg am Sechssaiter und Keyboard zum Quartett gewachsen, im Juli und August auf Europa-Tour kommt.

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